NotkircheHeilige Momente im Bonner Loch

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Hier kommt die Notkirche hin: Hermann-Josef Borjans (Malteser Hilfsdienst/MHD), Polizeipräsident Wolfgang Albers, Pfarrer Joachim Gerhardt, MHD-Einsatzleiter Robert Osten, Pfarrer Ernst Jochum und Ursula Lantzerath, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft ChristlicherKirchen (v. l.), zeigen den Standort des Zeltes im Klanggrund. (Foto: Lothar Homey)

Hier kommt die Notkirche hin: Hermann-Josef Borjans (Malteser Hilfsdienst/MHD), Polizeipräsident Wolfgang Albers, Pfarrer Joachim Gerhardt, MHD-Einsatzleiter Robert Osten, Pfarrer Ernst Jochum und Ursula Lantzerath, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft ChristlicherKirchen (v. l.), zeigen den Standort des Zeltes im Klanggrund. (Foto: Lothar Homey)

Bonn – Viele heilige Momente soll es am 26. November in Bonn geben: Zum vierten Mal lädt an diesem Freitag die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) zur Bonner Kirchennacht. 48 Kirchen sind zwischen 19 Uhr und Mitternacht geöffnet, eine 49. wird eigens aufgebaut.

Der Malteser Hilfsdienst (MHD) errichtet im Klanggrund (Bonner Loch) eine so genannte Notkirche, ein im Durchmesser zehn Meter breites und sieben Meter hohes Zelt mit zwei Seitenschiffen, in dem auf Papp-Hockern, die vom letzten ökumenischen Kirchentag in München angeschafft worden sind, etwa 100 Menschen Platz haben. „Die Kirche steht mitten im Leben“, sagt der evangelische Pressepfarrer Joachim Gerhardt, einer der Organisatoren der Veranstaltung, und das Leben spielt auch und gerade rund um den Hauptbahnhof. „Das Bonner Loch zieht eine gewisse Klientel an“, weist Polizeipräsident Wolfgang Albers auf die Obdachlosen- und Drogenszene hin, die in der Umgebung ihre Treffpunkte hat. „Jedes Jahr sterben 30 Mitglieder aus dieser Szene, unsere Beamten kennen sie und begleiten sie oft auf dem letzten Weg“, berichtet Wulf Klinge, der Leiter der Wache GABI im Hauptbahnhof. „Die Kollegen brauchen daher Kraftquellen, die für viele auch aus dem Glauben kommen.“

So geht es denn in der Zeltkirche um die Not der Menschen in besonderen Situationen, um Grenzerfahrungen. Andreas Archut vom MHD Bad Honnef, der als einer der ersten Sanitäter nach der Massenpanik bei der Loveparade in Duisburg im Todestunnel war, spricht über „Rettungseinsätze am Limit“, Polizeioberkommissarin Annemarie Geier, Beamtin in der Bonner Mordkommission, über „belastende Polizeieinsätze“. Dazu gibt es Musik von Mitgliedern des Landespolizeiorchesters, die Sopranistin Ariane von der Heyden-Karas singt Arien von Bach und Purcell. Ein ökumenischer Gottesdienst um 19 Uhr im Klanggrund ist offizieller Auftakt der Kirchennacht.

Das Angebot, das die einzelnen Gemeinden vorbereitet haben, ist so vielfältig, dass hier nur ein Überblick gegeben werden kann. Erstmals dabei ist die Bahnhofsmission auf Gleis 1, in der ab 20 Uhr zu jeder vollen Stunde aus den seit 1945 geführten Tagebüchern der Anlaufstelle vorgelesen wird. Pfarrerin Grit de Boer spendet einen Reisesegen, „egal, wohin die Reise in dieser Nacht noch geht“. Im Kirchenpavillon an der Budapester Straße können sich Verliebte um Mitternacht segnen lassen. Die Pauluskirche in Friesdorf lädt zur „Klezmer-Tanznacht“ mit dem Trio „A Tickle in de Heart“. Die Kreuzkirche in der City öffnet den Bunker und zeigt dort, wo im Zweiten Weltkrieg viele Bonner Schutz vor Bomben suchten, den Antikriegsfilm „Die Brücke“ von Bernhard Wicki.

Im Münster bietet Professor Dr. Ulrich Berges um 20 und um 21 Uhr Sprachkurse an: „Hebräisch in 45 Minuten“. Bereits um 19 Uhr können Kinder die Basilika bei einer Taschenlampenführung erkunden. Die Pfarrei St. Marien in Godesberg bittet zur „Indischen Nacht“ mit Yoga und Ayurveda. In Beuel öffnet die Agia Trias Metropolitankathedrale, die zentrale Kirche der griechisch-orthodoxen Christen in Deutschland.

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