StatistikMehr Gewalt durch junge Flüchtlinge

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Flüchtlinge

Drei junge Männer stehen am 09.11.2015 in Boostedt am Zugang zu der Erstaufnahmeeinrichtung.

Berlin – Junge und männliche Flüchtlinge sorgen dafür, dass die Zahl der Gewaltdelikte ansteigt. 2016 habe es in Niedersachsen 10,4 Prozent mehr Gewalttaten gegeben als 2014, so eine Studie des Kriminologen Christian Pfeiffer. Diese Zunahme sei zu mehr als 90 Prozent Flüchtlingen zuzurechnen. Insgesamt hat sich die Zahl der Fälle mit tatverdächtigen Flüchtlingen zwischen 2014 und 2016 in Niedersachsen um 241 Prozent erhöht.

Es gibt aber keine generell höhere Kriminalitätsneigung von Flüchtlingen, wie die Autoren der Studie betonen. Die Verdächtigen seien besonders häufig Flüchtlinge aus Nationen mit schlechter Bleibeperspektive, etwa den Maghreb-Staaten Tunesien, Algerien und Marokko. Zu einem ähnlichen Ergebnis war bereits das Bundeskriminalamt gekommen. Auch der hohe Anteil von jungen Männern unter Flüchtlingen gilt als ein Grund für die höhere Kriminalitätsrate.

Die Befunde haben die Debatte um den Familiennachzug befeuert. "Frauen zivilisieren Männer", sagte Pfeiffer, ehemaliger Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen. Familienministerin Katarina Barley (SPD) forderte eine "gute und menschliche Regelung für den Familiennachzug". Der Städte- und Gemeindebund warnte dagegen vor einer Überforderung der Kommunen.

Von Januar bis November 2017 sind 85 000 Ausländer im Wege des Familiennachzugs nach Deutschland gekommen, weniger als 2016 (damals 114 500 Personen). Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine FDP-Anfrage hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Unter den Zugezogenen waren 36 100 (2016: 46 600) Minderjährige. Rückläufig ist die Zahl freiwilliger Ausreisen abgelehnter Asylbewerber - von 54 000 im Jahr 2016 auf knapp 30 000 seit Anfang 2017.

Flüchtlinge werden öfter angezeigt

In Deutschland macht sich beim Thema Gewalt eine gegenläufige Entwicklung breit. Während zwischen 2007 und 2014 die Anzahl der Gewalttäter in jugendlichem Alter um mehr als die Hälfte gesunken ist, steigt sie nach einer niedersächsischen Studie seit zwei Jahren wieder an. Verantwortlich dafür ist eine kleine Gruppe von Flüchtlingen - vor allem jene aus den nordafrikanischen Staaten Marokko, Algerien und Tunesien. In diesem Punkt decken sich die Daten der Studie, die der Kriminologe Christian Pfeiffer für das Bundesfamilienministerium erstellt hat, mit den Erkenntnissen des Bundeskriminalamtes.

Was hat zur Abnahme der Jugendgewalt zwischen 2007 und 2014 geführt?

Pfeiffer und seine Co-Autoren führen eine Reihe von Gründen an, warum die Gewaltdelikte in der Mehrheitsgesellschaft gesunken sind: Eine bessere Schulbildung der Jugendlichen, die immer häufiger gewaltfreie Erziehung der Kinder, emotionale Zuwendung für die Heranwachsenden und auch ein Rückgang des Alkoholkonsums bei den jungen Menschen zählen dazu.

Warum ist die Rate der Gewaltdelikte bei Flüchtlingen so hoch?

Dies liegt unter anderem daran, dass mehrheitlich junge Männer nach Deutschland geflohen sind. Die höchste Kriminalitätsrate bei Gewalt- und Sexualdelikten haben überall auf der Welt junge Männer. Die Flüchtlinge in Deutschland stammen überwiegend "aus muslimischen Ländern, die von männlicher Dominanz geprägt sind", wie es in der Studie von Pfeiffer heißt. Zuwanderer aus solchen Kulturen hätten sogenannte gewaltlegitimierende Männlichkeitsnormen in weit höherem Maß verinnerlicht als gleichaltrige Deutsche.

Warum fallen Syrer, Afghanen und Iraker unterdurchschnittlich oft mit Straftaten auf, wie in der Studie zu lesen ist?

Die Autoren sehen einen Zusammenhang mit dem Aufenthaltsstatus: "Wer als Kriegsflüchtling kommt oder aus anderen Gründen für sich gute Chancen sieht, in Deutschland bleiben zu dürfen, wird bemüht sein, diese Aussichten nicht durch Straftaten zu gefährden", heißt es.

Werden Flüchtlinge häufiger angezeigt als Deutsche?

Ja. Dies ist ein zentraler Befund der Gewaltstudie. Demnach ist die Anzeigenbereitschaft der Opfer von Gewalttaten etwa doppelt so hoch, wenn Opfer und Täter sich vor dem Geschehen noch nie begegnet sind oder wenn sie verschiedenen ethnischen Gruppen angehören. Die Gewalttaten von Flüchtlingen würden etwa doppelt so oft angezeigt wie die deutscher Täter.

Kann ein verstärkter Familiennachzug die Kriminalitätsrate der Flüchtlinge senken?

Die Experten sind der Meinung, dass Frauen einen zivilisierenden Einfluss auf Söhne und Ehemänner haben. Doch vor dem Hintergrund, dass die Gewalttäter unter den Flüchtlingen aus bestimmten Staaten kommen, scheint die Ursache der Gewalt eher nicht in der An- oder Abwesenheit von Frauen zu liegen. Die in Berlin lebenden kriminellen arabischen Familienclans zeigen sogar, dass ein starker familiärer Zusammenhalt Kriminalität auch noch befördern kann.

Wer wird Opfer der Gewalt durch Flüchtlinge?

In den Mordfällen, die sich ereignet haben, kommen die Opfer zu mehr als 90 Prozent aus den eigenen Reihen. Bei Raubdelikten hingegen sind zu 70 Prozent Deutsche die Leidtragenden.

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