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Laumann stellt Impf-Fahrplan vorAstrazeneca in NRW gibt es nicht für alle

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„Es darf kein Impfstoff verkommen“, fordert Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.

„Es darf kein Impfstoff verkommen“, fordert Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.

Düsseldorf – Beim Impfen bestimmt bisher in NRW der Mangel das Tempo. Hinzu kommt das Problem, dass der Impfstoff von Astra-Zeneca erstens ein Imageproblem hat und zweitens bisher nicht Menschen ab 65 Jahren verabreicht werden darf. Kommt jetzt doch Bewegung in die Impfkampagne? NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) stellte am Montag einen Impf-Fahrplan für die kommenden Wochen vor.

Wer bekommt ab 8. März ein Impfangebot?

Nachdem die Impfungen in der besonders schützenswerten Gruppe der über 80-Jährigen in NRW schon weit fortgeschritten sind, richtet sich der Blick jetzt auch auf die so genannte Priorisierungsgruppe 2 der über 70-Jährigen. Zunächst dürfen Kita-Erzieher und Kindertageseltern mit einem Impfangebot rechnen, ebenso Lehrer an Grund-, Förder- und Sonderschulen, Polizisten „mit direktem Kontakt zu Bürgern“ sowie Personal, Bewohner und Beschäftigte der Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. Es handelt sich insgesamt um rund 750000 Impfkandidaten.

Lob von der GEW

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) lobte den Impfstart für Erzieher und bestimmte Lehrer und forderte zeitnahe Impfangebote für sämtliche Lehrer sowie eine verlässliche Corona-Teststrategie. „Wer bald wieder Regelbetrieb in den Schulen will, muss – neben Hygienekonzepten – sicherstellen, dass alle Lehrer ein Impfangebot wahrnehmen können. Mit welchem Impfstoff auch immer“, so GEW-Landeschefin Maike Finnern.

Alles zum Thema Impfung

Innerhalb von drei bis vier Wochen sollen diese Berufsgruppen in den Impfzentren gegen das Coronavirus immunisiert werden. Die Termine vergeben übrigens die Kommunalverwaltungen. Sie sind aufgefordert, sich direkt an die Berufsgruppen zu wenden.

Wann sind die über 70-Jährigen an der Reihe?

Gesundheitsminister Laumann geht von einem Impfbeginn „spätestens im Mai“ aus. Die Planungen seien noch nicht abgeschlossen. Der Impfstart der über 70-Jährigen hänge sehr von der Verfügbarkeit des Biontech/Pfizer-Impfstoffes und vom weiteren Impffortschritt bei den über 80-Jährigen ab. Astra-Zeneca ist bisher nicht für Menschen ab 65 Jahren zugelassen, der Impfstoff von Moderna steht bisher nur in kleinen Mengen zur Verfügung.

Um diesmal Chaos bei der Impfterminvergabe zu vermeiden, sollen die „Ü70er“—immerhin rund 1,6 Millionen Menschen – im Gegensatz zu den „Ü80ern“ in NRW jahrgangsweise oder zweijahrgangsweise eingeladen werden.

Was ist mit 80-Jährigen, die nicht mobil sind?

Über 80-Jährige, die daheim gepflegt werden und nicht in ein Impfzentrum können, dürfen sich Hoffnungen auf aufsuchende Impfungen machen, zumindest 18000 Pflegebedürftige mit Pflegegrad 5. Spätestens übernächste Woche soll deren Immunisierung starten. „Dabei werden entweder Ärzte des Impfzentrums mehrere Impflinge abfahren und verimpfen oder die Kassenärztlichen Vereinigungen organisieren eine Impfung über das Hausärztesystem“, so Laumann. Es folgen rund 56000 Menschen mit dem Pflegegrad 4, die zu Hause wohnen.

Was geschieht mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff?

Für die Impfung damit kommen wegen der bisher fehlenden Freigabe nur Menschen zwischen 18 und 64 Jahren in Frage. Die Nachfrage ist aber nicht so groß wie erhofft, weil offenbar viele Menschen die Nebenwirkungen fürchten. Der Impfstau mit Astra-Zeneca wird also immer größer.

NRW weigert sich dennoch, diesen Impfstoff nun für alle Impfwilligen freizugeben. „Wir sollten uns nicht zu sehr von der bisherigen Impfreihenfolge entfernen. Es besteht die Gefahr, dass diese Reihenfolge zu stark durchbrochen wird“, so Karl-Josef Laumann. Mögliche Konsequenz: Menschen, die diesen Schutz besonders dringend brauchen, könnten zunächst unversorgt bleiben.

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In NRW soll die zweite Impfung mit Astra-Zeneca künftig erst nach drei Monaten statt wie bisher nach neun Wochen erfolgen, weil das Land davon ausgeht, im April und Mai genügend Astra-Zeneca-Dosen zu erhalten. Bereits vereinbarte Termine für die Zweitimpfung könnten beibehalten werden, heißt es in einem Erlass des NRW-Gesundheitsministeriums. Dessen Chef warb gestern erneut um Vertrauen auch in das Vakzin von Astra-Zeneca. Es dürfe kein Impfstoff „verkommen“.

Was sagt Laumann über Impf-„Vordrängler“?

Die Bürger seien zu Recht sauer auf Menschen, die sich beim Impfen vordrängeln. Dies verletze das Gerechtigkeitsgefühl und führe verständlicherweise zu gesellschaftlicher und womöglich auch juristischer Ächtung. Bei der Impfung gehe es um „Transparenz und Vertrauen“.

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