Kritik an Kardinal WoelkiWoelki soll Berufung eines Theologen blockiert haben

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Kardinal Woelki

Kardinal Rainer Maria Woelki, Erz­bi­schof von Köln

Bonn – Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki erntet im Zusammenhang mit einer Personalie an der Universität Bonn scharfe Kritik. Ihm wird vorgeworfen, in einem Berufungsverfahren an die katholisch-theologische Fakultät interveniert und den Theologen Joachim Negel als Professor für Dogmatik verhindert zu haben.

Tatsächlich gibt dem Erzbischof die kirchliche Unbedenklichkeitserklärung „Nihil obstat“ Kompetenz in theologischen Personalfragen. Kritiker bewerten den aktuellen Bonner Fall jedoch anders: Hier sei es darum gegangen, einen missliebigen Kandidaten auszubooten. Leidtragender ist der Paderborner Theologe Joachim Negel, der nun nicht wie geplant die Bonner Professur für Dogmatik erhalten wird.

Termin für die Verhandlung wurde kurzfristig abgesagt

Im Mai 2016 hatte Negel, der in den 1990er Jahren am Rhein promoviert hatte und seit 2015 in der Schweiz lehrt, den Ruf an seine alte Alma Mater erhalten. Er wollte ihn zum Wintersemester 2016/17 annehmen, nun sollte es eigentlich nur noch um die Konditionen gehen. Doch als Negel am Morgen des 13. September 2016 das katholisch-theologische Dekanat im Hauptgebäude betrat, erlebte er eine böse Überraschung, wie er dieser Zeitung schildert: Denn der Termin für die Verhandlung war kurzfristig abgesagt worden. Mitgeteilt habe ihm die Uni dies am Nachmittag des Vortages mit einer E-Mail. „Befremdet hat mich vor allem, dass die Universität nicht einmal ein Wort des Bedauerns dafür übrig hatte“, sagt er. Dass der Termin platzte, ließ zwar Schlechtes ahnen, doch das Entscheidende kam erst.

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Denn der sicher geglaubte Lehrstuhl rückte seitdem in immer weitere Ferne: Das nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerium nahm den Ruf zurück, der Schriftwechsel zwischen Negel und den Theologen am Regina-Pacis-Weg geriet ins Stocken. Dabei seien bereits Pensionsregelungen getroffen und Büro und Sekretärin ausgesucht gewesen. Insider führen den Rückzug darauf zurück, dass Woelki lieber einen anderen Theologen auf dem Lehrstuhl gesehen hätte und mit einem entsprechenden Monitum und unter Anzweiflung der fachlichen Eignung Negels im Ministerium interveniert habe. Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte das Erzbistum dies indirekt: Die Bonner Fakultät habe im Berufungsverfahren ihre Verpflichtung zur Bestenauslese verletzt, heißt es seitens des Generalvikariats.

Auch die Uni Bonn ließ Nachfragen vorerst unbeantwortet. Negel hat mit dem Ruf nach Bonn abgeschlossen. „Wenn Bonn noch an mir Interesse hat, müsste die Uni schon intensiv auf mich zukommen“, sagt er. Kritiker sehen den Fall als symptomatisch für kirchliches Machtgebaren. Christian Weisner von „Wir sind Kirche“ sagte: „Dieser Vorgang schadet der Kirche nicht nur nach außen; er vergiftet auch das Binnenklima und sendet keine guten Signale an die Theologen.“

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