Anhörung in den USAEin wichtiger Tag für Bayer bei Glyphosat-Klagen

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Glyphosat

Behälter mit dem Unkrautvernichter Roundup, das Glyphosat enthält. 

Leverkusen – Nach einer weiteren Niederlage im Streit um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup steht für Bayer eine wichtige Anhörung vor einem US-Bundesgericht in San Francisco an. Der Agrochemie- und Pharmakonzern versucht, eine milliardenschwere Einigung mit zehntausenden Klägern unter Dach und Fach zu bringen. Bundesrichter Vince Chhabria wird eine mit der Klägerseite erzielte Einigung am Mittwoch prüfen. Der ist für die sogenannte Monsanto-Multi-District-Litigation verantwortlich, in der mehrere Gerichtsverfahren gebündelt sind.

Für Bayer und die Klägeranwälte ist es der zweite Anlauf, bei dem es vor allem um den Umgang mit künftigen Klagen geht. Diese Einigung hatte sie Anfang Februar zur vorläufigen Genehmigung eingereicht. Teil davon ist eine Zusage von bis zu zwei Milliarden US-Dollar. Sie sollen für künftige Ansprüche und weitere Komponenten des Vergleichs bereitgestellt werden. Die Einigung soll laut Bayer Teil einer umfassenden Lösung für Glyphost- Rechtsstreitigkeiten sein, die Bayer sich mit der Übernahme des US-Konzerns Monsanto 2018 ins Haus geholt hatte.

Hardeman

Eine Jury in San Francisco hatte dem Rentner Edwin Hardeman, der jahrelang Roundup verwendet hatte, 2019 rund 80 Millionen Dollar Schadenersatz zugesprochen. Zur Begründung hieß es, Monsanto habe nicht genügend vor den Risiken des Einsatzes gewarnt.

Ein Richter senkte den Schadenersatz später auf 25 Millionen Dollar ab. Bayer ging unabhängig davon in Berufung und erklärte, die Verurteilung werde „nicht durch die im Verfahren vorgelegten verlässlichen Beweise gestützt“. In der Berufung wurde der Schadenersatz von 25 Millionen aber bestätigt. (afp)

Im ersten Anlauf im Sommer waren 1,25 Milliarden zur Beilegung künftiger Ansprüche vorgesehen. Die Parteien seien mit der überarbeiteten Einigung gewissenhaft auf die Fragen des Gerichts eingegangen, hieß es im Februar. Vorgesehen ist etwa ein Fonds, aus dem in Frage kommende künftige Kläger zunächst in den kommenden vier Jahren Kompensationszahlungen erhalten sollen, ein wissenschaftliches Beratungsgremium, dessen Erkenntnisse zwar nicht rechtlich bindend wären, in künftige Gerichtsverfahren mit Klägern dieser Gruppe aber als Beweismittel einfließen können, sowie ein Programm zur Bekanntmachung des Vergleichs gegenüber künftigen Klägern.

Tausende Kläger machen Glyphosat für ihre Krebserkrankung verantwortlich

Wegen der auf bis zu zwei Milliarden Dollar erhöhten Summe für künftige Klagen würde die Einigung Bayer bis zu 11,6 Milliarden kosten statt bis zu 10,9 Milliarden. Ob am Mittwoch eine vorläufige Genehmigung erteilt wird, ist unklar. Möglicherweise lässt der Richter auch eine Tendenz erkennen oder er prüft weiter. Eine definitive Entscheidung sollte jedenfalls erst nach einer weiteren Anhörung fallen.

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Etwa 125.000 Kläger in den USA machen Glyphosat für ihre Krebserkrankung verantwortlich. Rund 96 000 Klagen wurden verglichen oder waren laut Bayer nicht zur Teilnahme an dem Vergleich berechtigt. Nur drei Fälle wurden bislang vor Gerichten verhandelt, alle drei verlor der Dax-Konzern. Auch in Berufungsverfahren hatte Bayer bislang keinen Erfolg.

Am Freitag hatte ein Bundesberufungsgericht in San Francisco eine Verurteilung des Konzerns zu rund 25 Millionen Dollar (knapp 21 Millionen Euro) Schadenersatz an den an Krebs erkrankten Edwin Hardeman bestätigt (siehe Kasten). Bayer zeigte sich „enttäuscht“ über das Urteil und kündigte Rechtsmittel bis hin zum Obersten US-Gerichtshof an. Bayer argumentiert, Glyphosat sei nicht krebserregend. Das ist in der Forschung umstritten. Laut der US-Umweltbehörde EPA und den Aufsichtsbehörden in der EU und Deutschland geht von Glyphosat keine Krebsgefahr aus. (mit afp/dpa)

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