Kommentar zur DigitalisierungHandys entwickeln sich zur Gefahr fürs Leben

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Cybermobbing

Das Handy wirkt als Brandbeschleuniger leicht entzündlicher Gedanken.

Es ist keine neue Nachricht, dass die Digitalisierung unseren Alltag inzwischen voll durchdrungen hat. Auch wenn es hier und da noch bewusste Technikverweigerer oder Digitalisierungsabstinenzler gibt, ist das Internet zu einem Querschnittsthema für jeden und alles geworden. Das betrifft vor allem Arbeitsplatz, Schule und Familie.

Da ist es sicher anerkennenswert, dass das NRW-Familienministerium in einer Studie das Wohl und Wehe der "Familie im Digitalzeitalter" fokussiert. Was dabei herausgekommen ist, darf aber durchaus als dünne Suppe bezeichnet werden. Fast alle Familien nutzen digitale Geräte, deren Potenzial wird nicht ausgeschöpft, man schult sich hinsichtlich der Techniknutzung gegenseitig - alles Dinge, die auf der Hand liegen und schnell auserzählt sind. Leider liegt das Hauptaugenmerk, wie so oft in den vergangenen Jahren, auf den unbestrittenen Chancen der neuen Technik. An keiner Stelle kommt zur Sprache, dass sich Smartphone, Tablet und Computer zu einer echten Gefahr für das Leben in Schule und Familie entwickelt haben. Nichts davon, dass das Thema Cybermobbing über die sozialen Medien in den Schulklassen zum Problem geworden ist.

Klar, früher wurden Menschen auch gehänselt, ausgeschlossen und beleidigt. Die Breitenwirkung war allerdings keineswegs mit heute zu vergleichen. Das Handy wirkt als Brandbeschleuniger leicht entzündlicher Gedanken. Oder nehmen wir die Familie. Klar ist es ganz praktisch, die Kinder in der anderen Etage des Einfamilienhauses per App zum Essenstisch zu rufen. Aber zu wenig wird thematisiert, dass zu viel Zeit vor großem oder kleinem Bildschirm aus eigentlich ganz umgänglichen, jungen Menschen kleine Kotzbrocken macht, die nicht mehr in der Lage sind, sich auf die wichtigen Aufgaben zu konzentrieren. Es ist nicht übertrieben, da von Wesensveränderung zu sprechen. Und wir sprechen hier nicht mal von Extremfällen wie Amokläufen, in deren Zusammenhang regelmäßig auch die Art und Weise des Medienkonsums thematisiert wird.

Die Eltern, aber auch die Schulen werden mit dem Problem weitgehend alleingelassen, selbst an Stellen, wo es eine Nummer kleiner daherkommt. Hier und da gibt es zwar Untersuchungen zur Auswirkung von Medienkonsum, aber belastbare Studien mit validen Handlungsempfehlungen sind Fehlanzeige. Massive Wissenslücken räumen auch Bildungspolitiker unter der Hand ein. Dabei wäre es wichtig zu untersuchen, was die digitalen Produkte mit und aus unseren Kindern machen. Und auch aus uns Erwachsenen. Wir wissen heute ganz genau, wie viele Kohlenhydrate, Fett und Eiweiß ein Mensch zu sich nehmen sollte. Wo gesunde Mediennutzung anfängt und wo sie aufhört, weiß leider niemand genau. Das wäre eine dringende Aufgabe der Bildungspolitik.

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