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UpdateCorona-Warn-App zeigt jetzt Schnelltest-Ergebnisse an

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Seit Juni gibt es die Corona-Warn-App.

Köln – Seit vergangenem Juni gibt es die Corona-Warn-App in Deutschland – und sie wird seitdem immer wieder weiterentwickelt. Wir geben einen Überblick, was noch kommen soll, was verbessert wurde und welche Funktionen der deutschen App-Version noch fehlen.

Jetzt verfügbar: Digitale Testergebnisse in der App

Die offizielle Corona-Warn-App des Bundes kann jetzt auch die Ergebnisse von Schnelltests anzeigen. Mit der neuen Version könnten Nutzerinnen und Nutzer ihre Mitmenschen nun noch schneller warnen und damit Infektionsketten noch schneller unterbrechen, teilten die Entwickler der App am Montag mit. Das Update auf Version 2.1 stand am Montagmorgen bereits im App-Store von Apple für das iPhone bereit. Die Version für Android-Smartphones soll im Google Play Store spätestens am Dienstag zur Verfügung stehen.

Mit dem Update können die Anwender nach dem Schnelltest eine Klötzchengrafik (QR-Code) einscannen und erhalten dann kurze Zeit später in der App das Testresultat. Ein negatives Ergebnis wird dann 48 Stunden lang in der App angezeigt und kann dann auch beim Einkaufen oder beim Friseurbesuch vorgelegt werden. Positive Ergebnisse werden in der App so lange angezeigt, bis die User das Ergebnis teilen. Der Schnelltest werde von der Corona-Warn-App gleichberechtigt zum aufwendigeren PCR-Test behandelt. Zum Start sind acht Partner an das System angeschlossen: Bundeskanzleramt, das Bayerische Rote Kreuz, dm-drogerie markt, Doctorbox, EcoCare, die Healthcare Marke von Ecolog Deutschland GmbH (mit unter anderem Lidl), Huber Health Care, das Ministerium für Bildung und Kultur Saarland sowie testbuchen.de/No-Q.

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Bald soll dieser Kreis aber stark erweitert werden. „Seit Ankündigung der Integration Ende März sind 125 Anfragen von Schnelltest-Betreibern aus unter anderem Testzentren und dem Einzelhandel eingegangen, die sich an der Integration beteiligen möchten“, heißt es in dem Blog der App-Entwickler SAP und Deutsche Telekom. 

In künftigen Versionen soll - noch vor Beginn der Sommerferien - auch ein digitales Impfzertifikat angezeigt werden können. Anwender könnten damit nachweisen, dass sie vollständig geimpft worden sind. 

Soll kommen: Erinnerungsfunktion positives Testergebnis mitzuteilen

Bislang teilen nach Angaben des RKI nur rund 60 Prozent ihren positiven Befund anderen App-Nutzern mit. Es sei ein wichtiges Ziel, alle Nutzenden zu motivieren, ihren positiven Befund zu teilen. Deshalb soll die App um eine Erinnerungsfunktion erweitert werden, die zeitlich befristet zu einem späteren Zeitpunkt an das Warnen anderer Menschen erinnert.

Die Benachrichtigung soll zwei Stunden nach dem Anzeigen des positiven Testergebnisses angezeigt werden, um den Nutzenden daran zu erinnern, dass das Testergebnis noch nicht freigegeben wurde. Nach vier Stunden wird eine zusätzliche Erinnerung angezeigt. Der Prozess für die Eintragung eines Testergebnis soll durch eine bessere Benutzeroberfläche vereinfacht werden. Zudem sollen die Nutzer durch eine einfache und klare Sprache angesprochen werden.

„Die Mitteilung eines positiven Befunds ist für die Nutzenden der Corona-Warn-App zunächst eine beunruhigende Nachricht und in dieser unmittelbaren Situation steht für die betroffene Person das Teilen des Befunds mit der Community zunächst nicht im Vordergrund“, heißt es in einem Papier des Bundesgesundheitsministeriums. Mit etwas zeitlichem Abstand habe sich der Benutzer etwas gefasst und stehe dem Teilen seines Ergebnisses offener gegenüber.

Besser: Aktuelle Zahlen zum Infektionsgeschehen

Damit die Nutzer sich häufiger mit der App beschäftigten, wurde ein weiterer Mehrwert geschaffen: In der App werden täglich aktuelle Zahlen zum Infektionsgeschehen sowie Statistiken zur App zur Verfügung gestellt. Außerdem: Das Fraunhofer-Institut hat die Messmethode der Corona-Warn-App an die britische Mutation angepasst.

Besser: Risikobegegnungen werden besser gefiltert

Die App aktualisiert sich inzwischen mehrmals täglich. Bisher war nur eine einzige Überprüfung auf Risikobegegnungen innerhalb von 24 Stunden möglich. Diese Begrenzung wurde inzwischen aufgehoben, nun kann die App zu sechsmal täglich aktualisiert werden. Dadurch soll es ermöglicht werden, Infektionsketten deutlich früher zu unterbrechen.

