Volles Gehalt, keine PflichtenIn Schweden wird der beste Job der Welt ausgeschrieben

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Den ganzen Tag nur das tun, worauf man Lust hat und dafür Gehalt bekommen. Das verspricht eine Stellenausschreibung in Schweden.

Köln – Montagmorgens zur Arbeit gehen, und dann einfach den ganzen Tag machen, was immer man möchte. Und Dienstags auch. Und Mittwochs. Und den Rest der Woche. Wer schon immer von einer Beschäftigung dieser Art geträumt hat, kann so langsam seine Bewerbungsunterlagen hervorkramen. Denn in Schweden wird eine Stelle ausgeschrieben, bei der man fürs Nichtstun bezahlt wird.

Der Job entsteht im Rahmen eines Kunstprojekts für einen neuen U-Bahnhof in der schwedischen Stadt Göteborg. Das Projekt trägt den Titel „Eternal Employment“, auf Deutsch also so viel wie „Ewiger Arbeitsplatz“. Und genau das ist es auch. Der Angestellte bekommt eine Jobgarantie auf Lebenszeit.

Jobgarantie auf Lebenszeit und 2046 Euro im Monat

Einzige Verpflichtung: Morgens muss der Angestellte sich an einer Stechuhr im U-Bahnhof an- und abends wieder abmelden. Die Zeit dazwischen kann frei gestaltet werden, der Job beinhaltet keinerlei weitere Verpflichtungen. Dafür wird ein monatliches Einstiegsgehalt von umgerechnet 2046 Euro brutto ausgezahlt. Das Gehalt wird jedes Jahr auf die Lohnentwicklung im öffentlichen Dienst in Schweden abgestimmt. 569.000 Euro werden in das Kunstprojekt investiert. Verwaltet von einer eigens dafür ins Leben gerufenen Stiftung, die das Geld so anlegen soll, dass es für circa 120 Jahre an Gehaltszahlungen reicht.

Jeder kann sich auf die Stellenausschreibung bewerben

Es gibt tatsächlich keinen Haken an der Geschichte: Jeder, auch Nicht-Schweden, kann sich auf die Stelle bewerben. Bewerber brauchen keinerlei Qualifikationen. Und haben trotzdem Anspruch auf Rente und Jahresurlaub, sollten sie ausgewählt werden. Einzig noch ein bisschen Geduld ist gefragt, bis die Bewerbung abgeschickt werden kann. 2025 ist Bewerbungsstart, 2026, gleichzeitig mit der Fertigstellung der neuen U-Bahnstation, beginnt die Arbeit.

Hinter dem Projekt stecken die schwedischen Künstler Jakob Goldin und Simon Senneby. Sie konnten sich in einem Ideenwettbewerb des schwedischen Verkehrsministeriums und der schwedischen Behörde für Kunst im öffentlichen Raum gegen ihre Mitbewerber durchsetzen.

Ein anderes Verständnis von Arbeit zeigen

Das Kunstwerk soll ein anderes Verständnis von Arbeit und Arbeitenden anbieten, indem Arbeit ohne Verantwortung, Aufgaben und Zielen gezeigt wird. Was bleibe, bei einer Anstellung ohne Produktivität, sei Zeit, so die Künstler. Und durch das Kunstwerk sei der Angestellte, und auch alle die es betrachten, Zeugen der Zeit. Und was daraus gemacht wird.

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Alles ist möglich: Der Angestellte könnte zum Beispiel an extremem „Boreout“ leiden, also an dem Stress, der von Unterforderung entsteht. Es kann aber genauso sein, dass die freie Zeit und das Geld genutzt werden, um eigene Projekte umzusetzen oder dass die unbefristete Freizeit einfach genossen wird. Besonders soll aber Kreativität gefördert werden. Mit dem Kunstwerk soll auch betrachtet werden, dass, im Angesicht von Massenautomatisierung und künstlicher Intelligenz, „wir bald alle produktiv überflüssig“ sein werden. (kec) 

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