Sparda Bank West verteidigt Negativzins„90 Prozent werden nicht betroffen sein“

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Manfred Stevermann kritisiert die „Salamitaktik“ anderer Banken.

Manfred Stevermann kritisiert die „Salamitaktik“ anderer Banken.

Die in der Corona-Krise wachsende Sparquote der Anleger bereitet den Banken Probleme. Negativzinsen sind vielfach die Folge. Für die Guthaben müssen sie selbst 0,5 Prozent Negativzinsen zahlen. Laut Schätzungen geben bis zu 400 Banken die Folgen des Zinstiefs an ihre Kunden weiter. Vorstandsvorsitzender Manfred Stevermann erklärt im Interview mit Frank Meßing, warum die genossenschaftliche Sparda-Bank West nicht mit Einlagen „überflutet“ werden will und deshalb Negativzinsen jetzt schon ab 25000 Euro nimmt.

Herr Stevermann, Sie sagen offen, dass die Sparda-Bank West nicht „von neuen Einlagen überflutet“ werden wolle. Sollen Ihre Kunden Ihr Geld nicht mehr zu Ihnen tragen?

Wenn sie es tun, ist das natürlich ein Vertrauensbeweis für uns. Für die Kunden und auch für uns als Sparda-Bank bringt es aber nichts, das Geld aufs Giro- oder Tagesgeldkonto zu legen. Im vergangenen Jahr haben wir netto 531 Millionen Euro als Einlagen dazubekommen. Dafür müssen wir 0,5 Prozent Strafzinsen bei unserer Zentralbank, der DZ Bank, bezahlen. Das ist für uns ein erheblicher Aufwand. Deshalb müssen wir uns vor zu viel Geld schützen.

Sie reagieren mit Strafzinsen für ihre Kunden vergleichsweise spät. Das Vergleichsportal Verivox hat ermittelt, dass bereits 300 Geldinstitute in Deutschland Strafzinsen und Verwahrentgelte verlangen.

Das haben wir natürlich auch gespürt. Wenn unsere Wettbewerber Strafzinsen erheben, können wir davor nicht die Augen verschließen. Da ist ein Dominoeffekt angestoßen worden. Wir hatten gehofft, dass die Einlagen nicht so stark wachsen. Aber die Leute wollen in schlechten Zeiten etwas auf die hohe Kante legen. Zudem kommen sie im Lockdown ja gar nicht mehr dazu, Geld auszugeben. Und all dies merken wir sehr stark. Auch wenn wir immer schon eine Bank mit hohen Einlagen unserer Kunden waren.

Die neue Regelung gilt seit dem 1. April. Wie haben Ihre Kunden reagiert?

Das kann ich Ihnen noch gar nicht sagen. Es gibt einige Nachfragen. Da wir aber bei den großen Vermögen beginnen, die Verträge umzustellen, wird der Prozess eine Weile dauern und in der Breite erst später spürbar sein. Als wir im März unsere Vertreterkonferenzen informiert haben, gab es keinen Protest. Vor drei Jahren hätten mich unsere Genossen noch von der Bühne geholt. Die Zeiten haben sich geändert.

Weniger Filialen

Die Sparda-Bank West ist mit einer Bilanzsumme von rund 13 Milliarden Euro die zweitgrößte der elf Sparda-Banken in Deutschland. Seit 2019 ist die Bank dabei, ihr Filialnetz zu straffen. 23 von 80 Filialen wurden bereits zusammengelegt, zu SB-Centern umgewandelt oder geschlossen. 18 weitere Standorte sollen 2021 folgen.

Andere Häuser nehmen Negativzinsen erst ab einer Summe von 100000 Euro. Auf Girokonten der Sparda-Bank West liegt der Freibetrag bei 25000 Euro, auf Tagesgeldkonten bei 50000 Euro. Warum langen Sie so kräftig zu?

Andere Banken justieren bereits nach. Man darf den Kunden doch nicht mit einer Salamitaktik kommen und die Grenzen immer wieder korrigieren. Die Freibeträge der Sparda-Bank West halten wir für vernünftig. Wir haben nur Privatkunden und dass sie mehr als 25000 Euro auf dem Girokonto liegen haben, kommt selten vor. Deshalb erwarte ich, dass 90 Prozent unserer Kunden gar nicht von den Negativzinsen betroffen sein werden.

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Mit rund 600000 Mitgliedern sind sie die mitgliederstärkste der elf Sparda-Banken in Deutschland. Erhalten die Genossen trotz der mauen Ertragslage eine Ausschüttung?

Einen Genossenschaftsanteil bei der Sparda-Bank West kann man für 52 Euro erwerben. Im vergangenen Jahr haben wir für das Geschäftsjahr 2019 eine Dividende von 1,5 Prozent ausgeschüttet. Auch in diesem Jahr wollen wir eine Gewinnausschüttung vornehmen,wenn dies unsere Jahresbilanz erlaubt. Das steht allerdings unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Bankenaufsicht Bafin.

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