Kölner DrittligistWie Viktoria Köln mit den Folgen des Coronavirus umgeht

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viktoria geschäftsführer

Viktoria-Geschäftsführer Axel Freisewinkel 

  • Der Coronavirus hat auch die 3. Fußball-Liga fest im Griff.
  • Die nächsten beiden Spieltage wurden verlegt und sollen frühestens Anfang Mai nachgeholt werden.
  • Tobias Carspecken sprach mit Axel Freisewinkel, Geschäftsführer des FC Viktoria Köln, über die Auswirkungen.

Köln – Herr Freisewinkel, wie bewerten Sie den Mehrheitsentscheid der Drittliga-Clubs, zwei Spieltage zu verlegen? Es war eine sehr enge Entscheidung. Die Verlegung dient dazu, Zeit zu gewinnen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Die Viktoria hätte den Spielbetrieb gerne ohne Unterbrechung fortgeführt. Warum?

Zunächst muss ich deutlich sagen, dass die Gesundheit der Menschen im Vordergrund steht. Deshalb wollen wir alles dafür tun, um eine Gefährdung zu vermeiden. Allerdings glauben wir nicht, dass eine Verlegung von Spieltagen an der Gesamtsituation etwas ändert. Uns fehlt nach aktuellem Stand der Glaube, dass die Meisterschaftsspiele nach Ostern wieder mit Zuschauern durchgeführt werden können. Zum anderen gibt es sportliche Gründe: Wir haben nach drei Siegen in Folge einen Lauf, diesen Schwung hätten wir gerne mitgenommen. Bei Viktoria Köln spielt aber noch ein ganz anderer Aspekt rein: Den Klassenerhalt vorausgesetzt, wird während der Sommerpause die für Drittligisten vorgeschriebene, im Sportpark Höhenberg aber noch nicht vorhandene Rasenheizung eingebaut. Der zeitliche Plan mit dem ausführenden Unternehmen ist aufgrund der kurzen Sommerpause sehr auf Kante genäht. Wenn die Saison zwei, drei Wochen länger dauern würde, hätten wir ein Problem. Wir haben keinen Zeitpuffer für Verschiebungen.

Warum würden Heimspiele ohne Zuschauer Drittliga-Vereinen massiv schaden?

In der 3. Liga ist es so, dass die Fernsehgelder und die Einnahmen aus der Zentralvermarktung viel geringer sind als in der 1. und 2. Bundesliga. Die Einnahmen aus dem Spielbetrieb machen bei Drittligisten dagegen durchschnittlich über 20 Prozent des Gesamtetats aus. Allerdings gibt die 3. Liga in diesem Punkt kein homogenes Bild ab. Es gibt Vereine wie Kaiserslautern, Magdeburg oder 1860 München, zu deren Heimspiele bis zu 20 000 Menschen kommen. Clubs wie Großaspach, Bayern München II oder auch die Viktoria haben dagegen im Schnitt etwa 3000 Besucher.

Welche finanziellen Folgen hätten Geisterspiele?

Sie täten uns weh, würden für uns aber keine existenzielle Bedrohung darstellen. Glauben Sie, dass die Saison ohne Wettbewerbsverzerrung über die Bühne gebracht werden kann? Nein. Was passiert, wenn wir an den Punkt gelangen, an dem Geisterspiele nicht mehr ausreichen? Und was geschieht, wenn sich ein Spieler mit dem Virus ansteckt und dadurch die gesamte Mannschaft in Quarantäne gesteckt wird? Wichtig ist bei all diesen Fragen aber das, was ich schon vorher gesagt habe: Die Gesundheit steht über allem.

Haben Sie Bedenken, dass Sponsoren Regressforderungen an die Viktoria stellen könnten, würde die Saison vorzeitig beendet?

Ich kann mir schwer vorstellen, dass Sponsoren, die uns über Jahre begleiten, in dieser Ausnahmesituation Regressansprüche stellen würden. Auf uns ist auch noch kein Sponsor wegen dieser Thematik zugekommen. Was aber passieren könnte, ist, dass bei den Fernsehgeldern nicht der Gesamtbetrag an die Vereine ausgeschüttet wird.

In der Stadt Köln sind bis 10. April Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmenden untersagt. Wie wird Ihr Club diese Vorschrift im Heimspiel am 30. März gegen den SV Meppen umsetzen?

Eine Möglichkeit wäre, die erlaubte Grenze bis maximal 1000 teilnehmenden Menschen auszunutzen. Dann würden die Dauerkarteninhaber Eintritt erhalten. Zusätzlich würde ein begrenztes Kartenkontingent in den freien Verkauf gehen. Eine andere Möglichkeit wäre, die Partie als komplettes Geisterspiel ohne jeden Zuschauer im Stadion auszutragen. Was wir letztlich machen, darüber müssen wir uns auch mit dem Gesundheitsamt beraten. All diese Fragen werden sicherlich am Montag bei der außerordentlichen Versammlung in Frankfurt am Main auf den Tisch kommen, zu dem der DFB alle Drittliga-Clubs geladen hat.

Welche Erwartungen haben Sie an die Zusammenkunft?

Dass zu einer Entscheidung gekommen wird und wir anschließend wissen, wie es weiter geht. Es gibt zahlreiche rechtliche Fragen zu klären. Beispielsweise diese: Was wäre im Falle des Abbruchs des laufenden Spielbetriebs? Ich könnte mir vorstellen, dass sehr intensiv diskutiert wird, weil die Interessen der Vereine nicht immer gleich sind.

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