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NRW-FlüchtlingsministerEl-Mafaalani wird Chef der Integrations-Abteilung

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El-Mafaalani

Parteiloser Wissenschaftler: Aladin El-Mafaalani.

NRW-Flüchtlingsminister Joachim Stamp (FDP) macht den parteilosen Wissenschaftler Aladin El-Mafaalani zum Chef der Integrationsabteilung. "Er ist einer der führenden Integrationsforscher. Ausschlaggebend für unsere Entscheidung war die fachliche Kompetenz", sagte Stamp. El-Mafaalani, bisher Professor für Politikwissenschaft an der Fachhochschule Münster, löst Anton Rütten ab, der in den Ruhestand geht. Innerhalb der Landesregierung kommt ihm in der neuen Position die Schlüsselrolle zu, die Integration von Flüchtlingen und Migranten zu verbessern. "Wie wichtig die Aufgabe ist, zeigt die aktuelle Diskussion um die Essener Tafel", sagte Stamp. Sie zeige, welche Bagatellen zurzeit eine gesellschaftliche Debatte auslösten.

Auf die Idee, El-Mafaalani zum Leiter der wichtigen Abteilung zu machen, habe ihn Staatssekretärin Serap Güler (CDU) gebracht. Im Ministerium hat es Tradition, dass nicht das richtige Parteibuch für die Vergabe von Posten entscheidend ist. Tatsächlich überdauerte El-Mafaalanis Vorgänger Rütten, Sozialdemokrat durch und durch und seit 1993 an der Spitze der Abteilung, jeden Minister und jede Landesregierung. Einschließlich Armin Laschet, der von 2005 bis 2010 sein Chef war.

Mit der Personalie ist Stamp ein Überraschungscoup gelungen. Es kommt nicht oft vor, dass Wissenschaftler eine Stelle als Professor aufgeben und in die Landesverwaltung wechseln. Noch dazu war die Stelle an der FH in Münster für El-Mafaalani ein Traumjob, wie er beteuert. "Ich habe daher nicht sofort zugesagt, sondern mit mir gerungen", gibt der 39-Jährige zu. Auch habe er noch ein weiteres Angebot von einer Hochschule gehabt. Überzeugt habe ihn aber schließlich die Aussicht, mehr gestalten zu können: "Außerdem hoffe ich, mehr in die Praxis umsetzen zu können als bisher."

El-Mafaalani gilt als ausgewiesener Bildungsexperte. Der Frage, wie Menschen aus benachteiligten Milieus trotzdem den sozialen Aufstieg schaffen können, widmete der gebürtige Westfale seine Doktorarbeit und einen Großteil seiner Forschungsarbeit. Auf seinen Rat hören viele Politiker fast aller Parteien: Landesminister, Bundesminister und zeitweise auch der Bundespräsident. Er habe öfter mit den Redenschreibern von Joachim Gauck telefoniert, mehr will er nicht verraten. Auch in den Medien ist er ein gefragter Gesprächspartner.

Wenn El-Mafaalani von Integration redet, weiß er aus eigener Erfahrung, was das heißt. Er selbst stammt aus einer syrischen Familie und war 1978 das erste Kind, das in Deutschland geboren wurde. Als sozialen Aufsteiger allerdings sieht er sich nicht: "Mein Vater ist Arzt: Meinen Werdegang als Sozialwissenschaftler hat er erst richtig akzeptiert, als ich Professor wurde."

El-Mafaalani wuchs in Waltrop auf und studierte nach dem Abitur an der Ruhr-Uni Bochum Politikwissenschaft, Wirtschaftswissenschaft und Pädagogik. Nach dem ersten Staatsexamen wechselte er nach Münster und sattelte dort Didaktik, Beruf- und Sonderpädagogik drauf. Von 2007 bis 2013 arbeitete er als Lehrer an einem Berufskolleg und schrieb nebenbei die Promotion.

Eine Idee hat El-Mafaalani schon jetzt: Er will die etwas statische Zusammenarbeit mit den Verbänden aufbrechen und dazu Townhall-Meetings ins Leben rufen. Also zwanglose Treffen, bei denen auch muslimische Jugendliche willkommen sein könnten. "Er soll die Freiheit bekommen, die er braucht", heißt es im Ministerium.

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