Kurzarbeit in Köln-NiehlFreitags stehen die Bänder bei Ford in Köln still

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Blick in die Fiesta-Produktion von Ford in Köln-Niehl

Köln – Ford schaltet in der Fertigung in Köln einen Gang zurück. Für den Rest des Jahres hat der Autobauer Kurzarbeit beantragt. Gearbeitet wird in der Regel nur noch vier Tage die Woche. Derzeit haben 2200 Mitarbeiter in der Fiesta-Fertigung freitags frei. 

Damit reagiert der Autobauer auf eine schwächere Nachfrage in Südeuropa und vor allem in Großbritannien. Unsicherheiten rund um den Brexit haben die Nachfrage hier teilweise um ein Drittel einbrechen lassen. Besonders hart trifft das Marktführer Ford, der mit dem Fiesta auch das meistverkaufte Auto auf der Insel im Angebot hat. Nur noch 355.100 Fahrzeuge verkaufte Ford in Großbritannien, knapp 27.000 weniger als im Vorjahr. Und in Italien, Frankreich und Spanien setzte der Kölner Autobauer insgesamt gut 16.000 Fahrzeuge weniger ab, in der Türkei sanken die Verkäufe gar um über 19.000 Autos. Gute Geschäfte in Deutschland konnten das nicht ausgleichen. Unter dem Strich stieg zwar der Absatz von leichten Nutzfahrzeugen in den europäischen Hauptmärkte, der der Verkauf von neuen Pkw sank dagegen um 2,3 Prozent 947.000.

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Blick in die Produktion von Ford in Köln-Niehl

Nur noch 1150 statt 1400 Fiestas gehen vom Band

244.000 Fiestas liefen im abgelaufenen Jahr in Köln-Niehl von den Bändern, so ein Pressesprecher des Unternehmens. Auch damals gab es bereits tageweise Kurzarbeit. Auch liefen die Bänder schon langsamer. Statt der möglichen 1400 Fiestas pro Tag baut Ford noch 1150 Fahrzeuge. Noch langsamer kann Ford die Bänder aber nicht sinnvoll laufen lassen. Auf Halde produziert der Autobauer nicht, wie ein Pressesprecher bekräftigte. Also muss die Kurzarbeit ausgeweitet werden.

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Stühlerücken

Nach enttäuschenden Geschäftszahlen für 2019 und verhaltenem Ausblick baut Ford das Konzernmanagement um. Jim Farley wird am 1. März als COO für alle globalen Märkte, das weltweite Autogeschäft sowie für neue Mobilität und autonomes Fahren zuständig sein. Der 57-Jährige ist seit 2007 bei Ford. Er hatte die Marke Lincoln, Fords Geschäfte in Südafrika, dann in Europa und schließlich weltweit verantwortet. Seit April 2019 hatte er neue Geschäftsfelder von Ford sowie Technologie und Strategie geleitet. Joe Hinrichs, der bislang das globale Autogeschäft geleitet hatte, tritt dann in den Ruhestand. (raz)  ​ 

An einzelnen Brückentage ruht die Arbeit und auch Freischichten nutzt Ford, um auf vier Arbeitstage die Woche zu kommen. Kurzarbeit für April ist etwa nicht vorgesehen. Im Mai wird dann wieder kurz gearbeitet. „Die Mitarbeiter bekommen mit dieser Regelung Sicherheit und Stabilität“, sagte Betriebsratschef Martin Hennig. Sie wissen jetzt schon einige Zeit im Voraus, wann nicht zur Arbeit kommen müssen.

Kurzarbeit für ein Jahr beantragt

Wie lange die Mitarbeiter weniger arbeiten müssen, ist freilich noch unklar. Auch wenn Kurzarbeit für ein ganzes Jahr beantragt ist, muss Ford das nicht nutzen. Vielmehr sollen im Mai laut Hennig Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertreter noch einmal zusammenkommen, um über die Produktionsvolumina zu sprechen. Vielleicht sogt ja eine neue Motorisierung für den Fiesta für eine höhere Nachfrage. Im Sommer ist der nämlich mit einem Mild-Hybriden verfügbar. Mit diesem Antrieb kann der Kleinwagen zwar nicht rein elektrisch fahren. Ein Elektromotor unterstützt vielmehr den Verbrennungsmotor und senkt so den Spritverbrauch und den CO-2-Ausstoß. Das ist angesichts der Schadstoffziele der EU nötig. Etwa 95 Gramm CO-2 sollen die Autoflotten der Hersteller nur noch ausstoßen, sonst werden empfindliche Strafzahlungen fällig.

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An dieser Grenze liegt der Fiesta mit vielen Motorvarianten. Die Einstiegsmotorisierung stößt aber mehr CO-2 aus. Da kommt der Mild-Hybrid, der auch den Puma antreibt gerade recht. Jedenfalls zeigt sich Ford zuversichtlich, die CO-2-Grenzwerte einzuhalten und keine Strafzahlungen leisten zu müssen, wie ein Sprecher sagte. Dabei ist das gerade für kleine Fahrzeuge nicht leicht. Die sind schon spriteffizient. Und Vollhybride oder gar Plug-In-Hybride würden den Fahrzeugpreis so weit nach oben treiben, dass die Kleinwagen kaum noch Käufer finden würden.

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