Was hat Böhmermann damit zu tun?Viele offene Fragen um das Österreich-Skandal-Video

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Heinz-Christian Strache

Heinz-Christian Strache steht im Zentrum des Skandals

Die unglaubliche Videoaffäre um Österreichs Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache hat zu einem politischen Beben weit über Österreichs Grenzen hinaus geführt.

Wie ist das Video an die Öffentlichkeit gelangt?

Es wurde dem „Spiegel“ und der „Süddeutschen Zeitung“ nach eigenen Angaben vor Kurzem, offenbar erst im Mai, angeboten. Die Redaktionen taten sich daraufhin zusammen und recherchierten zur Echtheit des Videos. Auch der Redaktion der österreichischen Wochenzeitung „Falter“ zeigten sie das Video vorab im Zuge des Verifizierungsprozesses. Als man sich sicher gewesen sei, dass das Video echt sei, habe man es öffentlich gemacht.

Warum wurden nur Ausschnitte des Videos veröffentlicht?

Die Aufnahme ist etwa sechs Stunden lang. „Spiegel“ und „Süddeutsche“ haben sich dazu entschieden, nur einen kleinen Teil der gefilmten Szenen zu veröffentlichen – nämlich solche, deren Inhalt die Redaktionen als politisch brisant einschätzten. Inzwischen sind auch andere Ausschnitte aus dem Video im Netz auftaucht. Unter anderem enthält es Behauptungen über Verfehlungen von Kanzler Sebastian Kurz, die die Journalisten laut „Falter“-Chefredakteur Florian Klenk aber als privat und zudem nicht verifizierbar einschätzen.

Woher kommt das brisante Video?

Unklar. Die Journalisten, die zu dem Video recherchiert und es veröffentlicht haben, berufen sich auf den Quellenschutz. Theorien zur Urheberschaft gibt es viele, gesicherte Erkenntnisse keine. Dass das Video seit 2017 existierte, aber erst jetzt veröffentlicht wurde, spricht gegen einen innenpolitischen Hintergrund – dafür wäre eine Veröffentlichung vor der Nationalratswahl im Oktober 2017 wohl effektiver gewesen.

Dürfen Journalisten so entstandenes Material veröffentlichen?

Ja. Nach einem Urteil des Oberlandesgerichts Köln dürfen Medien belastende Informationen auch dann veröffentlichen, wenn sie wissen, dass der Beschuldigte in eine gestellte Falle gelaufen ist. Das öffentliche Interesse an der Enthüllung stehe dann über den Persönlichkeitsrechten.

Warum fällt jetzt häufig der Name Jan Böhmermann ?

Hinter der Rolle des Satirikers steht ein Fragezeichen. Wie sein Manager bestätigt, kannte Böhmermann das Video seit Wochen. Dies war auch Grundlage für einen TV-Auftritt Böhmermanns bei der Vergabe des österreichischen Romy-Preises am 11. April: In einer Video-Botschaft sagte der 38-Jährige, er könne den Preis nicht persönlich abholen, weil er „gerade ziemlich zugekokst und Red-Bull-betankt mit ein paar FPÖ-Geschäftsfreunden in einer russischen Oligarchen-Villa auf Ibiza rumhänge“.

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