Ernährungsexpertin erklärtWelches Essen uns schön, schlank und schlau macht

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Die richtigen Lebensmittel bringen der Gesundheit mehr als teure Vitaminpräparate.

  • Der Markt für Pflegeprodukte und Vitaminpräparate boomt – dabei sind diese häufig gar nicht nötig, um dem eigenen Körper etwas Gutes zu tun.
  • Ernährungswissenschaftlerin Dr. Alexa Iwan erklärt, warum eine ausgewogene Ernährungsweise ausreicht, um Krankheiten vorzubeugen und Alltagsbeschwerden zu lindern.
  • Grünkohl für die Schönheit und gute Fette gegen Stress? Was der Körper mit dem richtigen „Futter” alles leisten kann, erfahren Sie hier.

Schön, aktiv und gesund zu sein, dafür investieren Männer und Frauen – egal welchen Alters – enorm viel Energie, Zeit und Geld. Es geht aber auch anders: Für ein paar Euro bekommt man einen prallen Beutel voll Grünkohl und trägt „ein Pulverfass an positiven Stoffen für die Schönheit“ nach Hause, sagt Dr. Alexa Iwan. Das „Pulverfass Grünkohl“ ist perfekte Basis für eine schöne Haut, von „der wir glauben, dass wir sie vornehmlich von außen schmieren und pflegen müssen, aber von innen ist es effektiver“. Wie ausgeprägt sich Hautalterung zeige, hänge zu 80 Prozent vom Lebensstil ab, so die promovierte Ernährungswissenschaftlerin. Iwan befasst sich intensiv mit Nahrungsmitteln, die der Schönheit, Aktivität, Gesundheit und einer optimalen Gehirnleistung mehr als zuträglich sind. 

Grünkohl für Schönheit

Der Schönheit dient eindeutig Grünkohl, denn er hat einen ähnlich hohen Betacarotin-Gehalt wie Möhren, eine „Allzweckwaffe“ die hilft, übermäßige freie Radikale zu beseitigen. Und: Grünkohl zählt zu den Vitamin-C-reichsten Gemüsen und enthält beachtlich viel Vitamin K. Der tägliche Bedarf aus dem „Pulverfass“ lässt sich ganz einfach decken. Alexa Iwan: „Einen Smoothie machen, eine Handvoll Grünkohl rein – perfekt.“

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Ernährungsexpertin Dr. Alexa Iwan

Den positiven Grünkohl-Effekt kann man jedoch zackig zunichte machen, indem man zu viel Zucker, egal in welcher Form, konsumiert. Weißer Zucker, brauner Zucker, Fruchtzucker, Agavensaft oder ähnliches, die Wirkung ist gleich verheerend: „Der größte Feind für die Haut ist Zucker, denn er verbindet sich mit Collagen und Elastinfasern in der Haut und vernetzt sie zu AGE.“ Dieser Begriff, der für „Advanced Glycation Endproducts“ steht, bedeutet in der Übersetzung – rein zufällig – „Alter“, denn der Prozess, der durch hohe Zuckerzufuhr in der Haut ausgelöst wird, macht Knitterfalten und sorgt für trockene und spröde Haut.

Gute Ernährung  beginnt im Mutterleib

Nicht nur für die Haut spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Man kann auch nicht früh genug damit anfangen, das Gehirn richtig zu „füttern”.  So weiß man schon lange über positive frühkindliche Hirnentwicklung, dass Kinder, die im Mutterleib gut versorgt werden, später leichter lernen als andere.

Eine frühkindlich optimale Versorgung spielt auch eine wesentliche Rolle in der Demenz-Prophylaxe. Zur optimalen Versorgung gehören Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Nur wenige Nahrungsmittel, so Alexa Iwan, haben nennenswerte Mengen an physiologisch direkt umsetzbaren Omega-3-Fettsäuren. Dazu gehören Lachs, Thunfisch, Makrele. „Wer nicht gern oder gar keinen Fisch isst, der hat ein Problem.“ Eine Alternative wäre Öl aus Meeresalgen. „Aber nicht die Algen, die man als Salat kaufen kann, sondern die Mikroalgen, die auch die Fische im Meer fressen.“ 

Omega-3-Fettsäuren sind gut fürs Gehirn

Dieses Algenöl, oder eben alternativ fetter Seefisch, sind ein wirkungsvolles Bollwerk gegen koronare Herzerkrankungen, speziell der Arteriosklerose, der Verkalkung der Herzkranzgefäße. Je älter man wird, desto mehr dieser wertvollen „Omegas“ sollte man konsumieren. „Nicht“, so Alexa Iwan, „weil der Bedarf steigt, sondern weil sich die Zellen nicht mehr so schnell und gut erneuern“.

