Ex-KEC-Kapitän Dave McLlwain„Mein Herz hängt an den Kölner Haien!“

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Dave McLlwain

  • Dave McLlwain (52) absolvierte 521 NHL-Spiele und beendete nach neun Spielzeiten für die Kölner Haie 2009 seine aktive Laufbahn.
  • Ivo Jaschik sprach inmitten der Corona-Krise mit dem Ex-KEC-Kapitän.

Köln – Hi Dave, sind Sie wohlauf und wo erreiche ich Sie gerade? In Toronto, in Ihrem Domizil am See oder in Seaforth?

Ja, mir geht es echt gut. Vor knapp vier Wochen habe ich mich aus der City von Toronto verabschiedet und bin in mein Wochenendhaus am Lake Huron in Grand Bend gezogen. Hier ist alles ruhiger und leichter zu bewerkstelligen. In Toronto musste ich doch lange warten, wenn ich etwas kaufen musste und konnte Menschenansammlungen nicht immer entgehen.

Können Sie das „Corona-Virus“ beschreiben?

Horror. Absolut schrecklich.

Alles ist heruntergefahren, alle Veranstaltungen abgesagt. Wird Eishockey danach wieder dasselbe sein?

Keiner weiß etwas Genaues. Die Grenzen sind erst einmal für weitere vier Wochen geschlossen, genauso wie alle Geschäfte, die nicht lebensnotwendige Dinge verkaufen. Auch der Sport wird diskutiert. Unsere Gesellschaft braucht den Sport , ob mit Fans oder ohne. Es gibt viele offene Fragen. Es ist nicht das Ende, aber viele vermissen den Sport.

Sie machen auch täglich Sport. Was machen Sie jetzt, der See ist gerade nicht gefroren?

Ich habe alle Geräte, die ich für meine täglichen Übungen brauche, hier in meinem Häuschen. Nachdem ich die Schlittschuhe an den Nagel gehängt habe, habe ich bei den „Alten Herren“ weitergespielt und bin bei Wohltätigkeitsveranstaltungen auf das Eis gegangen. Das alles ist jetzt auch gestrichen. Die einen trifft es mehr, die anderen weniger. Vielen Leuten geht es an die Existenz. Mir geht es gut, aber bei vielen anderen sieht es nicht so rosig aus.

Bei den Toronto Maple Leafs , die vor Ihrer Haustür spielen, lief es trotz Stars wie Austin Mathews, John Tavares und Frederik Andersen diese Saison nicht so rund. So wie bei den Haien, die die Erwartungen nicht erfüllen konnten.

Es lastete großer Druck auf der Leafs-Organisation. Sie haben dagegen angekämpft, den Trainer gewechselt. Das war alles ein bisschen viel. Aber das Team hat durchaus das Potenzial viel zu erreichen. Tavares beispielsweise hat bisher nicht sein bestes Eishockey gespielt.

Haben Sie Ihre Haie verfolgt?

Klar, die neun Jahre in Köln haben mich schon geprägt, die Stadt, die Fans, der Club sind mir ans Herz gewachsen. Manchmal ist es so. Du weißt nicht warum es nicht läuft, aber es läuft nicht. Es ist wie eine Lawine: Sobald sie ins Rollen kommt, ist sie nur schwer aufzuhalten. Auch ich habe es in meiner aktiven Zeit ein paar Mal erlebt.

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Wenn man sich unter größten Anstrengungen dagegen stemmt, wird es nur noch schlimmer. Und dann durch irgendeine Veränderung, wendet sich auf einmal alles. Die Haie haben Uwe Krupp zurückgeholt, was meiner Meinung nach ein sehr guter und kluger Entschluss war. Uwe ist einer, der sich durch seine Leistungen als Spieler und Coach Respekt erarbeitet hat. Sie wissen, was sie an ihm haben. Außerdem war er schon mal als Trainer in Köln und weiß genau, wie es läuft. Für Köln ist Uwe ein Glücksgriff.

Sie leben in Toronto, dem Eishockey-Mekka – in der näheren Umgebung können Sie viel Eishockey sehen: NHL, AHL (Marlies) und Junioren in der Ontario Hockey League. Wären Sie nicht der perfekte Spielervermittler?

