Porträt über Malu DreyerDie ihren Vornamen erfunden hat

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Die bisherige Gesundheitsministerin Malu Dreyer (SPD) übernimmt das Amt von Ministerpräsident Beck.

Die bisherige Gesundheitsministerin Malu Dreyer (SPD) übernimmt das Amt von Ministerpräsident Beck.

Mainz –  Malu Dreyer kann ganz schön ungeduldig sein. An diesem tristen Wintertag will sie mit führenden Vertretern von AOK, Bundesagentur, Krankenhausgesellschaft und anderen Einrichtungen der Gesundheitswirtschaft über eine Fachkräfte-Initiative für Pflegeberufe informieren - es ist ihre letzte Pressekonferenz als Sozialministerin. Neun Minuten spricht sie, klar gegliedert, kein Wort zu viel, immer auf den Punkt.

Ihr Kernsatz: "Wir müssen versuchen, so viele Menschen zu gewinnen wie möglich für diesen belastenden, aber doch schönen Beruf." Anschließend sprechen die Experten. Zu lange für die Ministerin. Sie schickt stille Post an jene, die noch dran sind: Sie mögen sich doch bitte kürzer fassen.

Dreyer hat nicht viel Zeit gehabt zuletzt. Termine mit Presse, Funk und Fernsehen, Treffen mit Betriebsräten, Parteigremien und ihre normale Arbeit im Ministerium - der Terminplan war randvoll. Besonders interessant: Schon vor dem Antritt ihres neuen Amtes hat sie sich mit der Oppositionsführerin getroffen. "Frau Klöckner und ich haben ein etwas unverkrampfteres Verhältnis zueinander, als Kurt Beck es zu ihr hatte", sagt Dreyer. Beide Seiten loteten auch schon Möglichkeiten zur Zusammenarbeit aus. Bei der Landtagswahl 2016 werden sie aber wohl Gegnerinnen sein.

Lange hatte es so ausgesehen, als sei Malu Dreyer keine Kandidatin für die Beck-Nachfolge. Als im vorigen Frühjahr erste Gerüchte über einen bevorstehenden Rücktritt Becks aufkamen, war von der 51-jährigen Triererin nicht die Rede. Ihre Krankheit, die Multiple Sklerose, eine chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, galt als Grund. Im Sommer aber ergriff sie selbst die Initiative, traf sich mit Beck in dessen Urlaub an der Mosel und meldete sich fit. Für den Langzeit-Regierungschef das Signal, dass er auf Dreyer setzen kann, zumal deren Regierungsstil seinem eigenen im Vergleich zu den anderen möglichen Nachfolgern am ähnlichsten kommen dürfte.

Außerdem ist sie in der Partei sehr beliebt. Nicht umsonst wurde sie von Landtagspräsident Joachim Mertes als "Königin der Herzen" bezeichnet. Sie lacht gern und viel, sagt von sich selbst, dass sie eher der Typ des halb vollen als der des halb leeren Glases ist. Vorsorglich wies sie darauf hin, dass ihre Stimme auch einmal streng sein könne, dass sie auch sehr klar sagen könne, "so läuft es jetzt".

SPD und Grüne wollen Dreyer heute Morgen mit ihrer Mehrheit im rheinland-pfälzischen Landtag zur neuen Ministerpräsidentin wählen. Dann wird sie für einen Moment Marie-Luise heißen. "So heißt sie nur bei Vereidigungen", hatte Beck vor knapp zwei Jahren bei der Einführung seines damaligen Kabinetts scherzhaft gesagt. Als Jugendliche sei ihr dieser Vorname altmodisch vorgekommen, sagte sie jüngst in einem Interview. "Da habe ich einfach den Namen Malu erfunden", fügte sie hinzu. Entscheidungsfreudig war sie auch damals schon.

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