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Brauereiverbands-Chef im Interview„Rückgang bei Kölsch vom Fass von 100 Prozent“

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Kölsch

Ein Köbes trägt Kölsch-Bier aus. 

  • Laut Brauerbund sehen sich bundesweit ein Viertel der Brauereien in ihrer Existenz bedroht, 32 Prozent haben in der Pandemie betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen.
  • Ralf Arenz sprach mit Christian Kerner, Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbands.

Herr Kerner, wie ist die Lage derzeit bei den Kölsch-Brauern? Tendenziell ist die Lage ähnlich. 2020 ist der Absatz um etwa 16 Prozent auf 1,5 Millionen Hektoliter gesunken, im ersten Quartal 2021 ging der Absatz circa 33 Prozent zurück. Die Kölsch-Brauereien verkaufen vergleichsweise viel Fassbier.

Hier gab es einen Rückgang von fast 100 Prozent, weil die Kunden in der Gastronomie, die Fußballstadien oder die Lanxess-Arena, die allein normalerweise 200 Veranstaltungen im Jahr durchführt, derzeit keine Gäste haben und als Abnehmer wegfallen. Einbrüche dieser Dimension hat es in den vergangenen 70 Jahren in der Kölner Brauwirtschaft nicht gegeben.

Wer leidet mehr, die großen Brauereien oder die kleineren Betriebe?

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Besonders schwer getroffen sind generell alle Brauereien mit einem hohen Gastronomieanteil. Kleinere Betriebe haben zum Teil nur einen Fassbierverkauf. Die leiden besonders stark, während die größeren Betriebe auch Flaschenbiere verkaufen. Die Rückgänge beim margenstarken Fassbier kann das aber auch nicht kompensieren.

Kommen Hilfen der Bundesregierung bei den Brauereien an?

Das ist ein Problem. Die Hilfe sind zu spät angelaufen und erst zu einem kleinen Teil ausgezahlt worden.

Wie lange hält die Branche das noch aus?

Existenzbedrohend wird es zum Sommer hin. Jetzt beginnt die umsatzstarke Zeit, wenn die Leute in die Außengastronomie drängen. Ein Teil dieses Umsatzes fällt sicher weg, auch wenn wir auf Öffnungen ab Mai oder Juni hoffen. Ganz schwierig wird es, wenn die Gaststätten auch während der Fußball-Europameisterschaft geschlossen bleiben. Zuhause am Fernseher wird weniger Bier getrunken als beim Fußball-Schauen in der Kneipe. Und noch ist nicht ausgemacht, ob die Gaststätten alle durchhalten. Da können Absatzkanäle wegfallen und auch Pachten, wenn die Häuser den Brauereien gehören. Auch den Gastronomen gewährte Kredite können ausfallen.

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