Corona-SorgenHandel warnt vor Hamsterkäufen bei Klopapier und Co.

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Es wäre genug Klopapier für alle da. Eigentlich.

  • Wie im Frühjahr kaufen die Verbraucher große Mengen von Hygieneartikeln.
  • Die Firmen beteuern, die Warenversorgung sei gesichert.
  • Auch die NRW-Politik will beruhigen.

Düsseldorf – Trotz aller Beteuerungen aus dem Einzelhandel, die Warenversorgung sei gesichert, neigen Verbraucher offenbar aus Angst vor einem Lockdown wieder zu Hamsterkäufen. Wie im Frühjahr beobachten Kunden vor allem beim Toilettenpapier oft leere Regale. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov unter 6000 Verbrauchern plant jeder Zehnte, verstärkt Klopapier, Nudeln und andere Waren zu kaufen. Einzelne Filialen etwa von Edeka, Netto und Real bitten Kunden bereits, nur eine Packung Toilettenpapier zu kaufen.

Gleichzeitig sprechen sich aber auch zwei Drittel der Befragten gegen Hamsterkäufe aus. Die Handelsfirmen sprechen von einer erhöhten Nachfrage und versuchen zu beruhigen: „Die Warenversorgung ist gesichert. Der Handel hat aus dem ersten Lockdown gelernt und die Lieferwege angepasst“, heißt es in der Branche. „Noch viel weniger als im Zeitraum März bis Mai besteht Anlass zu Hamsterkäufen. Ein Lockdown des Handels und besonders auch des Lebensmitteleinzelhandels steht nicht zur Debatte“, sagte Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW, unserer Redaktion. „Meine größte Sorge ist, dass wir Hamsterkäufe durch Aktionismus und Sensationslust in den sozialen Medien selbst forcieren.“

Laumann: Hamsterkäufe sind unnötig

Auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sieht keinen Grund zur Sorge: „Es gibt keinerlei Gründe für Hamsterkäufe.“ Thomas Kutschaty, SPD-Fraktionschef im Landtag, erklärte auf Anfrage, Hamsterkäufe seien unnötig. „Wer jetzt trotzdem hamstert, der handelt zutiefst unsolidarisch. Das sollten wir doch inzwischen gelernt haben. Ich bin optimistisch, dass die meisten das auch getan haben. Allen anderen kann ich dazu nur sagen: Lasst es einfach“, so Kutschaty.

In den sozialen Medien tauchen dennoch viele Fotos von leeren Regalen auf.  „Hamsterkäufe befriedigen das Bedürfnis, selbst aktiv zu werden, und nicht nur der Leidende zu sein“, sagt Psychologe Heinz Grüne vom Kölner Rheingold-Institut. Zudem gebe es beim Klopapier, anders als bei Brot und Getränken, keine Ersatzprodukte. „Irgendwann wird das Ganze zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Man denkt, es könnte einen Engpass geben, dann kaufen viele, und der Engpass entsteht tatsächlich“, so Grüne.

Homeoffice als Erklärmodell

Der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein beobachtet, dass „die Leute spüren, dass die Politik nicht sagt, was auf uns zukommt“. Sie fürchteten eine Situation wie im März/April und neigten daher zu Hamsterkäufen. Aber auch Heinemann warnt vor Panik: „Im Frühjahr gab es einen Lockdown, und die Menschen sind nicht verhungert.“ Ein Grund für die Hamsterkäufe könne sein, dass Beschäftigte derzeit verstärkt im Homeoffice oder in Kurzarbeit seien und dadurch der Bedarf steige.

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Die Unternehmen sehen sich gut gerüstet. „Aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Monate beobachten wir Nachfrage-Schwankungen sehr genau, um etwaige Lieferengpässe vermeiden zu können“, erklärte eine Sprecherin von Aldi Süd: „Grundsätzlich sind wir auf eine steigende Nachfrage vorbereitet und erwarten derzeit keine Einschränkungen bei der Verfügbarkeit.“ Beim Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels hieß es, die Warenversorgung sei stabil. „Eine wichtige Grundregel sollten alle beim Lebensmitteleinkauf weiterhin beherzigen: Wenn jeder nur das kauft, was er braucht, ist auch genug für alle da“, so der Verband.

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