EngergiewendeEU will angesichts des Ukraine-Kriegs den Turbo zünden

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Windenergie Symbolbild 190522

Der Ausbau der erneuerbaren Energie soll EU-weit vorangetrieben werden.

Brüssel – Die EU zieht bei der Energiewende das Tempo an. Zwar ist ihr Plan, unabhängiger von Energielieferungen aus Russland zu werden, keineswegs neu. Neu ist aber, dass die Abkapselung angesichts des Kriegs in der Ukraine jetzt deutlich schneller gehen muss.

Und genau darin liegt das größte Problem, denn das zu lösen wird nicht nur schwierig, sondern vor allem sehr teuer. Bis zu 300 Milliarden Euro müsse die Staatengemeinschaft bis 2030 mobilisieren, um sich vom Energie-Tropf Moskaus zu befreien, prognostizierte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am gestrigen Mittwoch.

„REPower EU“ soll EU Energieversorgung erneuern

Wie die 27 Mitgliedsländer das schaffen können? Die Brüsseler Behörde stellte ihre ehrgeizigen Pläne vor. „REPower EU“ heißt das Paket mit einer Reihe neuer und recycelter Ideen, mit denen man Europas Energieversorgung auf eine neue Basis stellen will.

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Nordsee-Anrainer wollen Windenergie massiv ausbauen

Die Bundesregierung will gemeinsam mit Dänemark, Belgien und den Niederlanden den Ausbau von Offshore-Windenergie deutlich ankurbeln und enger zusammenarbeiten. So wollen die vier Nordsee-Staaten bis zum Jahr 2030 ihre Offshore-Leistung vervierfacht und mindestens 65 Gigawatt geschaffen haben, wie die Regierungschefs am Mittwoch in der Stadt Esbjerg an der dänischen Küste vereinbarten. Bis 2050 soll die Leistung auf 150 Gigawatt und damit im Vergleich zu heute verzehnfacht werden. Die Nordsee sei der Ort, an dem mit den Windparks vor der Küste schon heute in großem Umfang und in einer wirtschaftlichen Art und Weise Strom produziert werden könne, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Esbjerg. „Das ist also keine Geschichte aus der Zukunft, das ist ein Bericht aus der Gegenwart.“ Man müsse nun endlich loslegen und Milliarden in den Ausbau der Windparks auf dem Festlandsockel der Nordsee investieren. (dpa)

Dabei liegt der Fokus auf dem Ausbau der erneuerbaren Energien, dem beschleunigten Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und einer Diversifizierung der Energieversorgung. Ziel sei es laut von der Leyen, im Laufe dieses Jahrzehnts keine Energie mehr von Russland kaufen zu müssen. Damit das klappt, will die Kommission das Ziel für den Anteil von erneuerbaren Energien in der Staatengemeinschaft bis 2030 von 40 auf 45 Prozent erhöhen.

Außerdem soll der Energieverbrauch bis Ende des Jahrzehnts um mindestens 13 Prozent gesenkt werden statt wie bisher vorgeschlagen um neun Prozent. Das Paket werde „für unseren europäischen Grünen Deal den Turbo zünden“, sagte von der Leyen. Mit den darin enthaltenen Maßnahmen verfolgt die Gemeinschaft das ambitionierte Ziel, die EU bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt zu machen.

Mehr Wasserstoff soll importiert werden

Dafür sollen unter anderem Genehmigungsverfahren für Anlagen von nachhaltigen Energie-Projekten verkürzt werden. Gleichwohl will man neben einem Ausbau der Infrastruktur – bis zu zehn Milliarden Euro sollen etwa in die Finanzierung fehlender Gas- und LNG-Verbindungen fließen – mehr klimafreundlichen Wasserstoff importieren wie auch selbst herstellen.

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Bereits bis 2030 sollen zehn Millionen Tonnen Wasserstoff, der etwa aus Ökostrom produziert wird, in der EU produziert werden. Und auch Solarstromanlagen sollen eine größere Rolle spielen, wie es hieß. So schlägt die Kommission vor, die Photovoltaik-Kapazität schon bis 2025 zu verdoppeln, indem beispielsweise alle öffentlichen und gewerblichen Gebäude bis 2026 sowie neuen Wohngebäude bis 2029 mit Solarzellen bestückt werden.

Bürger sollen auch Beitrag leisten

Die EU will weg von fossilen Brennstoffen aus Russland und die Klimakrise bewältigen, aber weiß auch um die steigenden Energiepreise, unter denen Verbraucher in ganz Europa ächzen. Dabei seien auch die Bürger aufgerufen, ihren Beitrag zu leisten, sagte ein Kommissionsbeamter. Den Zug nehmen statt Auto fahren. Wärmepumpenheizungen im Keller des Eigenheims einbauen. Alte Fenster austauschen.

Laut der Behörde könnten durch solche und ähnliche Maßnahmen im Alltag rund fünf Prozent des derzeitigen Energieverbrauchs der EU eingespart werden. Das Geld für das Programm soll aus unterschiedlichen Töpfen stammen. Man mobilisiere rund 72 Milliarden Euro an Zuschüssen, und 225 Milliarden Euro kämen durch Darlehen, sagte von der Leyen.

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