Präsidentin des Rentenversicherungs-Bundes„Die Renten werden wieder steigen“

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Eine genaue Prüfung fordert Gundula Roßbach vor einer Diskussion über ein höheres Renteneintrittsalter. 

Eine genaue Prüfung fordert Gundula Roßbach vor einer Diskussion über ein höheres Renteneintrittsalter. 

  • Nullrunde im Westen, Mini-Anhebung im Osten: Auch die Rentner bekommen die Corona-Krise zu spüren.
  • Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, ist sich aber sicher: Nächstes Jahr werden die Renten wieder steigen.
  • Mit ihr sprach Uwe Westdörp.

Die Corona-Krise beschert den westdeutschen Rentnern in diesem Jahr eine Nullrunde. Für 2022 sagen Sie wieder eine Anhebung voraus. Woher nehmen Sie diesen Optimismus?

Bei den Rentenanpassungen spielt die Entwicklung der Löhne eine entscheidende Rolle. Für das laufende Jahr wird nun weniger Kurzarbeit vorausgesagt. Auch hat die Wirtschaft angezogen. Die Prognosen gehen davon aus, dass sich die Löhne wieder positiv entwickeln und die Rentner dann im Jahr 2022 davon profitieren werden. Ja, die Renten werden im nächsten Jahr wieder steigen. Davon gehe ich aus.

CDU-Chef Armin Laschet fordert eine neue Rentenkommission, um parteiübergreifend eine große Rentenreform vorzubereiten. Was halten Sie von diesem Format?

Es war das Erfolgsrezept der vergangenen Jahrzehnte, dass man parteiübergreifend und gesamtgesellschaftlich die Weichen stellt. Das muss auch so bleiben. Und das Gute an unserem Umlagesystem ist ja, dass es flexibel ist und man es den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen immer wieder neu anpassen kann.

Unionspolitiker warnen: „Die Rente ist in Gefahr.“ Sie drängen darauf, die Rentenerhöhungen stärker zu dämpfen. Einverstanden?

Es geht immer wieder um den Ausgleich zwischen den drei beteiligten Gruppen: zwischen der Generation, die jetzt die Beträge zahlt, der Generation, die jetzt die Renten in Anspruch nimmt, und den Steuerzahlern, die ja auch mitfinanzieren. Wenn man die Rentenanpassungen ein weiteres Mal dämpft, muss man natürlich auch ehrlich sagen: Das ist eine Änderung zu Lasten der Rentner. Sie haben dann ein größeres Paket zu tragen.

Die Union bringt eine längere Lebensarbeitszeit ins Spiel …

Faktisch sind wir aktuell bei 64,3 Jahren. Das ist das Durchschnittsalter, in dem die Menschen tatsächlich in Altersrente gehen. Und es läuft bis 2031 noch die Anpassung der Regelaltersgrenze auf 67 Jahre. Wir sollten jetzt genau beobachten, ob die Menschen tatsächlich länger arbeiten oder ob sie vorgezogene Renten mit Abschlägen hinnehmen. Das sollte man wissen, wenn man über diese Frage diskutiert. Auch sollten wir uns genau anschauen, ob die Lebenserwartung tatsächlich immer weiter steigt. Es gibt ja auch schon Länder, wo das nicht mehr der Fall ist.

Post-Covid-Rehas

Die Deutsche Rentenversicherung wendet sich mit gezielten Hilfsangeboten an Menschen, die unter den Folgen von Covid-19-Erkrankungen leiden. Gundula Roßbach sagte : „Immer mehr Menschen fragen bei uns nach, welche Möglichkeiten es für eine Post-Covid-Reha gibt.“ Die Reha-Kliniken greifen nach den Worten von Roßbach auf bewährte Angebote zurück, entwickeln ihre Konzepte aber auch weiter. (uwe)

Welche Haltelinien braucht die Rentenversicherung beim Rentenniveau, damit sie auch künftig als wichtigste Säule der Altersvorsorge Vertrauen genießt?

Ich würde das Thema nicht allein am Rentenniveau festmachen, denn es ist in erster Linie eine statistische Größe. Wir haben in diesem Jahr sogar ein Rentenniveau von 49,4 Prozent. Da sind wir deutlich über dem, was immer vorausgesagt wurde. Selbst im Jahr 2025 sind wir noch deutlich über der Haltelinie von 48 Prozent. Und auch die bis 2030 vorgegebenen Haltelinien werden nach den Prognosen eingehalten. Wir bewegen uns also im gesetzten Rahmen. Letztlich kommt es darauf an, dass die Menschen nach einem erfüllten Arbeitsleben über eine auskömmliche Rente verfügen. Das muss sichergestellt sein.

Müssen wir angesichts von Null- und Negativzinsen risikobereiter werden, um das die Riester-Rente zu retten?

Das wäre eine deutliche Abkehr von allem, was man bei der Riester-Rente erreichen wollte. Wir Deutschen mögen Garantien. Deshalb hat man bei der Einführung der Riester-Rente gesagt: Das eingezahlte Geld muss auch wieder rauskommen. Jetzt ist die Frage: Ist der Staat bereit, mit Steuermitteln in eine Förderung zu gehen, wenn am Ende nicht klar ist, was für den Einzelnen herauskommt.

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Wie steht es um die Einführung der Grundrente?

Wir sind im Zeitplan. Das gilt für den Datenaustausch mit den Finanzbehörden und auch für die interne Organisation, sodass wir – wie bisher geplant – im Juli die ersten Bescheide verschicken werden. Es bleibt dabei, dass bis Ende 2022 alle Fälle aufgerufen sind.

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