Aktion zeigtWarum wir nie wieder Fotos unserer Kinder ins Netz stellen sollten

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Warum teilen wir im Internet Bilder von unseren Kindern, die wir von uns selbst niemals posten würden, fragt Bloggerin Toyah Diebel in ihrem Projekt.

Köln – Sich selbst und sein Leben im Internet in den sozialen Medien zu präsentieren, ist heutzutage ganz normal. Mit den Freunden werden Fotos vom Mittagessen, dem neuen Sofa oder dem letzten Ausflug in den Park geteilt.

Und wer Kinder hat, zeigt auch die gerne im Netz. Klar, sie gehören ja genauso zum alltäglichen Leben. Trotzdem gibt es da einen großen Unterschied zu all den anderen Motiven, die geteilt werden. Über den sich viele Eltern jedoch keine Gedanken zu machen scheinen.

Kinder können kein Einverständnis geben, ob sie in sozialen Medien erscheinen wollen. Sie werden in allen möglichen Situationen im Netz präsentiert, ihr Recht auf Privatsphäre wird dabei ignoriert oder vergessen. Die Bloggerin Toyah Diebel will mit ihrem Projekt „Dein Kind auch nicht“ auf dieses Problem aufmerksam machen.

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Bloggerin Toyah Diebel inszeniert sich in Situationen, in denen Eltern sonst ihre Kinder fotografieren.

Auf verschiedenen Fotos inszeniert sie sich und ein erwachsenes, männliches Model, den Schauspieler Wilson Gonzalez Ochsenknecht, in typischen Kinder-Foto-Szenen. Unter den Bildern die Frage: „So ein Bild von dir würdest du nie posten? Dein Kind auch nicht.“ Das Projekt zeigt eindrücklich, wie absurd viele Kinderfotos im Netz sind und regt zum Nachdenken an.

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Kinder können nicht entscheiden, ob sie im Netz gezeigt werden wollen

Wir selbst würden uns in solchen intimen oder verletzlichen Momenten nicht in den sozialen Medien präsentieren. Ständig wird darauf gepocht, bloß keine peinlichen oder sonst unangebrachten Bilder von sich im Internet zu teilen, denn das Internet vergisst nie. Familienmitglieder oder der Arbeitgeber könnten die Fotos zu Gesicht bekommen.

Diesen Widerspruch prangert Diebel an. Vielen Kindern werde die Entscheidung abgenommen, ob und besonders wie sie im Internet gezeigt werden. Dabei ist ihr vor allem wichtig zu betonen, dass man nie wisse, wer diese Bilder ansieht. Neben weinenden, schlafenden oder mit Essen verschmierten Kindern findet man auf sozialen Plattformen auch immer wieder Fotos von gestylten und geschminkten Kindern, die für die Kamera posieren wie erwachsene Models.

Eltern handeln oft nicht bewusst fahrlässig – das ist das Problem

Das alles verletzt die Privatsphäre der Kinder enorm. Auf ihrer Seite zum Projekt schreibt Toyah Diebel: „Dieser leichtsinnige Umgang mit sensiblen Daten und veröffentlichten Identitäten von Schutzbedürftigen ist nicht nur naiv, sondern fahrlässig.“ Und ein Bild aus dem Internet wieder rauszubekommen ist leichter gesagt als getan. Selbst wenn es vom eigenen Profil gelöscht wird, kann nicht eingeschätzt werden, ob es in der Zwischenzeit nicht schon heruntergeladen oder abfotografiert worden ist.

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Diebel ist klar, dass Eltern oftmals nicht bewusst fahrlässig handeln. Sie schreibt aber, dass genau da das Problem liege. Den Eltern fehle es meist einfach an Medienkompetenz und Weitsicht. Sie könnten nicht einschätzen, was die achtlos geteilten Bilder ihrer Kinder womöglich für deren Zukunft bedeuten, oder wozu sie missbraucht werden können. Das Projekt soll darauf aufmerksam machen.

Schon seit 2018 beschäftigt sich Toyah Diebel mit dieser Problematik. Und konfrontierte „Mamabloggerinnen“ auf Instagram mit ihrem Verhalten, ihre Kinder, oft auch zu Werbezwecken, online zu präsentieren. Über die daraus resultierenden Gefahren sprach sie mit dem Cyberkriminologen Thomas Gabriel Rüdiger in ihrem Podcast. (kec) 

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