Per Wisch zur neuen FreundinApp für junge Mütter funktioniert wie Tinder

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Während des Stillens schnell mal neue Mamas kennen lernen? Eine neue App hilft Müttern, sich digital zu vernetzen.

  • Das erste Jahr mit Baby ist für Mütter voller Fragen und Emotionen. Kontakte zu anderen Mamas sind da oft die Rettung.
  • Die neue App „Momswipe" möchte schnell und einfach jene Mütter vernetzen, die ähnlich „ticken“.
  • Doch wie funktioniert das genau? Und ist so eine App für Mamas wirklich nötig?

Köln – Heutzutage kann nur ein Wisch das Leben verändern: Über Dating- oder Freundschafts-Apps lassen sich im besten Falle Liebespartner, Seelenverwandte oder Sex finden – oft auch etwas dazwischen. Mit „Momswipe“ gibt es nun auch eine App, die gleichgesinnte Mütter miteinander vernetzen will. Mama-Matches sozusagen. Mit Wegwisch-Funktion im Tinder-Style. Aber findet man so wirklich Mütter fürs Leben?

Kontaktbörse für Neu-Mamas

Um einen Eindruck zu bekommen, wie diese App funktioniert, habe ich mich selbst bei „Momswipe“ angemeldet. Schon beim Anlegen des eigenen Profils, lässt sich recht gut steuern, wen man dort kennen lernen möchte – und wen nicht. Neben einem Bild und einem frei wählbaren Beschreibungstext, kann man das Alter der Kinder angeben und bei verschiedenen Themen eine Auswahl treffen. Stillen oder Flasche? Impfgegner oder Pro-Impfen? Eigenes Bett oder Elternbett? Hat das Kind eine Behinderung? Anschließend werden einem passende Mütter angezeigt, die man nun wegwischen oder herzen und bei Bedarf kontaktieren kann.

Für mich als dreifache Mama sind erwartungsgemäß keine richtigen „Matches“ dabei. Viele der mir angezeigten Nutzerinnen haben nur ein Kind, meist noch im Babyalter. Zielgruppe scheinen also am ehesten neue Mamas mit kleinen Kindern zu sein. Auch das ist logisch, schließlich fangen sie gerade erst an, ein Elternnetzwerk aufzubauen.

Aber benötigen Mütter wirklich die Hilfe einer App, um sich kennenzulernen?

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Mütter brauchen andere Mütter

Unzweifelhaft ist, dass es wohl kaum eine Zeit gibt, in der die Sehnsucht nach Austausch so groß ist wie nach der Geburt eines Kindes. Gerade für Erstlingsmütter sind die ersten Wochen und Monate mit Baby ein Abenteuerfeld mit tausenden Fragen, Emotionen und Unsicherheiten. Sich mit Müttern in der gleichen Situation zusammenzutun, kann unglaublich helfen. Zudem können die Stunden mit Kind zuhause ganz schön lang und einsam werden. Elternfreundschaften schaffen hier die Basis für ein reges Sozialleben.

Das „Babymeter“ schlägt bei Neumüttern direkt aus

Aus eigener Erfahrung weiß ich aber auch: Man lernt, abgesehen von der Studentenzeit vielleicht, niemals wieder so leicht neue Menschen kennen wie in den Babymonaten. Ob im Park, im Supermarkt oder in der Bahn – man erkennt sich schnell und kommt ins Gespräch. Das persönliche „Babymeter“ schlägt quasi sofort aus, wenn ein anderer Kinderwagen vorbeifährt. Ist ja auch kein Wunder, schließlich dreht sich am Anfang gefühlt das ganze Universum um die Kleinen.

Auch in Krabbelkursen findet man schnell Anschluss. Es ist längst ein ungeschriebenes Gesetz, dass bei Babymassage oder PEkiP vor allem auch ein Mütter-Bonding stattfindet und intensiv über alles gesprochen wird, was neue Mamas beschäftigt.

Nicht jeder hat Lust auf Krabbelkurse

Nicht immer findet man in solchen Kursen natürlich eine beste Mama-Freundin, manchmal „klickt“ man sogar mit niemandem der anderen Mütter im Kreis. Und auch nicht jede Frau hat Lust auf spontane Park-Unterhaltungen und das Fingerspiele-Tamtam im Krabbelkurs. Das ist schließlich Charakterfrage. Und auch nicht in jeder Gegend gibt es eine Vielfalt an Babykurs-Angeboten. Sich dann zunächst digital zu vernetzen, kann hier sicher eine gute Alternative sein. Ein reales Treffen danach ist ja immer möglich.  

Wie machen es andere Mütter?

Dass manche Mütter von Anfang gezielt nach gleichgesinnten Müttern mit bestimmten Erziehungsstilen und Überzeugungen suchen, finde ich zum einen verständlich. Gleich und gleich versteht sich gut. Wer gerne andere Fans des Familienbetts treffen oder Impfgegner vermeiden will, kann das tun. Und wenn es etwa ein Kind mit Behinderung in der Familie gibt, kann man andere Mütter mit ähnlichen Erfahrungen kennen lernen. 

Allerdings nimmt diese Art der Vorab-Selektion auch ein wenig die Chance, Eltern anderer Überzeugungen zu begegnen. Die aus ganz verschiedenen Müttern wild zusammengewürfelten Babykurs-Runden habe ich immer als Bereicherung empfunden. Um zu erleben, wie unterschiedlich Eltern sein können. Wie viele Wege und Meinungen es im Babykosmos gibt. Und um mich auch mal neu inspirieren zu lassen, was das Baby-Handling betrifft.

Digitaler Rettungsanker in Corona-Zeiten?

Allerdings ist auch sicher: In Corona-Zeiten sind übliche Kontaktwege nicht immer möglich. Wenn Kurse ausfallen und man nicht mehr tatsächlich aufeinander zugehen darf, könnte die digitale Vernetzung Lücken füllen. „Momswipe“-Geschäftsführerin Tatjana Warchola sieht hier unter anderem besonderes Potential für ihre App. „Man stelle sich einen Lockdown vor und eine Mutter ist alleinerziehend und ohne Familie in der Stadt und könnte eine Mutter in der Nähe fragen, ob sie noch Milchpulver hat? Das wäre eine schnelle einfach Hilfe.“

Eins ist sicher: Das Bedürfnis nach Unterstützung haben sicher viele Familien gerade mehr denn je – ob nun analog oder digital. Und ich finde prinzipiell jede Möglichkeit, Mütter zusammenzubringen, gut und wichtig. Kinder zu haben ist wunderschön, aber auch herausfordernd, erschöpfend und verwirrend. Da braucht es andere, mit denen man all die Freude und das Glück, die Ratlosigkeit und die Sorgen teilen kann. Das gilt übrigens auch für die Väter.

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