Autobauer in KölnFord-Chef Gunnar Hermann geht überraschend

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Gunnar Herrmann, Chef der Ford-​Werke

Gunnar Herrmann, Chef der Ford-​Werke

Köln – Die Ford-Werke wechseln den Chef aus. Gunnar Herrmann gibt zum 30. November nach 37 Jahren für Ford sein Amt als Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbH ab und wechselt zum 1. Dezember in den Aufsichtsrat der Ford-Werke GmbH. Ein Nachfolger für ihn wird noch gesucht. Auch die Nummer zwei von Ford in Deutschland scheidet aus. Hans Jörg Klein, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung verlässt Ford zum 31. Januar 2022 auf eigenem Wunsch, so das Unternehmen.

Zum 1. Februar 2022 wird Rainer Ludwig, Geschäftsführer Personal- und Sozialwesen Ford-Werke,  zusätzlich zum stellvertretenden Vorsitzenden der Geschäftsführung der Ford-Werke berufen und übernimmt in dieser Position auch kommissarisch die Leitung der deutschen Geschäftsführung. Ludwig ist seit Juli 2004 Mitglied der deutschen Geschäftsführung und seit Oktober 2020 Präsident des Dachverbandes der europäischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände Ceemet.

Gunnar Herrmann als Krisenmanager in turbulenten Zeiten der Autoindustrie

Gunnar Herrmann wurde am 1. Januar 2017 Deutschland-Chef von Ford. Er steuerte Ford in wahrlich turbulenten Zeiten für die Autoindustrie. Die Branche wurde vom Dieselskandal erschüttert, die EU verlangte immer strengere Abgaswerte, die letztlich die Elektrifizierung der Autoflotten erfordern.

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Die Umsetzung der Strategie für Europa, die auf einen Übergang in ein Smart-Mobility-Unternehmen zielt, die Verkehrsangebote auch intelligent vernetzt. Elektrifizierung und automatisiertes Fahren nannte er beim Amtsantritt als wichtige Aufgaben. Gefragt war er aber in hohem Maße als Krisenmanager.

Verantwortlich für Umbau des Deutschland-Geschäftes

Ford leidet dazu wie kaum ein anderer Autobauer unter dem Brexit. Großbritannien ist Fords stärkster Markt in Europa. Und ausgerechnet hier sinken die Pkw-Verkäufe, weil die Kunden verunsichert sind. Hier werden auch die Dieselmotoren gefertigt, die in den Werken auf dem Kontinent in die PKW eingebaut werden. Überraschend verlangte dann die Konzernführung in den USA im Sommer 2018 Veränderungen in Europa. Statt Limousinen und Kompakt-Vans wie der C-Max, der in Saarlouis gebaut wird, sollen wie schon in den USA verstärkt leichte Nutzfahrzeuge und sportliche Geländewagen angeboten werden. Auch die Kosten sollen aggressiv gesenkt werden. Herrmann wurde so auch für den Umbau des Deutschland-Geschäfts verantwortlich.

Großer Stellenabbau betrifft Deutschland stark

12.000 Stellen sollten in Europa wegfallen, 5400 davon sozialverträglich in Deutschland. Hier wurden die Zahlen sogar übererfüllt, wie der scheidende Betriebsratschef Martin Hennig zuletzt im Gespräch mit dieser Zeitung sagte. Und dann wurde Ford hart von den Folgen der Corona-Pandemie getroffen. In diesem Jahr gab es wegen Chipmangels immer wieder Produktionsunterbrechungen. Seit den Werksferien im Sommer ruht die Fiesta-Fertigung fast durchgängig. Der Kleinwagen soll aber ab dem 22. November wieder in Köln vom Band laufen. Auch in anderen Werken ruhte die Produktion zeitweise.

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Den Standort Köln sichert die Ansiedlung der E-Auto-Produktion. Nachdem Hermann schon die Montage des großen Street Scooters für die Post nach Köln geholt hatte, wurde der Standort Anfang dieses Jahres federführend für die Entwicklung und zunächst auch die Fertigung von E-Autos des Konzerns in Europa. Eine Milliarde Dollar investiert Ford. Zunächst gebaut wird ein Fahrzeug auf VW-Plattform.

Ein Arbeitsleben im Dienste von Ford

Herrmann ist ein Ford-Eigengewächs. Am 22.12.1959 in Leverkusen geboren, begann er seine berufliche Laufbahn 1979 als Auszubildender bei Ford. Nach Abschluss der Lehre studierte er in Hamburg Fahrzeugbau und erwarb an der Loughborough University in Leicestershire (England) einen Master-Abschluss in Advanced Automotive Engineering.

1986 begann Herrmann im John Andrews-Entwicklungszentrum in Köln-Merkenich in der Karosserie-Konstruktion. Nach einer Verpflichtung in den USA leitete er ab 1994 verschiedene Fahrzeugprojekte. Ab 2002 war er als Entwicklungsdirektor für das weltweite Modellangebot von Ford im wichtigen C-Segment verantwortlich. Das sind Kompaktwagen wie der Ford Focus. Mitte 2012 wurde Herrmann Mitglied der Geschäftsführung von Ford Europa und als Vice President europaweit für die Qualitätssicherung verantwortlich.

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