Controller gegen MissionareIn NRW wächst der Druck auf katholische Schulen

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Symbolbild

Düsseldorf – Die Nachricht aus Hamburg hat auch in NRW manchen erschreckt: Das Erzbistum will acht seiner 21 Schulen schließen, aus finanziellen Gründen. Die Folge ist eine neue Nachdenklichkeit über den Stellenwert katholischer Schulen, die der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, 2016 als "Kernstück kirchlichen Lebens" bezeichnete.

Knapp 200 der gut 5800 Schulen in NRW sind in katholischer Trägerschaft - jede dritte Privatschule. Etwa die Hälfte der katholischen Schulen betreiben die fünf Bistümer selbst. Diese Zahl ist im vergangenen Jahrzehnt sogar leicht gestiegen, ebenso die von den Diözesen aufgebrachten Mittel und die Zahl der Stellen. Und kein Bistum mag auf Anfrage Ähnliches sagen wie Hamburg: Dass nämlich ein Teil seiner Schulen wirtschaftlich nicht gesund sei. Wenn überhaupt, dann druckst man herum - Köln verweist auf die stabile Nachfrage, Paderborn darauf, dass man Schulen nicht ökonomisch betrachten könne. Nur das Essener Generalvikariat riskiert die Aussage, es bedürfe "angesichts der angespannten Situation des Bistums großer Anstrengungen, den Betrieb der Schulen nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern auch weiter für eine hohe Qualität Sorge zu tragen."

Insgesamt lautet der Tenor: Schulen stehen nicht zur Disposition. Köln hat sogar 20 Millionen Euro für eine neue Gesamtschule in Bad Honnef in die Hand genommen. Das heißt aber nicht, dass in NRW die Debatte um die Zukunft katholischer Schulen nicht geführt würde. Nur nicht öffentlich. "Natürlich gibt es Finanzchefs, die sagen: ,Wir machen die Schulen alle platt'", sagt ein Insider. Geld sei dabei nur der eine Aspekt.

Der andere Aspekt ist theologisch-politisch und führt etwa zu solchen Fragen: Wie lange lässt sich noch an den Schulen festhalten - angesichts eines schwindenden gesellschaftlichen Rückhalts der Kirchen, aber auch etwa der Aufgabe von Gebäuden?

Debatte verstummt nicht

Der naheliegende Einwand, dass die Kirche nirgends so direkt in die Gesellschaft wirken kann wie in Schulen, hat die Debatte jedenfalls nicht verstummen lassen. "Ideell stellt all das kaum jemand infrage, aber wie viel davon ist realistisch umzusetzen?", fragt etwa Schwester Ulrike Michalski, Leiterin des Essener Gymnasiums Beatae Mariae Virginis (BMV), das von den Augustiner-Chorfrauen getragen wird: "Falls es jemals eine Zeit der Selbstverständlichkeiten gegeben hat, ist sie längst vorbei." Das BMV steht dabei für den Teil der Schulen, der besonders unter Druck steht: die Ordensschulen. Deren Zahl ist im Land seit 2006 von 31 auf 18 gesunken.

Vielleicht verweist Hamburg nicht nur auf das Pro-blem, sondern auch auf die Lösung: die Eltern. In Hamburg will eine "Schulgenossenschaft" versuchen, alle 21 bischöflichen Schulen zu übernehmen und wirtschaftlich zu betreiben.

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