SpielberichtBayer Leverkusen gegen Bayern München

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Charles Aranguiz von Leverkusen reagiert nach dem Spiel.

Leverkusen – Die letzte Hoffnung Leverkusen ist nur eine Hoffnung geblieben. Im Kampf um die deutsche Fußball-Meisterschaft hatte die Konkurrenz des FC Bayern München am 30. Spieltag auf die Werkself gesetzt. Immerhin konnte Bayer den Rekordmeister in den jüngsten beiden Duellen bezwingen. 3:1 im Februar 2019 in Leverkusen und 2:1 in München im Hinspiel am 30. November. Drei Niederlagen hintereinander gegen den gleichen Gegner waren den Bayern aber mit Beginn der 2012/13 nicht mehr wiederfahren.

Und so bleibt es auch: Der Tabellenführer setzte sich am Samstagnachmittag in der leeren BayArena souverän mit 4:2 (3:1) durch und strebt unaufhaltsam dem erneuten Titelgewinn entgegen. Die chancenlosen Leverkusener verpassten dagegen den Sprung zurück auf die Champions League-Plätze, für den ein Punkt gereicht hätte, und mussten sich damit trösten ab sofort den jüngsten Torschützen der Bundesliga-Geschichte in ihren Reihen zu haben. Florian Wirtz löste mit seinem Treffer zum 2:4 im Alter von 17 Jahren und 34 Tagen Nuri Sahin ab.

Mutige Aufstellung

Peter Bosz begegnete dem kurzfristigen und überraschenden Ausfall von Kai Havertz (Schlag aufs Knie) und dem hohen Favoriten mit einer mutigen Aufstellung. Der Bayer-Trainer ersetzte seinen Jungstar durch Lucas Alario und brachte mit Leon Bailey, Moussa Diaby, Karim Bellararbi drei weitere Offensivkräfte. Das Selbstbewusstsein, mit dem der Niederländer den Tabellenführer bespielen wollte, übertrug sich auf eine Mannschaft. Bayer ließ sich von den Ballstafetten der Münchner nicht beeindrucken und gestaltete die erste Viertelstunde mit viel Ballbesitz und sicherem Passspiel auf Augenhöhe.

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Als Julian Baumgartlinger nach einem Einwurf den an der Abseitskante lauernden Alario bediente und der Argentinier Nationaltorwart Manuel Neuer mit einem frechen Außenristschuss ins kurze Ecke überraschte, war Boszs Taktik erst einmal aufgegangen (9.). Die Werkself stellte sich nach dem 1:0 dann tiefer auf. Was clever war, denn obwohl die Bayern dominierten und den Leverkusener Strafraum belagerten, erspielten sie sich keine Torchance. Erst als die Bosz-Elf für einen Moment dem Leichtsinn nachgab, fiel der Ausgleich. Bezeichnenderweise nach einer Umschaltaktion.

Meister hatte seinen Weg zum Erfolg gefunden

Die Münchner pressten den jungen Moussa Diaby im Zentrum so gnadenlos, dass Leon Goretzka den Ball eroberte und Kingsley Coman auf die Reise schickte. Der Franzose vollendete gegen den beim Rauslaufen unentschlossenen Lukas Hradecky im Bayer-Tor (27.).

Der Meister hatte seinen Weg zum Erfolg gefunden. Wenn die Gastgeber den Ball führten und hoch standen, konnte das Team von Coach Hansi Flick mit langen Bällen sein reichlich vorhandenes Tempo in Szene setzen. Wie nach einem Leverkusener Eckball, den die Bayern konterten und durch Goretzkas haltbaren Linksschuss von der Strafraumgrenze zum 1:2 (40.) nutzten. Und Bayer 04 lief seinen Gästen weiter ungeschickt in die Falle. Den ersten Versuch von Serge Gnabry nach einem langen Pass von Jerome Boateng konnte Hradecky noch entschärfen (45.), 30 Sekunden später aber war der finnische Keeper gegen den Heber des Nationalspielers machtlos. Diesmal war Joshua Kimmich der Absender des Passes aus der eigenen Hälfte (45.). Die Naivität, mit der die Leverkusener ihre Defensive entblößten machte es dem Favoriten viel zu leicht.

Für die Bayern der neunte Sieg in Folge

Peter Bosz reagierte und wechselte zur Pause dreimal. Mit Kerim Demirbay, Wendell und Youngster Florian Wirtz wurde sein Team zwar etwas aktiver, blieb aber chancenlos. Was Thomas Müller (50.) und Gnabry (64.) noch verpassten, erledigte schließlich Robert Lewandowski. Das 30. Saisontor des Polen zum 1:4 (66.) untermauerte die Kräfteverhältnisse endgültig. Den Leverkusenern blieb das hübsche Rekordtor den 17-jährigen Wirtz (89.) und das Comeback seines lange verletzten Torjägers Kevin Volland, um sich mit ihrer Unterlegenheit abzufinden.

Für die Bayern war es auf dem Weg zum achten Meistertitel hintereinander der neunte Sieg in Folge (32:7-Tore) und schon der fünfte nach der Corona-Zwangspause (17:4-Tore). Die fußballerische und individuelle Überlegenheit der Münchner zeigt sich in den Geisterspielen also genauso deutlich wie vorher in den normalen Partien mit Zuschauern. Hansi Flick und sein Team werden es wohl auch verkraften können, dass ihnen nächste Woche gegen Borussia Mönchengladbach die gesperrten Thomas Müller und Robert Lewandowski fehlen werden. Beide sahen in Leverkusen ihre fünfte Gelbe Karte. Gegen diese Bayern bleibt dem Rest der Fußball-Bundesliga nur die Hoffnung – auf die nächste Saison.

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Leverkusen: Hradecky; Dragovic, S. Bender, Tapsoba; Amiri (46. Demirbay), Aranguiz, Baumgartlinger (62. Paulinho), Bailey (46. Wendell); Bellararibi (46. Wirtz), Diaby; Alario (76. Volland). – München: Neuer; Pavard, Boateng, Alaba, Davies (84. Hernandez); Kimmich, Goretzka (66. Martinez); Coman (66. Perisic) , Müller, Gnabry (74. Thiago); Lewandowski. – SR.: Gräfe (Berlin). – Tore: 1:0 Alario (9.), 1:1 Coman (27.), 1:2 Goretzka (42.), 1:3 Gnabry (45.), 1:4 Lewandowski (66.), 2:4 Wirtz (89.) . – Gelbe Karten: Amiri, Bellarabi; Coman, Lewandowski, Müller.

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