Brandbrief an LaschetSo leiden die Flughäfen in NRW unter der Corona-Krise

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Flughafen  Köln

Ein Flugzeug startet am Flughafen Köln-Bonn. (Archivbild)

  • Überall gibt es Kurzarbeit. Der Lufthansa-Kurs verschärft die Krise.
  • Die Kleinen schreiben nun einen Brandbrief an Laschet.

Düsseldorf – Eine Zahl sagt viel über die Lage der Flughäfen in Nordrhein-Westfalen: 66. So viele Passagiere zählte am Dienstag der Flughafen Köln-Bonn. Vor einem Jahr waren es am gleichen Tag 33.000. Schon jetzt sind Flughäfen in Kurzarbeit. Durch die Flottenverkürzung, die die Lufthansa angekündigt hat, wird sich die Lage weiter verschärfen. Aktuell habe man einen Flugplan wie in den 50er Jahren, heißt es im Konzern.

Flughafen Düsseldorf

Hier landen und starten derzeit 30 Maschinen am Tag, vor einem Jahr waren es 680. In Düsseldorf hat Eurowings 40 seiner 140 Flieger vom Typ A320 stationiert. Die gesamte A320-Flotte soll an allen Standorten um 40 Maschinen (inklusi ve Germanwings) reduziert werden. Noch sei unklar, wie es Düsseldorf trifft, erklärte ein Eurowings-Sprecher: „Düsseldorf wird aber weiter unser größter und wichtigster Standort bleiben.“ Zudem sind hier vier Langstrecken-Flieger von Eurowings stationiert, die bisher (ausgeführt von der Tochter Brussels) in die Karibik und USA gingen. Auch das Langstreckengeschäft soll verkleinert werden. Ob die Langstrecke im Sommerflugplan gar nicht mehr abhebt, wie manche vermuten – darüber wollte der Sprecher nicht spekulieren. Die Lufthansa kündigte jedenfalls schon an, auch das Sparprogramm bei Brussels werde verschärft. Schon zuvor hatte der Flughafen erklärt: „Der erhebliche Verkehrsrückgang belastet unsere Liquidität. Daher schöpfen wir alle uns gebotenen Möglichkeiten aus, um die finanziellen Auswirkungen der Krise auf unser Unternehmen abzufedern.“ Der Flughafen, der 2300 Beschäftigte hat, hat für die Mitarbeiter Kurzarbeit bis 31. Dezember beantragt.

Flughafen Weeze

Der Linienverkehr ist seit dem 25. März eingestellt, vor einem Jahr hatte Weeze noch 30 Starts und Landungen am Tag. „Von den rund 500 Mitarbeitern, die bei uns und Dienstleistern tätig sind, sind bereits 80 Prozent in Kurzarbeit“, sagt Airport-Chef Ludger van Bebber, der im Herbst nach Dortmund wechselt. „Bis Juli reicht unsere Liquidität sicher noch, danach brauchen wir, wie viele andere Flughäfen, Unterstützung des Staates. Zumal es noch lange dauern dürfte, bis der Tourismus wieder anzieht.“ Und der Airport braucht Zuschüsse, nicht Kredite: „Da die Liquiditätslücke durch ausgefallene, nicht nachholbare Umsätze entsteht, ist eine komplette Darlehensfinanzierung sicher nicht sinnvoll und kaum zu realisieren“, so van Bebber.

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Flughafen Köln-Bonn

Der Airport hatte vor einem Jahr 231 Starts und Landungen pro Tag, am Dienstag waren e s gerade noch vier. Auch hier geht der Großteil der Belegschaft in Kurzarbeit, das Unternehmen stockt das Kurzarbeitergeld auf bis zu 90 Prozent auf. Der Flughafen hat 1800 Beschäftigte. Eurowings hat am Airport Köln-Bonn einen Marktanteil von 40 Prozent und 19 Maschinen A 320 stationiert. „Die Auswirkungen der Lufthansa-Pläne lassen sich noch nicht absehen“, sagte eine Sprecherin des Flughafens. „Die aktuelle Situation ändert sich beinahe täglich.“

Flughafen Dortmund

Hier ist der Flugbetrieb weitgehend eingestellt. Nur Budapest und Sofia werden laut Sprecherin noch jeweils drei Mal pro Woche von Wizz Air angeflogen. Vor einem Jahr gab es dagegen noch rund 60 Starts und Landungen pro Tag. Nun will der Flughafen seine Belegschaft in Kurzarbeit schicken. Derzeit wird mit dem Betriebsrat über eine Betriebsvereinbarung verhandelt. Die Kurzarbeit soll rückwirkend zum 1.April eingeführt werden. „Ein großer Teil unserer 440 Mitarbeiter wird betroffen sein“, so die Sprecherin.

Nun haben die kommunalen Gesellschafter der Flughäfen Münster, Dortmund, Weeze und Paderborn einen Brandbrief an Ministerpräsident Armin Laschet geschrieben und fordern Hilfe: „Für das Überleben aller Flughäfen in NRW besteht die dringende Notwendigkeit, Sofortmaßnahmen zur Stabilisierung dieser Branche einzuleiten. Es ist unerlässlich, ein Programm aufzulegen, welches in Form von staatlichen Zuschüssen hilft, diese kritische Zeit zu überbrücken“, heißt es in dem Brief, der unserer Redaktion vorliegt.

Die bisherigen Rettungsschirme helfen nicht, denn halbstaatliche Firmen dürfen sie nicht nutzen. Nun warten die Airports auf eine Antwort. Der Weg für ein staatliches Hilfspaket an den Reisekonzern Tui ist jedenfalls frei. Mehrere Banken erklärten ihre Zustimmung zu einem vom Bund in Aussicht gestellten Kredit über 1,8 Milliard en Euro, wie der weltgrößte Reiseanbieter am Mittwoch mitteilte.

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