Aufholjagd und MassenschlägereiAlle Play-off-Serien der Baskets gegen Bamberg

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Aleksandar Zecevic als Pistolero: Er macht 2002 im fünften Viertelfinale allein im Schlussviertel 13 Punkte, 26 insgesamt.

Aleksandar Zecevic als Pistolero: Er macht 2002 im fünften Viertelfinale allein im Schlussviertel 13 Punkte, 26 insgesamt.

Bonn – Langweilig ist es nie. Seit die Telekom Baskets und Bamberg in der Bundesliga aufeinandertreffen, liegt immer Hochspannung in der Luft – und einmal entlädt sich die Rivalität in einem Skandalspiel, das bundesweit Schlagzeilen macht. Gegen keinen Gegner treten die Bonner so oft an, in 88 Spielen gibt es 33 Siege und 55 Niederlagen, beide treffen sich neunmal in den Play-offs (35 Spiele). Die Baskets gewinnen die ersten Serien 1997 und 2002. Als Bamberg danach mit neun Meisterschaften in 13 Jahren (2005, 2007, 2010 bis 2013, 2015 bis 2017) zum Dominator der BBL wird, ziehen die Baskets immer den Kürzeren. Hier soll an drei unvergessene Serien erinnert werden.

Play-off-Duelle

1997 Halbfinale 3:0

Bamberg (6.) – Bonn(7.)74:88

Bonn – Bamberg    64:60

Bamberg – Bonn    68:80

2002 Viertelfinale 3:2

Bonn (2.) – Bamberg (7.)82:95

Bamberg – Bonn    91:83

Bonn – Bamberg    87:68

Bamberg – Bonn    82:88

Bonn – Bamberg    75:73

2003 Halbfinale 1:3

Bonn (1.) – Bamberg (5.) 81:68

Bamberg – Bonn    75:70

Bonn – Bamberg    64:77

Bamberg – Bonn    87:72

2006 Viertelfinale 1:3

Bamberg (2.) – Bonn (7.) 78:66

Bonn – Bamberg    75:64

Bamberg – Bonn    76:64

Bonn – Bamberg    60:70

2007 Viertelfinale 2:3

Bamberg (3.) – Bonn (6.) 58:69

Bonn – Bamberg    70:73

Bamberg – Bonn    76:59

Bonn – Bamberg    59:54

Bamberg – Bonn    65:52

2010 Viertelfinale 0:3

Bonn (4.) – Bamberg (5.) 78:80

Bamberg – Bonn    83:71

Bonn – Bamberg    82:84

2012 Viertelfinale 1:3

Bamberg (1.) – Bonn (8.) 74:75

Bonn – Bamberg    53:67

Bamberg – Bonn     102:92

Bonn – Bamberg     82:84

2017 Viertelfinale 1:3

Bamberg (2.) – Bonn (7.) 92:93

Bonn – Bamberg    71:87

Bamberg – Bonn    76:73

Bonn – Bamberg    67:76

2018 Viertelfinale 0:3

Bamberg (4.) – Bonn (5.) 87:74

Bonn – Bamberg    82:90

Bamberg – Bonn    75:70

1997 Halbfinal-Durchmarsch

Diese Halbfinalserie in der Aufstiegssaison der Baskets tritt in der Rückschau zu Unrecht etwas in den Hintergrund im Vergleich zu den prickelnden Viertelfinal-Derbys gegen Rhöndorf (4:2) und der ersten Endspielteilnahme gegen Berlin (1:3). Sportlich ist der souveräne 3:0-Durchmarsch gegen Bamberg aber wohl am wertvollsten, setzt sich die Truppe von Trainer Bruno Socé doch mit zwei Auswärtssiegen glatt durch.

Im ersten Play-off-Duell zwischen den Telekom Baskets und Bamberg triumphieren 1997 die Bonner. Der 40-jährige Arvid Kramer feiert dies mit den Fans in Bamberg.

Im ersten Play-off-Duell zwischen den Telekom Baskets und Bamberg triumphieren 1997 die Bonner. Der 40-jährige Arvid Kramer feiert dies mit den Fans in Bamberg.

