US-Präsident belastet sich selbstHat Trump sich nun um Kopf und Kragen getwittert?

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Trump grimmiger Blick

US-Präsident Donald Trump.

Washington – Unter den Anwälten Donald Trumps ist die größte Sorge in der Russland-Affäre seit Langem die: dass sich der Präsident vor lauter Wut auf Sonderermittler Robert Mueller öffentlich einmal um Kopf und Kragen redet. Genau das könnte Trump jetzt unterlaufen sein. Via Twitter lieferte er – offenbar unfreiwillig – das Eingeständnis, die Öffentlichkeit über Monate bewusst in die Irre geführt zu haben.

Dabei geht es um ein ominöses Treffen am 9. Juli 2016 in Trumps Hochhaus in New York. Dort hatten sich Trumps Sohn Donald Jr., Schwiegersohn Jared Kushner und der just wegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung vor Gericht stehende Ex-Wahlkampfmanager Paul Manafort mit der russischen Anwältin Natalia Weselnizkaja getroffen. Inzwischen verbriefter Anlass: Die Kreml-Vertraute bot inkriminierendes Material über Hillary Clinton an.

Als die Sache vor einem Jahr durch Recherchen der New York Times aufflog, schaltete Trump Junior auf Schadensbegrenzung. Das Treffen sei „20 Minuten Zeitverschwendung“ gewesen, erklärte er. Widerrechtliches sei selbstredend nicht geschehen. Man habe nur über ein Programm zur Adoption russischer Kinder gesprochen. Letzteres stammt aus einer offiziellen Stellungnahme Trump Juniors, von der man heute weiß, dass sie von Trump Senior persönlich diktiert worden war. Sein Anwalt Jay Sekulow sagte damals, der Präsident habe nichts mit dem Abfassen der Stellungnahme zu tun. Am Sonntag musste der Jurist zerknirscht Abbitte leisten.

Selbst ans Messer geliefert?

Kurz zuvor hatte der Präsident in einer Reihe von unbeherrschten Twitter-Tiraden über die Begegnung seines Ältesten mit der Russin überraschend erklärt: „Das war ein Treffen, um Information über einen Gegner zu bekommen, was total legal ist und in der Politik die ganze Zeit gemacht wird – und es hat zu nichts geführt. Ich wusste davon nichts!“ Mit dem Eingeständnis, die Öffentlichkeit mit der Adoptions-Geschichte über Monate belogen zu haben, könnte sich Trump bei Sonderermittler Robert Mueller „selbst ans Messer geliefert haben“, spekulieren US-Kommentatoren. Weil es in den USA – anders als Trump behauptet – illegal ist, wenn eine Wahlkampagne Hilfe von einem Ausländer oder einer ausländischen Regierung akzeptiert, sehen Juristen den Tatbestand der Verschwörung erfüllt.

Gemeint ist das verbotene Zusammenwirken mehrerer Beteiligter mit der Intention, einen Dritten zu schädigen. Indem Trump Jr., Kushner und Manafort allein Interesse gezeigt hätten, auf Moskaus Hilfe zurückzugreifen, hätten sie sich vermutlich strafbar gemacht, sagen Experten. Erschwerend komme hinzu, dass Trump erneut erklärte, nichts davon gewusst zu haben. Sein Ex-Hausjurist Michael Cohen behauptet: Der Präsident sei Tage vor dem Meeting mit Weselnizkaja im Sommer 2016 gebrieft worden. Was ihn zum aktiven Teilnehmer der versuchten Schmutz-Kampagne gegen Clinton machen würde.

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