Aber: Die Entwickler der Corona-Warn-App haben die Risikobewertung und -anzeige innerhalb der Anwendung geändert. Das kann dazu führen, dass nach dem neusten Update auf einmal weniger oder gar keine Risikokontakte mehr angezeigt werden, obwohl zuvor noch vor mehreren solcher Kontakte gewarnt worden war. Die Aktualisierung für iOS auf Version 1.9.1 wird bereits ausgerollt, die für Android steht noch aus. Die Entwickler können nach dem Update nach eigenen Angaben präziser steuern, welche Begegnungen gezählt werden sollen. Es werden mehr Kontakte, die aus epidemiologischer Sicht nicht relevant sind, herausgefiltert und nicht mehr angezeigt.

Für die Anzeige in der App bedeutet das: Die rote Risikokarte zeigt nun, an wie vielen Tagen man Begegnungen mit erhöhtem Risiko hatte und an welchem Tag (Datum) die letzte Begegnung mit erhöhtem Risiko stattgefunden hat. Die grüne Risikokarte zeigt, an wie vielen Tagen es Begegnungen mit niedrigem Risiko gab.

Besser: Datenaustausch mit anderen EU-Ländern

Laut dem Bundesgesundheitsministerium kann die deutsche Version der App seit Oktober mit denen aus Italien und Irland kommunizieren und Daten austauschen – bis Ende November will die EU-Kommission dafür sorgen, dass mindestens ein Dutzend weitere europäische Länder folgen.

Bislang hatte jeder der EU-Staaten eine eigene Corona-App entwickelt, die untereinander aber alle nicht vernetzt sind. Heißt: Grenzüberschreitend können Corona-Infektionen bislang nicht nachvollzogen werden.

Besser: Infektionsrisiko leichter zu bestimmen

Außerdem soll es seit Oktober möglich sein, noch konkretere Angaben zu einer Covid-19-Infektion in der App zu erfassen. Um andere Nutzerinnen und Nutzer besser über ihr jeweiliges Infektionsrisiko zu informieren, kann etwa eingetragen werden, ob und seit wann man Krankheitssymptome hat – und wie diese genau aussehen. So soll die App das Risiko für eine Ansteckung im Individualfall noch besser berechnen können.

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Besser: Integriertes Kontakttagebuch

Inzwischen ist auch ein Kontakttagebuch in der Corona-Warn-App integriert. Darin sind bereits einzelne Dokumente für jeden einzelnen Tag angelegt, in denen dann die Personen mit Name, Telefonnummer und E-Mail eingetragen werden können, die man getroffen hat. Außerdem kann der Ort des Treffens ausgewählt werden. Damit könnten auch Kontakte mit Infizierten schneller zurückverfolgt werden, die selbst keine Nutzer der App sind – und im Falle eines positiven Testergebnisses schnell an das Gesundheitsamt übermittelt werden. Eine automatische Übertragung findet nicht statt. „Sie können Ihr Kontakt-Tagebuch im Textformat exportieren. So können Sie bei Bedarf Ihre Einträge ausdrucken, bearbeiten oder dem Gesundheitsamt zur Verfügung stellen“, heißt es in der App.

Wer dafür nicht die Corona-Warn-App nutzen möchte, kann auch auf andere digitale Helfer zurückgreifen: iPhone-Nutzer können sich etwa die App „Dein Tagebuch“ kostenlos im App Store herunterladen. Ebenfalls für iOS-Geräte und auch für Android-Smartphones erhältlich ist außerdem die kostenlose App „Coronika“ der Björn Steiger Stiftung.

Mit den Apps können Treffen festgehalten werden – mit Angaben zur Dauer, zur Anzahl der Teilnehmer und anderen Details. Nutzer können aus vorgegebenen Profilen wie Schulkind oder Arbeitnehmer auswählen oder ein eigenes Profil anlegen. Die Daten würden nur auf dem Gerät selbst gespeichert, versprechen die Entwickler. Auch werden keine Entwicklungsbaukästen von Drittanbietern genutzt.

Wer positiv auf das Coronavirus getestet wurde, hat mit der App zwei praktische Möglichkeiten. So kann zum einen eine 14-tägige Quarantänezeit ausgelöst werden. Zum anderen lassen sich die Kontaktaufzeichnungen an das zuständige Gesundheitsamt übertragen, was die Nachverfolgung von Kontaktpersonen erleichtern kann.

Fehlt: Verbindlichkeit

Problem: All das ist bislang weiterhin freiwillig – und auch, sein positives Testergebnis überhaupt in die App einzutragen. Der Erfolg der App ist also stark von den jeweiligen Nutzerinnen und Nutzern abhängig.

In Sachen Datenschutz ist diese Freiwilligkeit vor allem Bezug auf die Angabe von Symptomen zwar ein Zugewinn – jedoch kann sie nur dann die Verbreitung des Virus weiter eindämmen, wenn sich viele App-Nutzer an dieser Funktion beteiligen.

Fehlt: Version für ältere Geräte

Außerdem lässt das Ministerium prüfen, ob die App nicht auch auf ältere Geräte angepasst werden könnte. Bislang ist sie nur für neuere Betriebssysteme verfügbar, was die Zahl der bisherigen Downloads einschränken könnte. Etwa 25,7 Millionen Menschen hatten die Corona-Warn-App laut Robert-Koch-Institut bis Mitte Februar heruntergeladen – eine Zahl, die solch ein Update sicher weiter positiv beeinflussen könnte. (mit afp/dpa)

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