Noch berauscht vom 85:83-Thriller im sechsten Viertelfinale gegen Rhöndorf erwischen die Baskets die routinierten Bamberger in Halbfinale eins in deren Halle kalt, gehen mit einem Sturmlauf 30:9 in Führung und lassen sich danach nicht mehr aufhalten. Beim 88:74-Triumph überragen der Kroate Sinisa Kelecevic (24 Punkte) und Publikumsliebling Eric Taylor (18). Viertelfinal-Held Jan Rohdewald beseitigt nach der Pause mit vier Dreiern letzte Zweifel.

Spiel zwei wird zur knüppelharten Abwehrschlacht, in der Bonn sich vor (inoffiziell) 4000 Zuschauern in der brechend vollen Hardtberghalle mit 64:60 drei Matchbälle sichert. Taylor (27) und Kelecevic (17) machen mehr als zwei Drittel der Punkte.

Bonns Eric Taylor sticht Nationalspieler Kai Nürnberger aus.

Bonns Eric Taylor sticht Nationalspieler Kai Nürnberger aus.

300 Schlachtenbummler sorgen bei Spiel drei für eine rheinische Invasion. Das Sponsoren-Kürzel von „TTL“ Bamberg interpretieren sie auf einem frechen Plakat als „Time To Lose“ (Zeit zu verlieren) – die Geburtsstunde der Verhöhnungen, die das Verhältnis der Fanlager fortan prägen sollte. Bamberg hofft auf seine starken Guards Kai Nürnberger (Europameister von 1993) und Derrick Phelps (ab 1998 als „General“ Spielmacher in Bonn). Aber die Baskets mit Taylor (24 P.) und Klaus Perwas (10) dominieren das Duo und legen mit Topscorer Kelecevic (25) die Basis zum 80:68-Triumph. Mit Arvid Kramer, dem mit 40 Jahren ältesten Bundesligaspieler, feiert das Team mit einer Polonaise durch die Halle den Finaleinzug.

2002 Ein entfesselter Zecevic

Fünf Jahre später folgt im Viertelfinale die knappste Serie. Wie die als Hauptrundenzweite gestarteten Baskets den 0:2-Rückstand egalisieren (2:2), ist schon spektakulär. Wie sie aber in Spiel fünf den Sieg nach scheinbar aussichtslosem Rückstand aus dem Feuer reißen, macht den Thriller zu einem der besten Play-off-Spiele der Bonner.

Höhen und Tiefen

Unrühmlicher Abgang: Nach dem Aus der Baskets im vierten Halbfinale 2003 mit 72:87 in Bamberg wird bekannt, dass ihr Top-Werfer Brad Traina schon ein Rückflugticket in der Tasche hatte. Zurück in Bonn, fliegt der Italo-Amerikaner, der mit 43 Punkten gegen Oldenburg bis heute den Baskets-Rekord für ein Spiel hält, direkt in die USA. Präsident Wolfgang Wiedlich verkündet sofort, dass es keine Vertragsverlängerung geben werde.

Serienkiller: Anderthalb Jahre und 48 Ligaspiele ist Tabellenführer Bamberg in eigener Halle ungeschlagen, als den Bonnern im ersten Viertelfinale 2012 als Achter die Sensation gelingt: Durch einen Tipp-in von Benas Veikalas in letzter Sekunde schocken sie den Titelverteidiger mit einem 75:74-Erfolg in der „Frankenhölle“. Aber das Imperium schlägt zurück: Bamberg gewinnt die nächsten drei Spiele und ist auf dem Weg zur erneuten Meisterschaft nicht aufzuhalten.

