Alles anders wegen CoronaSo verbringen Kölner Familien jetzt ihren Sommerurlaub

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Familie im Garten Getty Images

Rasensprenger im Garten statt Hotel mit Pool. Sommerferien 2020 (Symbolbild). 

  • Schutzmaßnahmen, geschlossene Grenzen oder Jobverlust: Viele Kölner verbringen den Sommer hierzulande.
  • Vier Kölner Familien erzählen, wie sie sich den Heimaturlaub schmackhaft machen.
  • Sie kaufen einen eigenen Pool, fahren ins deutsche Brasilien oder an einen Westerwälder See.

Köln – Diese Sommerferien ist alles anders. Den einen hat Corona den Job genommen, andere mussten ihre Fernreise stornieren, wieder andere sparen lieber für einen eigenen Pool - um auch künftig unabhängig zu sein von Viren und anderen Malaisen. Vier Kölner Familien erzählen, wie sie die Urlaubszeit mit ihren Kindern verbringen - und Spaß dabei haben.

Petra und Sebastian mit Lotte (9) und Karl (6)

Unsere Urlaubspläne haben sich durch Corona nicht verändert. Wir werden campen. Aber durch die vielen Wochen im Homeoffice sind wir jetzt besser ausgerüstet als vorher. Wir saßen viel vor dem Computer und da gab es auch immer mal Leerlauf. In der Zeit hat Sebastian mit Vorliebe bei Ebay Kleinanzeigen geguckt, was es so gibt. Dabei ist es nicht geblieben, er hat auch alles Mögliche eingekauft.

Es fing mit einer Darts-Scheibe an, dann kamen eine Tischtennisplatte, ein Trampolin, ein Schlagzeug und Rollrasen für unseren Vorgarten dazu. Und dann hat uns sein Kaufrausch im Homeoffice noch einen aufklappbaren Zelt-Anhänger beschert. Das war der Höhepunkt.

Mit dem Anhänger in den Westerwald

Für die Großmutter  sollten wir eigentlich ein altes Kinderbett aus Holz verkaufen. Aber das wollte niemand haben. Und weil der Anhänger noch etwas repariert werden musste, haben wir es zerlegt und das Holz weiterverarbeitet. Jetzt ist der Anhänger tipptopp in Ordnung und es kann losgehen.

Aufgeklappt gibt es rechts und links zwei Schlafkabinen, und hinten am Anhänger kann man noch ein großes Vorzelt aufbauen. Da kommen Tisch und Stühle rein und die Leiste mit Nummernschild und Licht wird abgemacht und umgedreht, dann ist das eine kleine Küche. Bisher hatten wir ein einfaches Zelt. Jetzt haben wir uns also deutlich vergrößert.

Familienurlaub am See statt in den Bergen

Wir fahren in den Westerwald an einen kleinen See, ungefähr hundert Kilometer von hier entfernt. Die Kinder können planschen und die Großeltern können uns besuchen kommen. Für Lotte und Karl spielt es keine Rolle, ob der See direkt um die Ecke liegt oder 800 Kilometer weit entfernt in Österreich oder Frankreich. Ich hoffe, wir kriegen noch einen Platz. All die Leute, die sonst irgendwohin geflogen wären, wollen ja jetzt auch in Deutschland campen.

Für die Kinder ist Camping perfekt. Die beiden sind da den ganzen Tag unterwegs. Lotte sucht sich kleine Kinder oder Babys und geht mit denen auf dem Campingplatz spazieren. Karl findet auch immer Spielgefährten. Es wird geschwommen. Eis gegessen. Wir sitzen da und passen auf, gehen joggen oder trinken Kaffee. So geht der Tag rum. Petra: Ich würde gern in die Berge fahren. Ich mag Action. Aber wenn ich den Kindern nur vom Wandern erzähle, schreien die schon Hilfe. 

