Auto-Experte mahnt Eigenentwicklung anE-Ford sichert nicht alle Kölner Jobs

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Das Logo von Ford

Köln – Viel spricht dafür, dass Ford ab 2023 ein batterie-elektrisches Auto in Köln baut. Damit bekäme der aktuelle Fiesta ein Nachfolgemodell. Und das auf dem Zukunftsfeld E-Mobiität, so der Autoexperte Stefan Bratzel von der Fachochschule Bergisch Gladbach. Andererseits braucht es für E-Autos deutlich weniger Mitarbeiter.

Wie viele Jobs sichert das Ford-E-Auto?

Schwer zu sagen. Generell sind für die Fertigung von E-Autos etwa 20 Prozent weniger Mitarbeiter erforderlich, so Bratzel. Elektromotoren haben weniger Teile als Verbrenner, oft kein Getriebe mehr. Und Batterien werden hochautomatisiert hergestellt.

Dazu kommt, dass Ford für sein E-Auto die MEB genannte Plattfor m von VW bezieht und das Auto um sie herum konzipiert. Was VW alles liefert, ist nicht klar. Klar ist aber, dass ein Teil der Jobs für den E-Ford so bei VW angesiedelt sind. Derzeit hat Ford in Köln etwa 17 000 Beschäftigte. Etwa 4000 montieren den Fiesta. Andere arbeiten in Presswerken, Motoren- und Getriebefertigung oder Verwaltung. Mehr als 4000 Jobs sind im Entwicklungszentrum in Merkenich, wo die E-Ford konzipiert wird.

Ford will ab 2023 über mehrere Jahre 600 000 Autos auf MEB-Basis bauen. Nehmen wir an, es wären 100 000 Fahrzeuge pro Jahr. 2020 werden 160 000 Fiesta in Köln montiert, bei Lockdown und massiver Kurzarbeit. Da sichert das anstehende E-Auto keineswegs alle Jobs.

Was für ein Fahrzeug baut Ford?

„Ein großzügiges Platzangebot“ verspricht Ford. Viel verrät der Autobauer also nicht. Die MEB- Plattform von VW erlaubt einen vergleichsweise großen Innenrau m bei kompakten Außenmaßen (siehe Kasten). Der Elektromotor sitzt hinten, da können die Vordersitze noch vorne gerückt werden. Das ermöglicht bei Golf- oder Focus-Außenmaßen einen Innenraum wie im Passat oder Mondeo. Möglich sind ein größerer Radstand sowie kurze Überhänge vorne und hinten, die die Autos dynamisch aussehen lassen. Die Batterie in der Bodenfläche sorgt für die derzeit beliebte erhöhte Sitzposition, die gleichmäßige Gewichtsverteilung für gutes Fahrverhalten.

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Der VW-Konzern stellt für seine unterschiedliche Marke jeweils einen Kompaktwagen auf die MEB, dazu abgeleitete sportliche Geländewagen, einen Bulli und auch einen Life-Style-Van. Allein zehn unterschiedliche Modelle zeigt der Konzern auf seinen Internetseiten als Fahrzeuge der „ersten Welle“.

Wie ist die Ford-Strategie zu bewerten?

Ford hat E-Autos bislang in den USA entwickelt. Und eine Plattform für den sportlichen Mach-E oder einen E-Transit sind wohl nicht geeignet für kompakte Fahrzeuge. Ford braucht aber dringend E-Autos, etwa um die EU-Umweltauflagen zu erfüllen. Da hilft die im Sommer festgezurrte Kooperation mit VW, die andererseits auch leichte Nutzfahrzeuge und etwa autonomes Fahren umfasst. Der Preis: Ford muss VW LIzenzgebühren bezahlen, die die Marge drücken. Die sind eh knapp bei Kompaktwagen. VW verkauft auch jetzt schon ein entsprechendes Auto, hat also Vorsprung. Außerdem sei VW in höheren Preissegmenten unterwegs, gibt Bratzel zu bedenken. „Ford braucht längerfristig eine eigene E-Plattform, wenn der Autobauer unabhängig bleiben will“, sagt Bratzel. Auch in unterschiedlichen Fahrzeug-Segmenten müsse Ford arbeiten und brauche eine ganze Modellfamilie.

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