Erneuter Paukenschlag: Diesen Coup wiederholen die Baskets fünf Jahre später (2017), als sie als Hauptrundensiebter beim Zweiten mit 93:92 ebenso knapp triumphieren. Überragender Mann ist Josh Mayo mit 25 Punkten und neun Assists. Aber Geschichte wiederholt sich: Wieder kontert die Bamberger Star-Truppe mit drei Siegen und marschiert zur nächsten Meisterschaft durch. (MK)

Die von Dirk Bauermann trainierten Bamberger beherrschen die Bonner bis zur 59:43-Führung (25.). Alle Leistungsträger (Rencher, Nadjfeji, Burke) treffen schlecht, da schwingt sich ein Bankspieler zum Retter auf: Der Serbe Aleksandar „Zeka“ Zecevic macht mit 26 Punkten das Spiel seines Lebens, erzielt im Schlussviertel 13 Punkte zum 75:73. „Baskets klinisch tot, dann kam Zeka“ – so lautet am nächsten Tag die Schlagzeile in der Rundschau. In dem Freudentaumel ist ein Mann auf der Gegenseite untröstlich, der mit 17 Punkten und 17 Rebounds überragt: Chris Ensminger. Sieben Jahre später sollte er die Seiten wechseln: von 2009 bis 2013 trägt er das Baskets-Trikot.

Mit dem Kraftakt hat das Team von Predrag Krunic aber sein Pulver verschossen. Im Halbfinale gegen den ungeliebten Rivalen Köln zieht es nach einer 83:87-Heimpleite zum Auftakt mit 1:3 den Kürzeren.

2006 Wüste Massenkeilerei

Schon 2003 gelingt Bamberg im Halbfinale der erste Sieg über die Baskets (3:1). Drei Jahre später steigt das nächste Duell im Viertelfinale – Bamberg kommt nach dem ersten Titel 2005 als Meister. Es herrscht von Anfang an eine aggressive Stimmung. Auch in Spiel zwei auf dem Hardtberg. Nickligkeiten auf dem Parkett, und auf den Rängen: Bamberger Schmähgesänge kontern die Bonner Fans mit „Wir singen Bamberger Bauern . . .“.

Die Massenschlägerei von 2006 macht bundesweit Schlagzeilen. Bonns Michael Meeks (l.) und Andrew Wisniewski (3.v.r.) attackieren Steffen Hamann, wenig später ist Uvis Helmanis (r.) dabei.

Die Massenschlägerei von 2006 macht bundesweit Schlagzeilen. Bonns Michael Meeks (l.) und Andrew Wisniewski (3.v.r.) attackieren Steffen Hamann, wenig später ist Uvis Helmanis (r.) dabei.

Beim 14:22 (13.) explodiert das brisante Gemisch: Nach einem Foul von Bambergs Steffen Hamann boxt Baskets-Center Michael Meeks den Letten Uvis Helmanis in den Unterleib, im Nu kommt es zur Massenschlägerei, in der Bankspieler beider Teams kräftig mitmischen; Meeks reißt Hamann zu Boden, der ihm erst mit stark blutender Handverletzung entkommt.

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Es dauert fast 20 Minuten, ehe die Schiedsrichter ihre Entscheidungen getroffen haben. Es ist totenstill, als Hallensprecher Andreas Böttcher mit legendären Worten verkündet: „Für Bamberg bleiben im Spiel . . .“ – und nennt vier Rückennummern. Dann: „Für Bonn bleiben im Spiel . . .“ – und nennt fünf Rückennummern. Damit ist klar: Die Unparteiischen haben 14 Disqualifikationen ausgesprochen, die Partie wird mit „Fünf gegen Vier“ weitergespielt. Als kurz vor Schluss zwei weitere Akteure raus müssen, endet sie sogar mit „Vier gegen Drei“. Unter „The Brawl – Playoffs Bonn vs Bamberg“ gibt es auf Youtube einen ARD-Bericht über das Spiel.

27 Minuten in Überzahl, gleichen die Baskets mit 75:64 (24 Punkte Artur Kolodziejski) zum 1:1 aus. In der Folge hagelt es Sperren bei Bonn (Meeks 6 Spiele, Wisniewski 3, Paravinja 1) und Bamberg (Hamann 4, Helmanis 3), die übrigen neun Spieler kommen mit der Matchstrafe davon. Aber in Spiel drei und vier kann Bonn die Sperren weniger gut kompensieren als Bamberg: Die Franken ziehen mit 3:1 ins Halbfinale ein, in dem sie mit 2:3 am späteren Meister Köln (3:1 gegen Berlin) scheitern.

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