Interview mit Toyota-Chef Uyttenhoven„Fühlen uns schon ein bisschen kölsch“

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Alain Uyttenhoven (l), Präsident Toyota Deutschland GmbH, und Tetsuya Tada, Chefingenieur Toyota

  • Alain Uyttenhoven steuert das Geschäft von Toyota in Deutschland.
  • Mit ihm sprach Ralf Arenz über die Entwicklung des Unternehmens in Köln und die Pläne des Autobauers.

Köln – Fühlt sich Toyota in Köln wohl? Nach 50 Jahren fühlt sich Toyota sogar schon ein bisschen kölsch. Wir sind hier verwurzelt, unsere Mitarbeiter kommen aus der Region, Toyota ist Partner im Sport und auch im Karneval, und wir unterstützen die Region durch Projekte mit unserer Stiftung.

Welche Rolle spielt das Deutschland-Geschäft für Toyota? In Deutschland verkauft Toyota pro Jahr etwa 100.000 Autos der Marken Toyota und Lexus. Das sind deutlich weniger als die etwa drei Millionen, die Toyota in den USA absetzt. Wie in Japan und China verkaufen wir in Europa insgesamt etwa bei einer Million Autos. Hier ist der deutsche Markt auf Augenhöhe mit den Märkten in Großbritannien, Frankreich und Russland.

Toyota ist in den letzten Jahren in Deutschland deutlich gewachsen. Welche Marktposition streben Sie mittelfristig an? In unserem bisherigen Rekordjahr 2006 hat Toyota etwa 150.000 Autos in Deutschland gekauft. Dann kamen die Rückrufe rund um angeblich klemmende Gaspedale und die Tsunami-Krise. Auch das Händlernetz haben wir umstrukturiert. Seit 2015 wächst Toyota, insgesamt um über 30 Prozent. Einen Absatz von 100.000 bis 120.000 Autos in Deutschland halte ich für eine richtige Position für Toyota. Bei einem deutschen Markt mit einem Volumen von etwa 3,5 Millionen Autos entspricht das einem Marktanteil von etwa drei Prozent.

Wie sehr lastet die Corona-Krise auf dem Geschäft? Die Corona-Krise kann in diesem Jahr zu einem Rückgang zwischen zehn und 20 Prozent führen. Die Ausstellungsräume unserer Händler sind geschlossen. Es gibt noch Telefonkontakte. Und wir machen bald Bestellungen über das Internet möglich. Wir hatten den Markt im laufenden Jahr als stabil eingeschätzt und wollten den Marktanteil steigern. Jetzt müssen wir auf Sicht fahren. Vor allem muss das Händlernetz finanziell stabil bleiben. Dabei geht es um das Liquiditätsmanagement. Wir helfen den Händlern mit neuen Zahlungszielen und haben Boni im Voraus ausgezahlt.

Toyota hat zahlreiche Hybrid-Fahrzeuge im Angebot und mit dem Mirai ein Wasserstoff-Auto. Haben Sie zu wenig Wert auf batterie-elektrische Fahrzeuge gelegt? Toyota ist der Pionier beim Hybridantrieb, und heute haben fast zwei Drittel der in Deutschland verkauften Autos diesen Antrieb. Auch der Mirai mit Brennstoffzelle verkauft sich mit weltweit 4000 Exemplaren im Jahr gut. Stadtverwaltungen und Firmen in Deutschland, die ein Zeichen für den Umweltschutz setzen wollen, fahren dieses Fahrzeug. Die Brennstoffzelle wird langfristig erste Wahl sein bei Autos, die mehrere Personen über eine lange Strecke transportieren sowie für Busse und Lkw. Wir glauben nicht, dass es sinnvoll ist Autos auf der Langstrecke oder im Transportbereich mit Batterien fahren zu lassen, die vielleicht 800 Kilo schwer sind. Batterie-elektrische Autos eignen sich für kurze Strecken und für kleine Autos für ein oder zwei Personen. Für den japanischen Markt haben wir ein derartiges Kleinfahrzeug vorgestellt. Toyota ist groß genug, um alle Antriebskonzepte anzubieten und hat für jeden Markt und jede Fahrzeuggröße ein passendes Fahrzeug im Angebot.

Schafft Toyota die Abgas-Vorgaben der EU oder muss der Hersteller Strafzahlungen entrichten? Wir werden die Abgasgrenzwerte sogar unterbieten und helfen einem anderen Hersteller über das sogenannte Pooling-Verfahren Strafzahlungen zu vermeiden.

Zur Person

Alain Uyttenhoven steuert als Präsident die Geschäfte von Toyota Deutschland. Der Maschinenbauingenieur und Wirtschaftsingenieur wurde 1961 in Bujumbura, Burundi, geboren. Er arbeitete bei DaimlerChrysler und Opel, bevor er zu Toyota Motor Europe nach Brüssel wechselte. Seit 2008 ist er bei Toyota Deutschland in Köln. Uyttenhoven ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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