Der wohl bekannteste Omega-3-Papst, führend in der Omega-3-Forschung, ist der Internist, Angiologe (Gefäßmediziner) und Kardiologe Prof. Dr. Clemens von Schacky, beheimatet an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Er plädiert dafür, dass „Gehirnarbeiter bestens damit versorgt werden müssen“, weil es dem Denkvermögen dienlich ist. Bei Gehirnarbeitern und auch allen anderen werden durch Omega 3 Mikroentzündungen herunter reguliert und Schmerzattacken minimiert. Wer sein Gehirn nicht optimal mit den entsprechenden Fettsäuren versorgt, beeinträchtigt die Reizweiterleitung im Gehirn, die nicht nur schnell und gut sein muss, sondern tunlichst in den richtigen Hirn-Arealen landen sollte.

Dauerstress durch schlechte Fette

Alexa Iwan: „Stimmt die Zusammensetzung der Nahrung nicht, so kann sich das zuerst in Konzentrationsschwierigkeiten bemerkbar machen und auch darin, dass man sich manche Dinge nicht mehr so gut merken kann.“ Qualitativ schlechte Nahrungsmittel kombiniert mit schlechtem Fett und zu viel Zucker befeuern zudem in Kopf und Körper sogenannte inflammatorische Prozesse. Das sind keine offenen Wunden, sondern Entzündungen der Zellen.

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Für die Zellen bedeuten Zucker, schlechte Fette sowie zu viele Kohlenhydrate, die ebenfalls in Zucker umgewandelt werden, Dauer-Stress, denn diese Entzündungen müssen ständig bekämpft werden. Doch irgendwann geht selbst der stärksten Zelle im Dauer-Kampfeinsatz die Luft aus.

Zu den schlechten Fetten gehören raffinierte Fette, also jene Fette, die gereinigt werden, damit sie länger gelagert werden können und geruchs- und geschmacksneutral sind. Im raffinierten Öl sind wichtige Inhaltsstoffe zerstört, als da wären Vitamine, mehrfach ungesättigte Fettsäuren sowie das Aroma.

Experten sprechen von "Killerfett"

In die gleiche No-go-Schublade gehören gehärtete Fette wie gehärtetes Palmöl, minderwertige Margarine, gehärtetes Kokosfett und mehr. Konsumiert werden sie, wenn man Chips knabbert, Pommes, Pizza und Croissants isst, Panaden, Müsliriegel, Fertigsoßen und Fertiggerichte futtert.

Gehärtetes Fett kann der Körper nicht verarbeiten. Experten nennen es „Killerfett“, weil es sich an Zellen, Blutbahnen und Nerven klebt, die folglich nicht mehr störungsfrei arbeiten können. Sogar das Gehirn nimmt Schaden durch gehärtete Fette. „Man braucht nur wenige Zutaten für eine gute Mahlzeit, und wenn die Zeit drängt, ist Brot mit Butter, Kresse und einer guten Scheibe Käse schnell gemacht. Das ist allemal besser als ein Fertigprodukt“, so Alexa Iwan.

„Mir schmeckt‘s – optimal essen für Schönheit, Aktivität und Gesundheit“

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Alexa Iwan

Ernährungswissenschaftlerin Dr. Alexa Iwan im Gespräch; Moderation: Marie-Anne Schlolaut

Donnerstag, 12. März, 19 Uhr studio dumont, Breite Straße 72, Köln

Karten im Vorverkauf: 16 Euro, 13 Euro mit Abocard, jeweils inkl. VVK-Gebühren, ab sofort erhältlich, Abendkasse 18 Euro, 15 Euro mit Abocard

Abocard: 0221/ 28 03 44 www.abocard.de/tickets www.forumblau-akademie.de kölnticket: 0221/ 28 01 www.koelnticket.de

Wer‘s nicht glaubt, sollte auf der Packung eines Fertiggerichts mal nachlesen, was dort alles verrührt wurde und mit dem vergleichen, was er gerade selbst gemacht hat. Dazwischen liegen Welten. Mit allem, was aus der Packung kommt oder im Vorbeigehen konsumiert wird, „delegiere ich meine Ernährung an andere. Oft ist es so: voller Becher, Deckel drauf, Strohhalm rein und null Ahnung, was drin ist.“

Essen to-go wird als Snack registriert

Dem Körper ist es egal, ob er unterwegs „to go“ abgefüttert wird oder am Tisch sitzt und genussvoll isst – satt ist satt. Der Kopf tickt da schon etwas anders. Er registriert Essen im Gehen eher als Snack denn als ausreichende Mahlzeit. Die Defizite der Fertiggerichte und des to-go-Futters machen sich erst dann bemerkbar, wenn der Organismus damit beginnt zu verarbeiten, was ihm einverleibt wurde.