Karin und Claus mit Sophie (9) und Anna (7)

Wir haben nachgelesen: Der überwiegende Teil Brasiliens besteht aus Salzwiesenlandschaft und feinem, weißen Sandstrand. Da fahren wir hin. Wir haben für zwei Wochen ein Ferienhaus gemietet, direkt am Meer, mit eigenem Strandkorb. Und nein, wir machen keine Fernreise. Unser Brasilien liegt direkt neben Kalifornien und ist ein Ortsteil von Schönberg an der Ostsee. Wir machen Deutschland-Urlaub.

Sonst sind wir gern nach Griechenland oder Italien gefahren. Für dieses Jahr hatten wir über Südfrankreich nachgedacht. Und über Holland. Aber weil das Wasser da nicht so warm ist wie in Griechenland, haben wir gezögert. So verging die Zeit und wir konnten uns nicht entscheiden. Und dann kam Corona. Da haben wir erst mal gar nichts mehr geplant.

Brasilien liegt an der Ostsee

Vor zwei, drei  Wochen haben wir dann gedacht, dass es ja doch ganz schön wäre, ein bisschen rauszukommen nach den vielen Wochen zu Hause. Wir sind eher Wassermenschen, also ab an die See, dachten wir, vielleicht nach Dänemark. Aber da können die Grenzen auch ganz schnell wieder zu sein, das wollten wir nicht riskieren. Ein Verwandter aus Kiel hat uns dann empfohlen, mal in Brasilien zu gucken. Und siehe da, ein einziges Ferienhaus war noch frei.

Jetzt sind wir gespannt, wie kalt das Wasser ist. Und wie viel dort am Strand los sein wird. Wenn es zu voll ist, wenn wir uns nicht sicher fühlen, dann brechen wir ab. Wir sind noch sehr vorsichtig und halten nach Möglichkeit Abstand. Die Vermieter haben uns schon klare Verhaltensregeln für die Schlüsselübergabe mitgeteilt. Es darf nur einer von uns den Schlüssel abholen, und das auch nur mit Mundschutz.

Corona-Schutz am Strand

Wie streng wir es mit den Kindern halten, das lassen wir auf uns zukommen. Wenn unsere Töchter am Strand andere Kinder treffen und mit denen spielen wollen, dann ist das wahrscheinlich schon in Ordnung. Karin: Wenn wir essen gehen, werden wir darauf achten, dass das draußen ist. Claus: Falls wir überhaupt essen gehen. Ich denke eher, dass wir viel kochen werden.

Marie und Lukas mit Amelie (7) und Finn (5)

Letztes Jahr sind  wir in den Sommerferien auf einem Campingplatz in Spanien gewesen. Da gab es einen ganz einfachen Swimmingpool. In dem waren wir dauernd schwimmen, oft schon vor dem Frühstück. Das war total schön. Als wir zurück in Deutschland waren, hatten wir Temperaturen von 40 Grad. Da haben wir uns  sehr gewünscht, einen eigenen Swimmingpool im Garten zu haben.

Aufgrund der Kosten – zunächst der  Anschaffungskosten, aber auch der Unterhaltungskosten später –  schien uns das allerdings unrealistisch.  In diesem Jahr waren wir spät dran mit unserer Urlaubsplanung. Dann kam Corona und wir haben erst mal nichts gebucht, wir wollten lieber spontan entscheiden, ob und was wir machen.

Das Meer im eigenen Garten

Aber da war auch dieser Gedanke an einen eigenen Pool im Garten. Den Platz dafür haben wir.  Letztlich hat uns Corona die Entscheidung für einen Pool leichter gemacht. Wir haben gesagt: Da nicht klar ist, ob man überhaupt Reisen machen kann und wie der Urlaub dann aussieht, ob man Masken tragen und sich für jede Aktion anmelden muss, informieren wir uns lieber noch mal ausgiebig zum Thema Pool.

