Historisches GemäldeSehen wir hier den ersten Smartphone-Zombie?

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Was hält sie in der Hand?

Ein Mädchen läuft einen Feldweg entlang, am Waldrand kniet ein Junge mit einem Strauß Rosen und wartet sehnsüchtig auf die Angebetete. Doch was ist da los? Statt seinen Blick zu erwidern, schaut sie gedankenverloren auf ihr Smartphone. Jeden Moment droht sie, den steinigen Hang hinunter zu stolpern.

So scheint es zumindest auf den ersten Blick, wenn man aus heutiger Sicht das Gemälde „Die Erwartete“ von Ferdinand Georg Waldmüller betrachtet. Denn an den Anblick sogenannter „Smombies“ sind wir heute gewöhnt: Smartphone-Zombies, die von ihrer Umwelt nichts mehr mitbekommen, weil sie so in ihr Smartphone vertieft sind.

Lange vor dem ersten Smartphone

Doch das Gemälde ist um 1860 entstanden – lange Zeit, bevor das erste iPhone in die Läden kam, noch vor Whatsapp, Candy Crush und Tinder und bevor der „Smombie“ zum Jugendwort des Jahres gekürt wurde. Was hält das Mädchen auf dem Gemälde also wirklich in der Hand?

Die beiden tragen ihre Sonntagskleider und das Mädchen kommt wohl gerade aus der Kirche, in ihrer Hand hält sie ein Gesangbuch. Mit den Gedanken scheint sie noch ganz beim Sonntagsgottesdienst zu sein, weshalb sie ihren Verehrer nicht bemerkt. So ähnlich erklärt es zumindest die Münchner Pinakothek.

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Das iPhone von 1670

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass auf älteren Kunstwerken moderne Technik vermutet wurde. So will Apple-Chef Tim Cook beispielsweise in einem Gemälde von Pieter de Hooch von 1670 ein iPhone entdeckt haben.

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Checkt er gerade seine Mails auf dem iPhone?

Tatsächlich hält der abgebildete Mann aber kein Smartphone in der Hand, sondern überreicht einen Brief, wie schon der Name des Gemäldes verrät („Het aanreiken van een brief in een voorhuis“, deutsch „Das Überreichen eines Briefes auf einer Veranda“). (dmn)

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