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Immer mehr KurzarbeitBundesagentur für Arbeit erwartet „wirklich schweren Winter“

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Logo der Bundesagentur für Arbeit

Nürnberg – Die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA) erwartet erhebliche Auswirkungen der derzeitigen Corona-Lage auf den deutschen Arbeitsmarkt. „Wir gehen davon aus, dass wir vor einem wirklich schweren Winter stehen“, sagte BA-Chef Detlef Scheele am Dienstag bei der Vorlage des Arbeitsmarktberichts für November. Im November sank die Zahl der Jobsuchenden zwar noch deutlich um 60.000 auf 2,317 Millionen, allerdings stiegen die Meldungen zur Kurzarbeit bereits wieder an.

Scheele sagte, Eindämmungsmaßnahmen in den derzeit besonders von hohen Inzidenzen betroffenen Bundesländern sowie die Lieferengpässe in der Automobilindustrie machten sich allmählich am deutschen Arbeitsmarkt bemerkbar. So gebe es in den Regionen um Rostock, in Sachsen, Thüringen sowie Teilen von Bayern und Baden-Württemberg vermehrt Kurzarbeitsanzeigen im Bereich der Gastronomie und im Tourismus.

Bundesagentur für Arbeit: Impfpflicht richtig

Kurzarbeit war bereits in den vorherigen Corona-Wellen ein wichtiges Instrument, um Kündigungen zu verhindern. Scheele bat die Bundesregierung, ein Gesetz für eine Impfpflicht vorzubereiten. Die aktuellen Corona-Hotspots belegten erneut, dass eine niedrige Impfquote zu hohen Inzidenzen führe. In Regionen mit hohen Inzidenzen komme es aber zu Schließungen und damit entsprechenden wirtschaftlichen Folgen, wie sich auch jetzt wieder zeige. Um dies zu verhindern, sei eine Impfpflicht richtig.

Wie Scheele weiter sagte, entwickeln sich derzeit auch Verfestigungstendenzen in der Arbeitslosigkeit, dies zeige sich insbesondere in der Langzeitarbeitslosigkeit. Vier von zehn Jobsuchenden seien länger als ein Jahr arbeitslos. Vor allem Menschen ohne Berufsausbildung seien „die wirklich Leidtragenden in dieser Pandemie“.

Entspanntere Lage am Arbeitsmarkt vermutlich eher durch statistische Faktoren

Im Gegensatz zum skeptischen Ausblick des BA-Chefs auf die kommenden Wochen entspannte sich die aktuelle Lage am deutschen Arbeitsmarkt im November aber. Die aktuell noch 2,317 Millionen Arbeitslosen bedeuteten eine Arbeitslosenquote von 5,1 Prozent, 0,1 Prozentpunkte weniger als im Oktober und 0,8 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr. Gegenüber dem November 2020 suchten 382.000 Menschen weniger einen Job. „Am Arbeitsmarkt hat sich die Erholung der letzten Monate fortgesetzt“, sagte Scheele.

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Allerdings dürften dabei auch statistische Faktoren eine Rolle spielen. Denn der Zähltermin für die Arbeitslosenzahl lag recht früh im November - aktuelle Schließungen in Corona-Hotspots waren damit noch nicht berücksichtigt. Auch die nach dem Monatsbericht günstige Entwicklung der Kurzarbeit liegt daran, dass sich dies auf die Zeit vor dem erneuten starken Anstieg der Corona-Neuinfektionen bezieht. So stammen die jüngsten vorliegenden Zahlen zur tatsächlichen Inanspruchnahme der Kurzarbeit aus dem September. Da waren 751.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Kurzarbeit. Ihren Höhepunkt hatte die Kurzarbeit in Deutschland im April 2020 Jahres zu Beginn der Corona-Pandemie mit knapp sechs Millionen Beziehern erreicht. (afp)

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