HeuschnupfenWelche Pollen dieses Jahr reichlich fliegen – und was dagegen hilft

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Freude über einen sonnigen Frühling? Viele Allergiker können sie nur bedingt teilen.

  • Der Frühling ist bislang sonnig und trocken. Eine Freude für Sommerfreunde. Allergiker allerdings ärgern sich.
  • Die Pollen fliegen in diesem Jahr zahlreich, die Beschwerden sind heftiger. Liegt das nur am ausbleibenden Regen?
  • Nein, meint Dr. Stefani Röseler. Die Allergologin erklärt außerdem, was gegen den lästigen Heuschnupfen hilft.

Köln – Es ist das altbekannte Leiden. Der Frühling kommt, die Vögel zwitschern, Pflanzen fangen an zu blühen und verdrängen den tristen Winter. Und bei knapp 12,5 Millionen Menschen in Deutschland fängt die Nase an zu laufen, die Augen jucken. Und wenn dann auch noch regelmäßig die Sonne scheint, kommt es für einige richtig dick. Die saisonale Allergie gegen Pollen, im Volksmund Heuschnupfen genannt, ist die häufigste allergische Erkrankung. Die Symptome sollten nicht heruntergespielt werden. Allerdings lässt sich auch etwas gegen sie tun.

Dem Aprilwetter sagt man nach, launisch zu sein. Schönen Sonnentagen folgen plötzliche Regengüsse. Und die sind nicht unwichtig für Pollenallergiker. Niederschläge können nämlich, sofern sie nicht zu heftig ausfallen und die Blütenstaubkörnchen zum Platzen bringen, die Pollen aus der Luft spülen. Nun war der April in diesem Jahr bislang weitestgehend sonnig und trocken, der Spülvorgang fiel weg. Das ist allerdings nicht der einzige Grund für den erhöhten Pollenflug.

Sonnige Tage lassen Pflanzen blühen

Dr. Stefani Röseler von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst und dem Krankenhaus der Augustinerinnen in Köln ist Allergologin. Sie weiß: „Die Birke beispielsweise blüht nicht in jedem Jahr gleichmäßig.“ Es gebe immer mal Jahre mit mehr und mit weniger Pollenflug. Und das Jahr 2020 zähle zu ersteren, es „scheint wieder ein recht deutliches Birkenpollenjahr zu sein.“ Zudem sorgte der milde Winter für einen vergleichsweise frühen Pollenflug, Allergiker müssen sich schon länger mit Heuschnupfen-Symptomen auseinandersetzen. Die sonnigen Tage lassen Pflanzen blühen und Pollen fliegen.

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Dr. Stefani Röseler

Der frühe Beginn hat jedoch auch einen Vorteil. Die Birkenpollen, so Stefani Röseler, hätten ihren Höhepunkt beispielsweise schon überschritten. Für Birkenpollenallergiker ist das Schlimmste also bereits überstanden. An konkreten Vorhersagen will sie sich jedoch nicht beteiligen. Es gebe keine ganz klar prognostizierenden Daten, das hänge immer von verschiedenen Faktoren ab. „Klima, Luftfeuchtigkeit und Pflanzen haben ihren eigenen Rhythmus. Und der ist unterschiedlich. Da gibt es aus meiner Sicht nichts, was richtig verlässlich ist.“

Körper erkennt Pollen als schädlich

Genau sagen lässt sich hingegen, wieso einige Menschen so sehr unter dem Pollenflug leiden, während andere sie ohne Beschwerden einfach ein- und ausatmen. Bei Allergikern bilde der Körper „Antikörper gegen diese Pollen. Das kann man auch im Blut messen“, erklärt Röseler. Der Körper erkennt die Pollen fälschlicherweise als gefährliche Eindringlinge, die ihm schaden könnten – so wie Bakterien oder Viren. „Eine überschießende Immunreaktion. Der Körper versucht, diese Allergene zu bekämpfen. Dadurch kommt es zu dem, was wir als Schnupfen empfinden“, so Röseler. Die Nase läuft, auch die Augen jucken. Die Entzündungsreaktion breite sich auf den gesamten Körper aus, erklärt die Allergologin. Das führe dann auch „zu Schwäche, zu allgemeiner Schlappheit, zu Müdigkeit und so weiter.“

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Eine höhere Anfälligkeit dafür, dass die durch die neuartigen Coronaviren hervorgerufenen Krankheit Covid-19 schwer verläuft, zähle allerdings nicht dazu. „Nein, nach unserem bisherigen Wissen nicht“, sagt Röseler. Dies zeige auch das Register LEOSS, in dem Daten von Covid-19-Patienten gesammelt werden. Auch bei diesen Zahlen sehe es so aus, „dass das Alter und kardiale Vorerkrankungen eine Rolle spielen, die das Ganze schlimmer machen können.“ Deshalb hat die Allergologin aktuell nicht den Eindruck, dass Pollenallergiker mehr betroffen sind als andere Leute.

Kleidung von draußen nicht ins Schlafzimmer

Um das zu verhindern, primär aber die Beschwerden zu lindern, gibt es einige Tipps und Tricks. Dazu gehört unter anderem das Sauberhalten der Wohnung und regelmäßiges Haarewaschen. Auch in der Kleidung verfangen sich Pollen. Diese sollte, sofern draußen getragen, nicht unbedingt mit ins Schlafzimmer genommen werden. Um die Beschwerden aber wirklich zu bekämpfen, setzt Röseler auf die Medizin. „Also einmal gibt es ja sehr gute Augentropfen und Nasensprays, die man nehmen kann. Und es gibt auch entsprechende Tabletten, die sehr effektiv sind. Die sollte man auch nehmen.“

Diese verschieben das Problem allerdings nur, maximal bis in die nächste Pollensaison. „Ich bin der Meinung, dass man bei einer Pollenallergie eine vernünftige Therapie machen sollte“, so Röseler. „Das bedeutet, dass man beschwerdefrei ist. Das ist eigentlich zielführend bei einem Allergiker. Und wenn man das mit Medikamenten nicht richtig hinkriegen kann, ist eine Immuntherapie ein absolutes Muss. Da sollte man sich aufraffen und nach der Pollensaison starten.“

Eine solche Therapie dauert in der Regel drei Jahre. Einmal im Monat wird der Körper mit dem Allergen, auf das er allergisch reagiert, konfrontiert. Dadurch gewöhnen sich Körper und Immunsystem, an die harmlosen Pollen, die fälschlicherweise bekämpft werden. „Das ist etwas, was wir noch viel zu wenig machen“, bemängelt Röseler.

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