Umkämpfter Markt für WassersprudlerAnbieter von Sprudlern und Kartuschen neu sortiert

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Wassersprudler

Eine günstige Art Sprudel herzustellen sind Wasserprudler

Bonn – Die Anbieter von Wassersprudlern profitieren vom Kampf der Verbraucher gegen Plastikmüllberge. Das zeigt sich an den Problemen der Konkurrenz: Der Absatz von Mineralwasser in Flaschen ging 2019 um 3,9 Prozent auf 14,35 Milliarden Liter zurück, ermittelte der Verband Deutscher Mineralbrunnen.

Mittlerweile haben rund 15 Prozent der Haushalte in Deutschland einen Wassersprudler, schätzt die Deutsche Industrie-Kreditbank (IKB) in einer Studie. Gerade in den vergangenen zwei Jahren sei das Wachstum sehr dynamisch gewesen. Sodastream-Deutschland-Chef Rüdiger Koppelmann schätzt, dass es mittlerweile sogar 20 Prozent der deutschen Haushalte sein könnten, die ihr Wasser selbst mit Kohlensäure versetzen: „Wassersprudler sind längst kein Nischenprodukt mehr.“ Sodastream als Marktführer kommt nach Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) bei den Wassersprudlern auf einen Marktanteil von rund 90 Prozent und dominiert das Wachstum bislang.

Krüger-Gruppe aus Bergisch Gladbach mischt mit

Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit haben sich die Anbieter von Wassersprudlern und den Nachfüllkartuschen neu sortiert. Sodastream hat im Frühjahr 2020 den Wettbewerber Sodatrend gekauft. Sodatrend gehörte zuvor in das Reich von „Der Höhle der Löwen“-Investor Ralph Dümmel mit seiner Firma DS Food GmbH. Pepsi-Cola wiederum hat Sodastream, den Weltmarktführer für Wassersprudler, bereits 2018 für 3,2 Milliarden Dollar übernommen. Die Sodatrend-Übernahme passe in die Zeit des Wachstums, sagt Koppelmann: „Sodastream ist unsere A-Marke und Sodatrend unsere B-Marke.“ Wassersprudler der Marke Sodatrend würden aber nicht mehr weitervertrieben, weil Konsumenten bei den Geräten mehr auf den Markennamen Sodastream setzen.

Auch der deutsche Mittelstand spielt im Übernahmegeschäft mit: Die Krüger-Gruppe aus Bergisch Gladbach hat im April 75,2 Prozent von BL Balanced Lifestyle Food and Beverages übernommen. Das österreichische Unternehmen verkauft Geräte und Gaszylinder unter der Marke My Sodapop – und beliefert außerdem Aldi mit dessen Sprudler-Eigenmarke Sodastar. Krüger ist vor allem spezialisiert auf Instantprodukte und Kaffeekapseln. „Wir sehen darin einen wichtigen Zukunftsmarkt und großes Potenzial: Das Trinkwassersprudeln und -aromatisieren ist umweltfreundlich, schont Verpackung und Ressourcen und ist bei den Verbrauchern sehr beliebt“, sagt Marc Krüger, Geschäftsführer der Krüger GmbH & Co. KG. CO2 -Sprudler seien nachhaltig und lägen – ganz im Sinne eines Zero-Waste-Lifestyles – im Trend.

Mit dem neuen Standbein will die Krüger-Gruppe auch das internationale Geschäft ausbauen. Die Unternehmensgruppe Krüger mit 5000 Mitarbeitern befindet sich je zur Hälfte im Besitz der Gründerfamilie Krüger sowie der Pfeifer & Langen-Gruppe.„Der CO2 -Sprudlermarkt ist ein neues Terrain, aber kein vollständiges Neuland“, sagt Krüger. Schon mit dem Tochterunternehmen K-fee System GmbH, das für Kaffeekapseln und Kaffeekapselmaschinen steht, habe die Gruppe Fuß in einem Geschäftsfeld gefasst, das beides kombiniert: Systeme und Produkte. Als eines der führenden Familienunternehmen der Lebensmittelindustrie sei man kontinuierlich auf Wachstumskurs. Der Einstieg in den CO 2 -Sprudlermarkt sei eine strategisch sinnvolle und konsequente Erweiterung des Produktportfolios.

