Neuer RWE-Chef im Interview„Die Energiewende findet bei uns statt“

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Konzern-Chef Markus Krebber

Konzern-Chef Markus Krebber

  • „Energiewende live“ ist das, was Markus Krebber als Markenkern des Essener Energieversorgers RWE etablieren will.
  • Im Gespräch mit Ulf Meinke, Stefan Schulte und Andreas Tyrock erläutert Krebber in seinem ersten Interview als Vorstandschef, wie er RWE zum führenden Ökostromerzeuger umbauen will.
  • „Jetzt geht es ums Machen“, sagt Krebber beim Besuch in der Redaktion.

Herr Krebber, Sie haben lange und intensiv mit Ihrem Vorgänger Rolf Martin Schmitz zusammengearbeitet. Geht bei RWE jetzt alles so weiter wie bisher?

Die Richtung stimmt. Wir stehen strategisch, operativ und finanziell so gut da, wie es uns vielleicht keiner zugetraut hätte. Es gibt also keinen Grund, alles auf den Kopf zu stellen. Aber das Umfeld ändert sich. In den vergangenen Jahren mussten wir oft auf Einflüsse von außen reagieren. Jetzt geht es darum, unser Geschäft langfristig zu entwickeln. Die Entscheidungen, die wir heute treffen, bestimmen den Erfolg in der zweiten Hälfte der Zwanziger Jahre.

Was wollen Sie anders machen?

Vier Punkte möchte ich herausstellen: das Thema Nachhaltigkeit; den Anspruch, in unseren Kernmärkten eine marktführende Position einzunehmen; Partnerschaften mit Industrieakteuren auf dem Weg zur Dekarbonisierung und RWE zu einem noch attraktiveren Arbeitgeber zu machen.

RWE steht an einem Wendepunkt. Der Kohleausstieg ist beschlossen – mit erheblichen Folgen für RWE. Wie soll es Ihnen gelingen, Aufbruchstimmung zu verbreiten?

Wir sind bei der Energiewende eher am Anfang als am Ende. Große Investitionen kommen jetzt erst noch. Es liegt also noch viel mehr vor uns als das, was wir geschafft haben. Jetzt geht es ums Machen. Und das ist eine unglaublich spannende Aufgabe.

Investoren wie Deka und Union Investment machen Druck und fordern mehr Tempo beim Umbau des Konzerns, der immer noch einer der größten CO2 -Emittenten in Europa ist. Macht Sie das nervös?

Nein, überhaupt nicht. Die Energiewende findet bei uns statt. Wir steigen gleichzeitig bei der Kohle aus und investieren in die Erneuerbaren. Nachhaltigkeit ist Teil unserer Strategie und tief verankert im Unternehmen. Wir haben sehr konstruktive Gespräche mit Investoren, Banken und Versicherungen. Experten haben uns bescheinigt, dass wir in völligem Einklang mit den Pariser Klimazielen unterwegs sind. Wir investieren mehr als 90 Prozent unseres Geldes in Erneuerbare und Speichertechnologien.

Wie wollen Sie das Image des Klimakillers loswerden?

Diejenigen, die sich mit RWE beschäftigen, honorieren den Weg, den wir eingeschlagen haben und sind auch mit der Geschwindigkeit einverstanden. Wir hinterfragen uns permanent: Sind wir schnell genug? Klar ist: Der Ausbau der Erneuerbaren Energien entscheidet über den Klimaschutz. Was wir bei RWE machen, ist Energiewende live. Bei uns ist es möglich, den Umbau tatsächlich zu gestalten, das geht beim Protest auf der Straße nicht. Es wird der Zeitpunkt kommen, wenn wir mehr grünen Strom als Kohlestrom produzieren – und zwar schneller, als vermutlich viele denken.

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Der Kanzlerkandidat der Union kommt aus NRW. Brächte ein Kanzler Laschet Standortvorteile für NRW und das Ruhrgebiet?

Ich hoffe tunlichst, dass in der Verantwortung für das Gesamtland das Herkunftsland des Kanzlers keine Rolle spielt.

Eine grüne Kanzlerin wäre für einen Anschub der Erneuerbaren Energien nicht verkehrt – oder?

Unsere Themen können unabhängig von der Parteizugehörigkeit des Kanzlers oder der Kanzlerin gelöst werden. Es gibt doch inzwischen einen Konsens über die Ziele der Energiewende. Am Ende geht es darum, wer die Kraft hat, das auch durchzusetzen.

Und wie?

Die Politik muss den Interessenkonflikt zwischen dem Kollektiv und dem Individuum auflösen. Die Gesellschaft will grünen Strom, der Einzelne aber kein Windrad vor seinem Garten. Und die Politik sollte klären, wer was bezahlt, etwa bei der Gebäudesanierung oder dem Netzausbau. Dann geht der Rest quasi von allein. Egal in welcher Konstellation – ich glaube, es wird eine Regierung mit einer langfristigen Perspektive kommen, die das Erreichen der Klimaziele bis 2030 hinkriegen muss.

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