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Wir haben Angebote eingeholt und Systeme verglichen – und dann entschieden: Wir fahren nicht weg, wir nehmen unser Urlaubsgeld für dieses Jahr zum Poolbau.

Totaler Run auf Pools

So ein  Pool kostet natürlich deutlich mehr als ein Urlaub. Aber wir machen das jetzt.  Die Sommer werden immer heißer. Wir Eltern und vor allem die Kinder werden also sicher viel Spaß im Wasser haben. Allerdings sind wir nicht die einzigen, die das im Moment machen. Runde und ovale Pools waren bei unserem Anbieter gar nicht mehr zu bekommen, da gab es wohl einen totalen Run.

Wir bekommen jetzt ein rechteckiges Becken,  acht mal vier Meter groß. Die Lieferzeit ist dieser Tage allerdings extrem lang, der Poolbauer kommt kaum hinterher. Dass es bei uns noch während der Sommerferien in Nordrhein-Westfalen klappt, ist leider sehr unrealistisch. Wir hoffen auf Ende August. Die Kinder freuen sich aber wie verrückt. Und sie finden es auch gar nicht schlimm, dass wir nicht wegfahren.

Schwimmen vor den Hausaufgaben

Fynn will unbedingt beim Loch buddeln und Rohre verlegen helfen. Und Amelie macht schon Pläne, dass sie im nächsten Schuljahr nach dem Unterricht direkt schwimmen gehen wird. Und dann erst Hausaufgaben macht. 

Christiane und Andreas mit Simon (6) und Alina (3)

Wir fahren nicht weg. Dafür reicht in diesem Jahr das Geld nicht. Simon hatten wir für eine Woche bei einer Ferienfreizeit angemeldet. Das sollte für ihn eine Abwechslung zur Betreuung in der Schule sein. Aber das musste ich absagen. Er weigert sich, da hinzugehen. Er ist so froh, dass die OGS wieder stattfindet und er seine Freunde sehen kann. Er will auf keinen Fall etwas anderes machen.  

Es wird bei uns aber weiterhin immer eines der Kinder zu Hause sein, in den ersten drei Wochen ist der Kindergarten zu, in den zweiten die OGS. Ich kann also weiter nicht in einen neuen Job einsteigen. Zum April oder Mai hätte ich gern einen Job im kaufmännischen Bereich angenommen, das wäre dringend nötig für die Familienkasse.

Kein familienkompatibler Job

Vor den Kindern war ich Produktmanagerin, der Job war aber nicht familienkompatibel. In den letzten vier Jahren hatte ich einen Kinder-Secondhand-Laden, doch den habe ich Anfang März geschlossen.  Dann kam Corona. Damit war der Plan, ich suche mir einen Job, von einem Tag auf den anderen hinfällig. Selbst ein Aushilfsjob ist schwierig.

Seit Mitte März waren die Kinder nur zehn Tage zeitgleich in der Betreuung – bei gekürzter Betreuungszeit. Was soll ich jetzt in eine Bewerbung schreiben, ab wann bin ich verfügbar? Wir haben in Deutschland zuletzt verstärkt darauf hin gearbeitet, dass Frauen wieder arbeiten können. Dass es einen Betreuungsanspruch gibt.

Familienbonus reicht nicht aus

Jetzt müssen wir Mütter sehen, wie wir klarkommen. Die einzige Chance, die mir geboten wurde, war von Tupperware. Als Tuppertante Chrissie habe ich nun einen Webshop, eine Facebook-Seite und organisiere virtuelle Tupper-Partys. Da kann ich sehr flexibel Zeit investieren. Für Urlaub reicht es trotzdem nicht, und ein Familienbonus von 300 Euro pro Kind im September und Oktober helfen da auch nicht.

Für uns sind die nächsten Wochen weniger Ferien und mehr der Versuch, in den Alltag zurückzufinden. Corona-Ferien hatten wir lange genug. Meine Kinder brauchen Struktur, das tut ihnen gut.

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