Defizite stellen sich ebenfalls ein bei billigen Kohlenhydraten, gefertigt aus ausgemahlenem Mehl. Alexa Iwan: „Viel besser sind Mehle mit hohem Aschegehalt, also die Mehle mit den hohen Typenzahlen. Es muss ja nicht unbedingt hundert Prozent Vollkorn sein, da streikt bei manchen der Darm.“ Bekömmlicher ist Teig- und Brotware vor allem dann, wenn der Bäcker sie bearbeitet. Alexa Iwan nennt das Teigführung – also die traditionelle Technik echter Bäcker. „Wenn Bäcker den Teig machen, dann hat der Teig Zeit zum Ruhen. Während dieser mehrstündigen Ruhezeit werden bestimmte Zuckerstoffe abgebaut, die bei empfindlichen Menschen Verdauungsbeschwerden auslösen.“

Die Unverträglichkeit entsteht im Backprozess

Die Zeit, den Teig wie ein Bäcker zu bearbeiten, haben Schnellbackläden, die es an jeder Ecke gibt, nun mal nicht. „Die fertigen Rohlinge werden angeliefert und Enzyme übernehmen die Arbeit, die ansonsten der Bäcker macht. Unser Körper aber reagiert empfindlich auf diese Schummelei.“ Vor allem mit Unverträglichkeiten und Bauchschmerzen. So reagieren viele Menschen, die glauben, dass sie kein Gluten vertragen, in Wirklichkeit aber nicht auf Gluten reagieren, sondern auf nicht abgebaute Zucker, sogenannte "Fodmaps", im Industriebrot „Allergien und Unverträglichkeiten kannte man vor Jahren kaum. Derzeit nehmen sie überhand. Das hat auch was damit zu tun, dass Fertigungsprozesse verkürzt und künstliche Hilfsmittel eingesetzt werden. Diese Abkürzungsprozesse gehen zu Lasten des Verbrauchers.“

Vorsicht vor Vitaminpräparaten 

Und damit zu Lasten der Aktivität, Gesundheit und Schönheit. Was viele versuchen, durch zusätzliche Vitaminzufuhr wett zu machen. Ja, Vitamine sind extrem wichtig. Unser Immunsystem lechzt nach Vitamin A, C, E und D. Warum also nicht Vorsorge treffen und Vitaminpillen schlucken? Unser Körper ist ein kompliziertes und komplexes System, in das wir nicht sinnlos eingreifen sollten“, so die Ernährungswissenschaftlerin. „Es gibt mittlerweile frei verkäuflich 10.000-fach überdosiertes Vitamin B12. Ein Horror.“ Die Verbraucher greifen zu, weil sie denken, viel hilft viel.

Wer es nicht lassen kann oder lassen will, sollte unbedingt seinen Arzt konsultieren, denn „viele Medikamente reagieren problematisch auf Nahrungsergänzungsmittel“. Die Verbraucherberatung hat gute Tabellen zu Wechselwirkungen zwischen Mineralstoffen/Vitaminen und Medikamenten sowie zwischen Mineralstoffen untereinander. Allemal besser ist es für den Organismus, auf die angeblichen Wunderpillen zu verzichten und sich gut und abwechslungsreich zu ernähren.

Eiweiß, um den Organismus zu reparieren

Wer dem Körper und dessen Funktionen Gutes angedeihen lassen möchte, muss unbedingt zu Eiweiß greifen. „Eiweiß ist unsere Karosserie und wichtig für Muskeln, Zellen, Hormone, Nägel und Haare.“ Täglich ein Gramm Eiweiß pro Körpergewicht – damit ist man auf der sicheren Seite. 250 Gramm Magerquark enthalten rund 30 Gramm Eiweiß - für viele Frauen wäre damit bereits die Hälfte des Tagesbedarfs gedeckt. Alexa Iwan: „Das ist genauso effektiv wie ein Eiweiß-Shake, nur billiger. Sieht aber nicht so schick aus. Besonders Veganer müssen aufgrund ihrer Ernährungsweise darauf achten, dass sie genügend Eiweiß konsumieren.

„Je älter wir sind, desto mehr Eiweiß benötigen wir, schon allein wegen des Muskelabbaus im Alter. Und für die junge Fastfood-Generation ist eine ausreichende Eiweißzufuhr bitte nötig.“ Am besten verleibt man sich Eiweiße abends ein, denn „der Körper braucht Eiweiß in der Nacht, um den Organismus zu reparieren“. Wird dieser nächtliche Prozess auf Dauer nicht optimal ausgeführt, dann stehen Gesundheit, Schönheit und Aktivität ganz schnell auf recht wackligen Füßen. 

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