Das Geschäftsmodell ist bei den Wassersprudlern ähnlich wie bei Kaffeekapselmaschinen oder Druckern: Die Maschinen gibt es recht günstig, das Verbrauchsmaterial sorgt für zusätzlichen Gewinn. Ist ein Zylinder leer, wird er gegen einen vollen getauscht. Der Kauf eines zusätzlichen Zylinders kostet deutlich mehr. Deshalb sind auch die Abfüller der Nachfüllzylinder eine gefragte Größe in der Branche. Der Wasserfilterhersteller Brita hat im September Filltech aus Warburg übernommen. Filltech füllt CO2 -Kartuschen ab. Die Firma war zuvor bereits Lieferant von CO 2 -Zylindern für die Edeka-Eigenmarke Gut und Günstig.

Sodastream  wächst weiter gut

Sodastream-Chef Koppelmann sagt, dass Sodastream in der Corona-Krise weiter gut gewachsen sei: „Verbrauchern ist klar geworden, dass man nicht mehr an einem Pfandautomaten anstehen muss, wenn man einen Wassersprudler besitzt.“ Das Wachstum habe sich auch nicht abgeschwächt, obwohl im Frühjahr einige Vertriebspunkte in Fach- und Elektronikmärkten geschlossen waren. Umsatzzahlen nennt das Unternehmen nicht mehr, seit es zum Pepsi-Reich gehört.

Dass Sodastream-Geräte jetzt öfter im Handel zu günstigen Preis angeboten werden, begrüßt Koppelmann: „Kategorien, die wachsen, gibt es öfter im Angebot. Wir sehen es deshalb als Kompliment an, wenn es unsere Geräte zu Sonderaktionen gibt.“

Der Preisrutsch bei Nachfüllzylindern stört Koppelmann nicht: „Unsere Mission lautet, Deutschland von Einwegplastikflaschen zu befreien. Wenn jetzt Kunden durch günstige Preise bei Geräten und Nachfüllzylindern animiert werden einzusteigen, finden wir das gut.“

Nachfüllpatronen sind günstiger geworden

Die ähnliche Funktionsweise der Wassersprudler sorgt dafür, dass CO 2 -Zylinder verschiedener Marken eingesetzt werden können. Hier hat der Wettbewerb zwischen den Firmen für einen Preisrutsch gesorgt. Kostete ein Nachfüllzylinder mit Sodastream-Etikett im vergangenen Jahr im Austausch gegen einen leeren noch 8,95 Euro, so mischte zunächst die Drogeriemarkt DM den Markt auf, indem sie Tauschzylinder der Marke Sodatrend der DS Food GmbH für 6,95 Euro anbot. Als Aldi Süd dann im Mai vergangenen Jahr mit den Sodastar-Nachfüllkartuschen für 5,99 Euro auf den Markt ging, sortierte sich die Nachfrage noch einmal neu.

Befüllte Zylinder ohne Rückgabe eines leeren kosten dort 19,99 Euro. DM hatte angesichts der regen Nachfrage zwischenzeitlich regelmäßig mit Nachschubproblemen zu kämpfen. Mittlerweile kostet ein Nachfüllzylinder dort nur noch 5,70 Euro. Die Austauschbarkeit der Zylinder zeigt sich daran, dass im Sodastream-Werk in Limburg jetzt auch ein Teil der Sodatrend-Zylinder abgefüllt wird. Für den Rest werden Aufträge nach draußen vergeben. Seit 23. November gibt es bei Lidl Sodatrend-Zylinder im Austausch für 5,70 Euro. Dazwischen liegen preislich andere Einzelhändler: Die Baumarktkette Obi bleibt sich treu: Der Preis für den Austauschzylinder ist bei 8,99 Euro hoch geblieben. Allerdings gibt es derzeit eine um 23 Cent geringere Mehrwertsteuer. (mah)

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