Nicht unbedingt. Aber mein Herz hängt an den Haien und ich würde mich freuen, wenn ich hier für den KEC nach Spielern Ausschau halten könnte. Ich würde es sogar begrüßen, würden mich die Verantwortlichen einbinden.

Zur Person

Dave McLlwain wurde am 9. Juni 1967 in Seaforth/Kanada geboren. Seine NHL-Karriere mit 100 Toren und 109 Assists in 521 Spielen startete der Center 1987 bei den Pittsburgh Penguins. Der Linksschütze spielte außerdem noch für Winnipeg, die New York Islanders, Buffalo, Toronto und Ottawa. 1997 wechselte er zum EV Landshut und spielte dann noch zwei Jahre in Bern, bevor er 2000 zu den Kölner Haien kam.

McLlwain wurde in neun Jahren beim KEC zum unumstrittenen Führungsspieler und war fünf Jahre lang Kapitän der Haie. Er absolvierte 556 DEL-Spiele, in denen er 184 Tore erzielte und 339 Assists gab. Nach seiner aktiven Karriere kehrte er mit seiner Familie nach Toronto zurück-

Ich könnte Spieler beobachten, ich könnte Hinweise geben. Aus meiner langen Zeit in Köln weiß ich, was ein Haie-Profi beherrschen muss - auf und neben dem Eis. Ich bin ziemlich gut vernetzt hier, so dass ich mit ein paar Telefonaten über jeden informiert bin.

Als Sie anfingen auf dem Eis zu zaubern, wem haben Sie damals nachzueifern versucht?

Es war Wayne Gretzky. Er war 16, 17 Jahre alt und die Zeitungen waren damals schon voll von ihm. Ich wollte unbedingt mit ihm zusammenspielen, aber das hat nicht funktioniert.

Sie können auf eine lange, erfolgreiche Karriere zurückschauen – nach 521 Partien kamen Sie 1997 in die DEL. Warum haben Sie nicht weiter in der NHL gespielt?

Ich hatte zehn Jahre in der NHL hinter mir, wobei ich in den letzten zwei Jahren eigentlich mehr in den Minors (Cleveland Lumberjacks, International Hockey League) zu finden war. Ich hätte bestimmt noch einen Vertrag bekommen, aber dann wäre es wahrscheinlich nur noch ein Hoch und Runter gewesen. Da habe ich mir gedacht, versuch es einmal in Europa. Ich ging nach Landshut, wechselte in die Schweiz und dann zu den Haien. Ich hatte fantastische neun Jahre dort.

Mit den Haien krönten Sie auch im zweiten Jahr Ihre Karriere mit der Meisterschaft.

Ja, es war die Erfüllung eines lang ersehnten Traumes. Wir waren die Champions 2002. Gegen Mannheim haben wir in der Serie mit 3:2 gewonnen. Das entscheidende Spiel auswärts. Einfach toll. Im nächsten Jahr erreichten wir wieder das Finale, dieses Mal gegen Krefeld. Wir haben 2:3 verloren, auch weil ich des Eises verwiesen wurde. Ich weiß bis heute nicht, warum der Linienrichter gepfiffen hat. Eventuell war das entscheidend.

Gretzky, Gilmour waren Ihre großen Idole – was sagen Sie dazu, dass junge Spieler auch mal ein Dave McLlwain werden möchte?

Ich denke, dass das bei einigen jungen, mittlerweile nicht mehr jungen Spielern in Köln durchaus der Fall sein kann. Als junger Spieler macht man sich erst mal nicht so große Gedanken darüber, aber sobald du dir der Verantwortung bewusst bist, ist es etwas, auf das du stolz sein kannst, dass junge Kinder dir nacheifern wollen. Aber das war in Köln – hier sind die Vorbilder der Kids jetzt Austin Matthew, John Tavares.

Und der Kölner Leon Draisaitl. War seine Entwicklung so zu erwarten?

Ich glaube, jeder hat gewusst, dass Leon ein ganz großes Talent ist und zu einem NHL-Star reifen kann. Er war schon immer verdammt gut. Aber dass er zu dem Star wird, hatten wohl nicht allzu viele erwartet. Ich bin mir sicher, dass Leon in dieser Saison so einige Awards abgeräumt hätte. Das schönste ist, dass er von Jahr zu Jahr besser wird.

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