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Nach SaisonendeKaderplanungen der Telekom Baskets liegen derzeit auf Eis

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Ein Banner des Baskets-Fanclubs am Telekom Dome soll Optimismus verbreiten: „Die Welt taumelt, der Heartberg bleibt stehen.“

Ein Banner des Baskets-Fanclubs am Telekom Dome soll Optimismus verbreiten: „Die Welt taumelt, der Heartberg bleibt stehen.“

Bonn – Seit Jahren war Michael Wichterich, der Sportmanager der Telekom Baskets, es gewöhnt, dass für ihn mit dem Ende der alten Saison eine der stressigsten Phasen des gesamten Jahres beginnt: Es galt die Planung des neuen Kaders voranzutreiben. Gespräche mit bisherigen Spielern standen ebenso auf der Tagesordnung wie Verhandlungen mit möglichen Neuzugängen oder deren Beratern.

In Corona-Zeiten ist das völlig anders: Seit klar ist, dass die Bonner zu den sieben Clubs gehören, die sich nicht an dem Turnier beteiligen, mit dem die Saison der Basketball Bundesliga (BBL) abgeschlossen werden soll, steht für sie zwar das Ende der alten Spielzeit fest, wie es weitergeht, ist aber völlig offen.

US-Spieler haben deutsches System schätzen gelernt

Denn die Planungen für die neue Saison liegen auf Eis, der Club fährt auf Sicht: „Die Einschätzung der Lage ändert sich ja fast täglich, niemand kann absehen, wann und unter welchen Bedingungen eine neue Spielzeit starten kann“, erläutert Wichterich. Weder wisse man, ob und wann wieder vor Zuschauern gespielt werden dürfe, noch seien die Rahmenbedingungen wie etwa das Budget abschätzbar. In einem ist er sich aber jetzt schon sicher: „Wohl alle Clubs werden mit verringerten Etats kalkulieren müssen.“

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Zur aktuellen personellen Situation der Baskets: Branden Frazier, Stephen Zimmerman, Geno Lawrence, Donald Sloan sowie Trainer Will Voigt waren ja schon vor Wochen in die USA zurückgekehrt, ihre Verträge aufgelöst worden. Alec Brown folgte ihnen in dieser Woche. Die übrigen Ausländer (Bojan Subotic, Ben Simons, Trey McKinney-Jones) halten sich vorerst weiter in Bonn auf. „Sie haben erkannt, dass Deutschland vom Gesundheits- und Sozialsystem weltweit die besten Voraussetzungen bietet, die Corona-Pandemie zu überstehen“, sagt Wichterich. Dies gelte besonders für Spieler, die mit Familie hier seien (Subotic, McKinney-Jones).

TJ DiLeo, Joshiko Saibou und Kilian Binapfl haben noch Verträge bis Mitte 2021, bei Benjamin Lischka, Subotic und Zimmerman gibt es eine beidseitige Option für eine weitere Saison, der Kontrakt mit Yorman Polas Bartolo läuft am 30. Juni aus. Aber wegen der Unsicherheiten fallen kurzfristig auch hier keine Entscheidungen über die Optionen oder Anschlussverträge.

Wichterich erwartet ein sehr gutes BBL-Turnier

Dass das Play-off-Turnier der BBL mit zehn Mannschaften nach München vergeben wurde, ist für Wichterich „nachvollziehbar“, obwohl Bonn von den vier Bewerbern (München, Berlin, Frankfurt, Bonn) aus seiner Sicht die besten organisatorischen Voraussetzungen (mit Telekom Dome und benachbartem Ausbildungszentrum mit Dreifachhalle) geboten hätte. München habe aber aufgrund der wirtschaftlichen Faktoren (die Bayern können den Audi-Dome mietfrei zur Verfügung stellen) verständlicherweise den Zuschlag bekommen. „Das konnten wir nicht anbieten, schon weil wir bei einer Hallenöffnung Mitarbeiter aus der Kurzarbeit hätten zurückholen müssen“, erläutert der Sportmanager.

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Inzwischen hat sich Wichterich auch mit der Turnierform angefreundet: „Es war eine einstimmige Entscheidung und auch eine gute Entscheidung, weil kein Verein zu etwas gezwungen wurde, was er wirtschaftlich nicht verantworten konnte.“ Wichterich ist absolut überzeugt, dass München „ein sehr gutes Turnier“ erleben werde – wenn die Politik und die Behörden grünes Licht für das Hygiene-Konzept geben.

Derweil herrscht im Telekom Dome fast völlige Stille: Die Arena ist im Energiespar-Modus, nur die Baskets-Geschäftsstelle ist im Notbetrieb drei Stunden täglich geöffnet. Die Fans unterstützen den Standort aber moralisch: Mitglieder des Fanclubs haben an der Rotunde des Telekom Domes ein weithin sichtbares Banner fixiert, das Mut machen soll: „Die Welt taumelt, der Heartberg bleibt stehen!“

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