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Windows 11 im TestLohnt sich der Umstieg auf das neue Microsoft-Betriebssystem?

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Wie auf dem Smartphone: Zum Desktop lassen sich Widgets hinzufügen, also kleine Info-Fenster. 

Die gute Nachricht: Windows 11 sieht wirklich toll aus. Die Benutzeroberfläche wirkt dank der abgerundeten Fensterecken moderner und ohne die endlich entsorgten Kacheln aufgeräumter. Die schlechte Nachricht: Eines der Highlights, die versprochene Unterstützung von Android-Apps, lässt auf sich warten. Auch die heiß ersehnten Widgets, wie man sie von aktuellen Smartphones kennt, funktionieren noch nicht so, wie sie sollen.

Aber der Reihe nach. Ungewohnt ist beim ersten Start zunächst die Zentrierung der wichtigsten Bedienelemente in der Mitte. Wer Windows seit vielen Jahren nutzt, sucht den Windows-Startknopf, das Eingabefeld für die Suche und die Liste der installierten Apps fast automatisch auf der linken Seite. Hier muss man sich umorientieren.

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Der Windows-Startknopf öffnet nun mittig ein Fenster, das neben einer Suchleiste ganz oben „angepinnte“, also vom Nutzer selbst fixierte, und „empfohlene“, das heißt häufig genutzte, Apps enthält. Ein Rechtsklick auf den Startknopf fördert wie gehabt ein Kontextmenü zutage, das weiterführende Optionen und interne Links, beispielsweise zu den „Einstellungen“, enthält. Der Ein-Aus-Knopf ist nach unten rechts gewandert. Wie bei Windows 10 kann man über die Schaltfläche direkt neben der Windows-Suche mehrere Arbeitsumgebungen, „Desktops“ genannt, anlegen. Deren Hintergründe können sich nun unabhängig voneinander gestalten lassen – eine Kleinigkeit, die allerdings hilft, die Desktops leichter voneinander zu unterscheiden.

Richtig interessant wird es beim Klicken auf den Widgets-Button. Mit „Widgets hinzufügen“ lassen sich die darin angezeigten Informationen – Wetter, Politik, Sport, Unterhaltung und so weiter – nach den eigenen Interessen anpassen. Leider muss man hier weitgehend den Vorgaben von Microsoft folgen. Von einer echten Auswahl kann man kaum sprechen, zumal auch immer wieder unpassende Meldungen angezeigt werden. Die „Einstellungen“, die sich nach wie vor hinter dem Zahnrad-Icon verbergen, sind nun sinnvoller und übersichtlicher angeordnet. Das ist ein Fortschritt, auch wenn es die gute alte Systemsteuerung tatsächlich wieder ins neue Windows geschafft hat.

Menüleiste wurde entsorgt

Aufgeräumt wirkt auch der Datei-Explorer. Kein Wunder, denn die teils überladen wirkenden „Ribbon“-Menüleisten wurden entsorgt. Ob sich damit auf Dauer besser arbeiten lässt, kann man noch nicht abschließend beurteilen. Viele wichtige Funktionen sind nur noch über den Umweg der „Mehr Infos“-Schaltfläche (drei waagrechte Punkte oben rechts in der Menüleiste) oder das mit einem Rechtsklick auf das jeweilige Verzeichnis aufrufbare Kontextmenü zu erreichen. Immerhin lassen sich alternative Dateiverwaltungsprogramme wie „Q-Dir“ oder „Total Commander“ auch unter Windows 11 problemlos installieren, wenn man sich mit der erzwungenen Übersichtlichkeit so gar nicht anfreunden mag.

Leichter Umstieg, leider nicht für jeden

Problemlos ist auch das Stichwort für die unter Windows 10 laufenden Programme und Treiber. Zumindest auf unserem Testgerät gab es nach dem Update keinerlei Probleme, alle Einstellungen und Programme wurden klaglos übernommen. So groß ist der Unterschied zwischen dem älteren und dem neuen Windows letztlich auch gar nicht. Damit stellt sich die Frage, ob man überhaupt wechseln sollte. Windows 10 wird laut Microsoft noch mindestens bis 2025 mit Updates versorgt. Das mag all jene trösten, die nun feststellen, dass ihr PC nicht mit Windows 11 kompatibel ist. Denn das hängt nicht allein von der Leistung, sondern unter anderem davon ab, welcher Prozessor darin den Takt vorgibt. Faustregel: Nach 2018 gefertigte Chips sind auf der sicheren Seite, bei anderen könnte es schwierig werden.

So kommen Sie zu Windows 11

Welche Kriterien sind noch wichtig? Darüber zerbrechen sich derzeit selbst Experten den Kopf. Unter anderem muss die Hardware das Sicherheitsprotokoll TPM 2.0 unterstützen – und dieses muss auch aktiviert sein. Genau nachlesen lässt sich das alles unter microsoft.com/de-de/windows/windows-11-specifications.

Sind alle Voraussetzungen erfüllt, sollte Ihnen Microsoft in den kommenden Wochen von selbst ein Gratis-Update vorschlagen. Möchten Sie darauf nicht warten, können Sie unter microsoft.com/de-de/windows/windows-11#pchealthcheck prüfen, ob Ihr Rechner fit für den Umstieg ist. Fällt das Ergebnis positiv aus und besitzen Sie eine legale Version von Windows 10, können Sie sich die Installationsdatei unter microsoft.com/de-de/software-download selbst herunterladen und direkt loslegen. Dabei gilt: Sichern Sie vorher Ihre wichtigen Daten!

Microsoft hat die Hürden also einerseits sehr niedrig, andererseits für viele auch unüberwindbar hoch gelegt. Grämen muss sich deswegen niemand, denn eine Revolution ist Windows 11 nicht. Zwei Dinge sollten Sie dennoch beachten: Die Installation auf einem als inkompatibel eingestuften PC sollte keinesfalls erzwungen werden. Bis es Ernst wird mit dem Ende von Windows 10, kann auch noch so einiges passieren. Spielen Sie mit dem Gedanken, sich einen neuen Rechner anzuschaffen, dann lassen Sie sich die Windows-11-Kompatibilität auf jeden Fall garantieren. Denn der Schritt Richtung Zukunft lohnt sich und wird irgendwann sowieso unausweichlich.

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