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Schuldenfalle DispoWas tun, wenn man ständig im Minus ist?

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Das Konto zu überziehen, kann teuer werden.

Das Konto zu überziehen, kann teuer werden.

Das Konto ist leergeräumt, aber es sind noch Rechnungen offen - viele Bankkunden haben in einer solchen Situation schon den so genannten Dispo bzw. Dispositionskredit genutzt. Die meisten Banken ermöglichen ihren Kunden diese begrenzte Überziehung des Kontos, das Limit liegt oft bei zwei oder drei Monatsgehältern.

Nach Angaben der Deutschen Bundesbank betrug der allen Bundesbürgern insgesamt gewährte Disporahmen im Jahr 2012 satte 41 Milliarden Euro. Grob überschlagen macht das rund 500 Euro pro Kopf. „Kunden sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie mit der Nutzung des Dispo über Geld verfügen, das sie eigentlich gar nicht haben“, mahnt Kerstin Schülter von der PSD Bank München.

Denn rutscht das Konto ins Minus, kann das für den Inhaber richtig teuer werden. Bis zu 13 Prozent Zinsen und mehr verlangen manche Banken für den Dispokredit. Das hat eine Untersuchung der Stiftung Warentest für die Zeitschrift „Finanztest“ (Heft 9/2013) ergeben.

Alles zum Thema Stiftung Warentest

Wird das Konto über den vereinbarten Rahmen hinaus überzogen, fallen weitere Überziehungszinsen an. Diese liegen oft noch mehrere Prozentpunkte höher. Vor allem kleinere Institute im ländlichen Raum verlangen oft hohe Zinsen für ein überzogenes Konto. Kunden sollten den Dispo daher nur im Notfall nutzen, empfiehlt Stiftung Warentest. Jedoch nutzen viele Menschen den Dispo dauerhaft als Kleinkredit, etwa wenn sie den Job verlieren und das Geld knapp wird.

Wo erfährt man, wie hoch die Dispozinsen sind?

Banken informieren darüber unter anderem mit Aushängen in ihren Filialen oder auf ihren Internetseiten. Auch die Berater erteilen Auskunft. Eine weitere Informationsquelle ist der Kontoauszug, wenn fällige Zinsen abgerechnet werden, etwa zum Ende eines Quartals. Dann müssen die Konditionen auf den Kontoauszügen abgedruckt werden. Um die Dispozinsen verschiedener Institute zu vergleichen, gibt es spezielle Internetseiten wie biallo.de.

Wie umgehen Bankkunden hohe Zinsen?

Verbraucher können mit ihrem Institut vereinbaren, dass ein Konto nicht überzogen werden darf. Finanzexperten raten aber dazu, zumindest einen Disporahmen von 500 Euro einzurichten. So ist es möglich, dass regelmäßig fällige Beträge wie Telefonrechnungen auch etwa während einer Urlaubsreise abgebucht werden können. Dadurch lassen sich unter Umständen teure Mahngebühren sparen, welche die Kosten für Dispozinsen übersteigen können. Bankkunden können daneben mit ihren Instituten auch über die Höhe des Dispozinssatzes verhandeln.

Gibt es Alternativen zum Dispokredit?

Verbraucherschützer raten davon ab, das Girokonto dauerhaft zu überziehen. Das wäre wie jeden Tag mit dem Taxi zur Arbeit zu fahren statt mit dem Bus, heißt es auch beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband. Der Dispo solle nur kurz überbrücken. Langfristig sollten Verbraucher ihr Ausgabeverhalten überdenken und das Dauer-Minus des Girokontos in einen günstigen Raten- oder Abrufkredit mit niedrigeren Zinsen umschulden, der dann kontinuierlich getilgt wird.

Ob eine Umschuldung sinnvoll ist, hängt von der Dauer der Konto-Unterdeckung ab: Falls ungeplante Ausgaben auftreten und man keine andere Wahl hat, kann man kurzfristig den Dispo beanspruchen. Jedoch sollte man nach einem Monat wieder raus aus dem Minus sein.

Vorteil ist, dass eingeräumte Dispokredite nicht erst beantragt werden müssen, sondern sofort verfügbar sind. Die Zinszahlungen verringern sich zudem mit jedem Zahlungseingang auf dem Girokonto; es gibt keine festen monatlichen Raten zur Rückzahlung. Nachteil ist die Zinshöhe. Außerdem können Banken Dispokredite kurzfristig kündigen und zurückfordern, etwa wenn sie Zweifel an der Zahlungsfähigkeit eines Kunden bekommen.

Ratenkredite sind Darlehen über eine bestimmte Summe und einen bestimmten Zinssatz, die in einem festen Zeitraum zurückgezahlt werden. Diesen Kredit gibt es derzeit ab 4,5 Prozent. Abrufkredite (auch Rahmenkredit genannt) funktionieren ähnlich wie Dispokredite mit einem Kreditrahmen, jedoch muss meist monatlich ein bestimmter Betrag zurückgezahlt werden.

Wieso sind die Zinsen so hoch?

Auf das Niveau von Ratenkrediten werden die Dispozinsen nie sinken. Das hat mit höheren Kosten der Banken zu tun: Sie müssen das Geld vorhalten, damit die Kunden jederzeit zugreifen können. Und sie holen es nicht von der Zentralbank, sondern aus höher verzinsten Kundeneinlagen, wie der Sparkassenverband erklärt. Außerdem sei das Ausfallrisiko höher - dazu gibt es aber widersprüchliche Statistiken.

Immerhin sind die Dispozinsen leicht gesunken - laut „Finanztest“ von durchschnittlich 12,52 vor drei Jahren auf nun 11,31 Prozent. Österreicher bezahlten aber nur 5 bis 6 Prozent, Niederländer 8 Prozent. (gs/dpa)

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