Alufolie, Deo, ZahnpastaExperten warnen: Aluminium viel schädlicher als gedacht

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Aluminiumhaltiges Deodorant und weißende Zahnpaste tragen laut Bundesinstitut für Risikobewertung maßgeblich zur Aluminiumbelastung im Körper bei (Symbolbild). 

Berlin – Aluminiumfolie, Deodorant, Lippenstift oder Zahnpasta – über viele verschiedene Wege kann Aluminium in den Körper gelangen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat in einer Studie herausgefunden, dass Teile der Bevölkerung in Deutschland möglicherweise eine gesundheitsbedenkliche Menge an Aluminium aufnehmen. Die Experten haben erstmals untersucht, wie viel Aluminium sich über die Haut und den Mund im Körper ansammelt.

Das BfR warnt, dass die gesundheitlich tolerierbare Aufnahmemenge in allen Altersgruppen deutlich überschritten werden kann. Die europäische Lebensmittelbehörde Efsa empfiehlt nicht mehr als ein Milligramm Aluminium pro Kilogramm Körpergewicht in einer Woche. Doch bereits über die Ernährung nehmen die meisten Menschen in Deutschland schon die Hälfte dieser Menge auf. Das BfR hat seine Studie im Fachjournal „Archives of Toxicology“ veröffentlicht. Was Verbraucher jetzt über Aluminium wissen müssen: 

Was ist Aluminium und worin steckt es? Aluminium ist das dritthäufigste Element in der Erdkruste. Dadurch kann das Leichtmetall auch in unverarbeiteten Lebensmitteln vorkommen, besonders in Hülsenfrüchten, Kakao, Kaffee, Tee, Nüssen und Getreiden. Daneben wird Aluminium als Lebensmittelzusatz verwendet, es steckt zum Beispiel hinter vielen E-Nummern. Außerdem kann das Aluminium aus Lebensmittelverpackungen, Aluminiumschalen, Alufolie oder Kochgeschirr mit Aluminium in die Lebensmittel übergehen. 

Welche Gefahren für die Gesundheit gehen von Aluminium aus? Wird nur eine gesundheitsunbedenkliche Menge über die Nahrung aufgenommen, ist es für gesunde Menschen unproblematisch, denn es wird über die Nieren ausgeschieden. Bei Menschen mit einer Niereninsuffizienz kann es zu Anreicherungen des Leichtmetalls im Körper kommen. Das BfR warnt davor, dass bei einer zu hohen Aluminiumbelastung über einen längeren Zeitraum ein Gesundheitsrisiko besteht. Das Leichtmetall reichert sich im Körper an, zum Beispiel im Skelettsystem oder im Gehirn. Einmal im Körper angelagertes Aluminium wird nur sehr schlecht abgebaut. Mögliche Folgen einer hohen Aluminiumbelastung sind Entwicklungsstörungen des Gehirns und der Motorik und Schäden an Niere, Leber und Knochen. 

Einige Studien haben bereits versucht nachzuweisen, dass es einen Zusammenhang zwischen Alzheimer und einer Aluminiumbelastung gibt. Bisher gibt es für diese These nach Angaben des BfR aber keine wissenschaftlichen Belege. 

Bei Studien an Brustkrebspatientinnen hätten Hinweise darauf gedeutet, dass zwischen der Aluminiumaufnahme über aluminiumhaltige Deodorants und Brustkrebs ein Zusammenhang bestehe. Dieser konnte laut BfR in weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen und Versuchen an Mäusen allerdings nicht nachgewiesen werden. 

Welche Gruppen sind besonders gefährdet zu viel Aluminium aufzunehmen?Säuglinge und Kleinkinder, die mit speziell adaptierter sojabasierter, hypoallergener oder laktosegfreier Nahrung gefüttert werden. Das BfR rät, Säuglinge bis zum sechsten Lebensmonat ausschließlich zu stillen. Auch über Impfstoffe können Kleinkinder Aluminium aufnehmen. Sie haben aber laut BfR „einen hohen gesundheitlichen Nutzen für das Kind und die Gesamtbevölkerung“. Studien belegen außerdem, dass die Aluminiumbelastung durch Impfstoffe gesundheitlich unbedenklich ist. 

Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren, die häufig Lebensmittel essen, die in Aluminiumfolie oder Menüschalen aus Aluminium verpackt, erhitzt oder warmgehalten wurden. 

Jugendliche ab elf Jahren und Erwachsene, die sehr oft aluminiumhaltige Deodorants und weißende Zahnpasten nutzen. Und die sich sehr häufig von Lebensmitteln ernähren, die in unbeschichtetem Aluminium verpackt, erhitzt oder warmgehalten wurden. 

• Für junge Frauen ist eine hohe Aluminiumbelastung im Körper laut BfR besonders kritisch, weil Aluminium sehr lange im Köper gespeichert wird und das Leichtmetall plazentagängig ist. Nutzen Frauen etwa viele aluminiumhaltige Kosmetikprodukte, könnten bei einer Schwangerschaft die ungeborenen Kinder einer erhöhten Aluminiumkonzentration ausgesetzt sein.

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Was empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung zum Schutz? Das BfR rät besonders jungen Frauen, jede Aluminiumaufnahme aus vermeidbaren Quellen sehr kritisch abzuwägen. In einer Stellungnahme raten die Experten, Verbrauchern sparsam mit aluminiumhaltigen Deodorants und Zahnpasten mit Aluminiumflourid und weißenden Zahncremes umzugehen – sie tragen wesentlich zur Belastung bei. Auch in Sonnencremes oder als Farbpigment in Lippenstiften wird Aluminium verwendet. Nach Angaben des BfR muss Aluminium in der Zutatenliste der Produkte aufgeführt sein.

Für Lebensmittel empfiehlt die Behörde, sich möglichst abwechslungsreich zu ernähren. Verbraucher sollten versuchen, bei Lebensmitteln und Kosmetika Produkte und Marken zu wechseln. Das senke die Gefahr, dauerhaft ein stark mit Aluminium belastetes Produkt zu konsumieren.

Weil sich Aluminium aus Aluminiumfolie oder Schalen besonders durch salz- und säurehaltige Lebensmittel lösen, sollten diese nie darin gelagert oder zubereitet werden. Tomaten, Rhabarber, Apfelschnitze, Salzhering oder Käse sollten deshalb nicht in Aluminiumfolie eingewickelt werden. Thomas Tietz, der leitende Autor der Studie, sagte gegenüber dem „Tagesspiegel“: „Alufolie hat in der Küche nichts zu suchen.“ Fischfilets oder Fleisch, das mit Zitronen oder anderen sauren Zutaten in einer Aluminiumschale für längere Zeit im Ofen erhitzt werden, seien der „Super-Gau“.

Für den Grill empfiehlt das BfR als Alternative für Aluminiumschalen wiederverwendbare Schalen aus Edelstahl oder Keramik. (rha)

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