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ADAC-TourismusstudieDas sind die Urlaubstrends in der Corona-Zeit

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Camping

Camping, schon 2020 hoch im Kurs als flexible, individuelle Reiseform, bleibt auch 2021 schwer im Trend.

Köln – Das Reisejahr 2020 hatten sich viele Deutsche anders ausgemalt. Die Corona-Pandemie durchkreuzte viele Pläne. Als es dann doch ging, wurde der Urlaub kürzer, individueller und zu großen Teilen im eigenen Land verbracht. Das fand der ADAC heraus, der am Donnerstag seine „Tourismusstudie“ gemeinsam mit Tourismus-Experten vorstellte.

Zufrieden waren die Deutschen mit ihrem Urlaub dennoch, obwohl an vielen Stellen improvisiert werden musste. „Die Leute waren einfach froh, überhaupt reisen zu können“, sagte ADAC-Vorstand Dr. Dieter Nirschl. „Reisende in Deutschland haben sehr positive Erfahrungen. Das ist eine Auszeichnung für den Tourismus in unserem Land. Während 2019 etwas über einem Drittel der 5000 Befragten ihren Haupturlaub in Deutschland verbracht haben, waren es 2020 deutlich über die Hälfte (56 Prozent). An der Spitze der Reiseziele stand Bayern, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.

Camping wird beliebter

Wenn es nach den Ergebnissen der Studie geht, könnte Urlaub in Deutschland weiterhin im Trend bleiben. 65 Prozent der Befragten halten einen Urlaub in Deutschland in diesem Jahr für wahrscheinlich. Fernreisen gegenüber sind die meisten noch skeptisch. Wenn, dann zieht es die Generation zwischen 18 und 29 in die Ferne (27 Prozent).

Was die Urlaubsplanung für 2021 angeht, bleibt eine gewisse Skepsis. Grundsätzlich wollen die Menschen reisen und auch wieder mehr Geld dafür ausgeben als im Vorjahr. Doch die Zurückhaltung wirkt sich vor allem darauf aus, dass die Menschen eher kurzfristig buchen wollen.

Größere Hotels präferierten 2020 (24 Prozent) deutlich weniger Reisende als noch im Vorjahr (33 Prozent). Profitieren konnten gemietete oder eigenen Ferienwohnungen sowie Camping- und Wohnmobil-Urlaub. Dr. Dieter Nirschl: „Der Camping-Trend war schon da und geht nun weiter. Wer im Sommer buchen will, hat es schon schwer.“ Nirschl forderte von den Kommunen, neue Stellplatzkapazitäten zu schaffen. „Der Ansturm wird kommen.“

Geht es nach Marek Andryszak, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Tui, könnte es aber auch schon bald wieder raus aus Deutschland gehen. „Auf den Balearen sind wir seit drei bis fünf Wochen teilweise unter einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50.“ Wenn Reisewarnungen aufgehoben werden, entstünden Planbarkeiten. Ein Supergau sei es allerdings, sagte Thomas Bareiß, Tourismusbeauftragter der Bundesregierung, „wenn wir nach Mallorca fliegen könnten, das Hotel im Harz aber noch zu hat.“

Forderungen

Verbraucher müssten vor Risiken in der Urlaubsplanung geschützt werden, heißt es in den Schlussfolgerungen des ADAC. Dies müsse auch politisch verankert werden. „Lange Vorauszahlungsfristen, fehlender oder nicht ausreichend sicherer Insolvenzschutz, kostenintensive Stornobedingungen bei Airlines und touristischen Anbietern […] sind nicht mehr zeitgemäß.

Camping-, Wander-, Wasser- oder Radtourismus wird beliebter. Diese Urlaubsformen müsse die Politik durch günstige Rahmenbedingungen unterstützen. „Dazu gehört zum Beispiel der Ausbau der Camping-Stellplatz-Infrastruktur, eine Reform der Wohnmobil-Führerscheinregelungen und die Sicherstellung einer wassertouristischen Infrastruktur.“ (sim)

Andryszak sagte, er gehe davon aus, dass das Impfen und Testen für deutlich mehr Sicherheit sorgen kann als das noch 2020 der Fall war. Eine Impfung als Voraussetzung für einen Flug sei allerdings keine mögliche Strategie. „Wir können keine Menschen ausschließen, bevor nicht alle ein Impfangebot bekommen haben. Wir halten Testungen für ausreichend.“ Neben Impfungen und Tests könnten auch Apps zur digitalen Kontakt-Nachverfolgung ein Baustein für mehr Planbarkeit im Tourismus sein, sagte Thomas Bareiß.

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Was die Studie ebenfalls zeigt: Die Pandemie wird im Tourismus-Sektor nachwirken. Jeweils rund ein Drittel der Befragten seien Hygienestandards, Flexibilität bei Umbuchungen und medizinischen Versorgung vor Ort wichtig, wenn es in den nächsten drei bis fünf Jahren auf Reisen geht. „Das wird Auswirkungen auf die Destinationen haben“, sagte Carsten Cossmann, Ressortleiter Tourismus im ADAC. Diese müssten sicherstellen, dass die Reisenden mit einem guten Gefühl anreisen können.

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