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Immer mehr HaustiereWelche Folgen der Corona-Boom auf dem Haustiermarkt hat

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Welpe

Dem Boom auf den Haustiermarkt kommen Züchter derzeit nicht hinterher. Das fördert den illegalen Handel mit Hundewelpen.

Köln – Die absoluten Zahlen sind beeindruckend – in der Corona-Krise und dem damit verbundenen Lockdown haben viele Menschen Trost bei tierischen Mitbewohnern gesucht. Die Zahl von Hunden, Katzen und Co. stieg 2020 um fast eine Million auf knapp 35 Millionen Haustiere, wie der Industrieverband Heimtierbedarf und der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe ermittelt haben.

Und den neuen und alten Mitbewohnern soll es gut gehen. „Wir erleben einen Trend zur Premiumisierung: Der Mensch gibt gerne und häufiger Geld für sein Haustier aus“, sagt Kristian Peters-Lach, Sprecher der größten deutschen Tierbedarfskette Fressnapf. Gefragt seien insbesondere Leckerchen als Belohnung, Spielzeug, Leinen, Jogging-Zubehör und Hundekissen. Viele Neubesitzer hätten sich mit einer kompletten Erstausstattung eingedeckt. Bei Hunden kostet die 200 bis 300 Euro, bei Katzen etwa 200 Euro.

Hamsterkäufe beim Katzenstreu erlebt

Da klingelt die Kasse. Fressnapf hat national und international den Umsatz um 15, 2 Prozent auf 2,65 Milliarden Euro gesteigert – das größte absolute Wachstum der Unternehmensgeschichte. Vor allem das Onlinegeschäft war ein Wachstumstreiber. Hier gab es ein Plus um 45 Prozent auf 160 Millionen Euro. Zu Beginn der Pandemie habe es bei Katzenstreu und Tierfutter sogar Hamsterkäufe gegeben, mit Umsatzzuwächsen von bis zu 80 Prozent in manchen Filialen, so Peters-Lach.

Die Heimtierbranche insgesamt hat den Umsatz im abgelaufenen Jahr um gut fünf Prozent auf 5,5 Milliarden Euro gesteigert. Allein für Katzenfutter wurden fast 1,7 Milliarden Euro ausgegeben. Auf Hundefutter entfielen knapp 1,6 Milliarden Euro. Eingekauft wird das Futter am liebsten im Lebensmitteleinzelhandel, der hier einen Marktanteil von 61 Prozent hat. Beim Tierbedarf und Zubehör liegt dagegen der Fachhandel mit 79 Prozent vorne.

Die Katze bleibt die Nummer eins

Das hierzulande beliebteste Haustier bleibt mit 17,5 Millionen Exemplaren die Katze, gefolgt von 10,7 Millionen Hunden. In knapp der Hälfte der deutschen Haushalte haben Katzen und Hunde, aber auch Wellensittiche, Hamster und viele andere Tiere inzwischen ihren festen Platz gefunden.

Bei Hunden ergab sich im vergangenen Jahr eine besondere Situation: „Viele Welpen werden illegal aus Südosteuropa im Internet über Portale wie Ebay vermittelt. Als im April die deutschen Grenzen geschlossen wurde, versiegte dieses Angebot komplett“, berichtet Udo Kopernik, Sprecher des Verbands der Hundehalter, der in Hennef selbst als Züchter arbeitet. Entsprechend massiv sei die Nachfrage bei den Züchtern hierzulande gewachsen, die diese aber nicht befriedigen konnten.

„Ein seriöser Züchter kann die Zahl der Welpen nicht beliebig erhöhen“, so Kopernik. Nach der Grenzöffnung im Sommer änderte sich die Lage schlagartig wieder. „Laut der Marktbeobachtung der Tierschutzorganisation ,Vier Pfoten‘ stieg die Zahl der Inserate auf Ebay um fast 25 Prozent. In manchen Kommunen wie Berlin verdreifachte sich die Anmeldung für die Hundesteuer“, sagte Kopernik.

Nachfrage in Tierheimen stieg stark

Auch bei den rund 550 Tierheimen, die dem Deutschen Tierschutzbund angeschlossen sind, stieg die Nachfrage insbesondere nach Hunden und Katzen massiv. „In manchen Tierheimen lief es so gut, dass selbst schwierige ,Langzeitinsassen‘ vermittelt werden konnten“, so Sprecherin Lea Schmitz. Allerdings konnte nicht allen Nachfragen entsprochen werden: „Die Tierheime vermitteln nur, wenn sie sicher sind, dass das Tier nicht wieder über kurz oder lang im Tierheim landet, sondern wirklich sein Zuhause für immer gefunden hat.“

Es habe viele unüberlegte Anfragen gegeben – und solche, bei denen das Tier nur vorübergehend aufgenommen werden sollte. So gaben 61 Prozent der Heime bei einer Umfrage an, das ihr Bestand an Tieren unverändert geblieben sei. Eine größere Welle von Abgabetieren habe es bislang noch nicht gegeben. „Die Sorge davor ist bei uns aber in der Tat extrem groß“, sagt Schmitz – insbesondere mit Blick auf die Tiere, die nicht in Tierheimen, sondern im Zoofachhandel, im Internet oder auch bei Züchtern gekauft worden seien.

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