SnowflakeWie man Menschen in Russland und Iran Zugang zum Internet verschaffen kann

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Smartphone Iran

Nicht überall ist der Zugang zum Internet so unbeschwert wie hier auf einer Demo in Hamburg.

  • Regimekritikern in aller Welt kann man mit einem Browser-Add-on namens „Snowflake“ helfen.
  • Das anonyme Tor-Netzwerk ist für Aktivisten oft der einzige Weg, ins Internet zu kommen.
  • Aber ist es auch wirklich sicher oder unterstützt man auch illegale Aktivitäten?

Unbeschränkter Zugang zum Internet: ein Privileg, das wir in Deutschland im Gegensatz zu vielen anderen Ländern dieser Welt genießen. Könnte man doch den Menschen im Iran oder in Russland eine Art Brücke bauen, damit sie an die Informationen kommen, die ihnen von den verbrecherischen Regimen, in denen sie leben, vorenthalten werden. Das geht tatsächlich, und man muss dafür weder Geld spenden noch Zeit opfern, sondern einfach nur etwas Bandbreite bereitstellen. Möglich macht das eine Browser-Erweiterung namens „Snowflake“.

Die gibt es kostenlos unter anderem für Chrome und für Firefox. Sie lässt sich genauso installieren wie andere Erweiterungen, also über die Menü-Schaltfläche oben rechts im Browserfenster und dann „Einstellungen“ und „Erweiterungen“.

Der eigene Rechner als Zwischenstation für Menschen in Russland und im Iran

„Snowflake“ ermöglicht einen Zugang zum Tor-Netzwerk. Letzteres ist bei uns etwas in Verruf geraten, da es auch von Kriminellen genutzt wird. Für Menschen in Ländern mit Internetzensur ist es allerdings oft der einzige Weg, ohne Repressalien zu kommunizieren. „Snowflake“ bietet Ihren Rechner als „Proxy“ an, als eine von mehreren Zwischenstationen, über die man ins Tor-Netzwerk und schließlich zum gewünschten Endpunkt gelangt. Dazwischen wird die Verbindung mehrmals verschlüsselt, sodass am Ende der Reise eine ganz andere IP-Adresse als die eigene erscheint.

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Sie bekommen von dem Ganzen selbst so gut gar nichts mit, außer vielleicht eine geringe Reduzierung Ihrer eigenen Surfgeschwindigkeit. Sie sollten allerdings zum Festtarif und nicht etwa über mobile Daten unterwegs sein. Benötigen Sie doch einmal mehr Bandbreite, können Sie „Snowflake“ mit einem Klick einfach ausschalten. Auch bei inaktivem Browser oder PC ist „Snowflake“ inaktiv.

Keine Sicherheitsbedenken mit richtiger Software

Aber ist das auch wirklich sicher? Immerhin ist Tor eine Basis für das, was man gemeinhin „Darknet“ nennt, also auch für allerlei kriminelle Umtriebe. Professor Martin Steinebach vom Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie in Darmstadt relativiert diese Sichtweise: „Tor kann man nicht mit seiner missbräuchlichen Nutzung in eins setzen. Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass es eine Möglichkeit gibt, das Internet anonym und ohne Überwachung zu nutzen.“ Solange man die richtige Software herunterlade, gebe es auch keine Sicherheitsbedenken. „Nur beim Zugang zum Netzwerk ist man identifizierbar, was genau dann aber innerhalb der Verbindung passiert, kann selbst Tor nicht nachvollziehen.“

Das unterscheidet Tor von sogenannten „Virtual Private Networks“ (VPN), die immer ein gewisses Vertrauen in die Betreiber voraussetzten. Allerdings könne man sich nicht aussuchen, wer die zur Verfügung gestellte Verbindung nutze: ein Systemkritiker oder jemand, der das Licht der Öffentlichkeit aus weniger edlen Motiven scheut. „Man kann letztlich nicht verhindern, dass der eigene PC auch für illegale Dinge genutzt wird“, so der Wissenschaftler.

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