In Sachen LiebeMein neuer Partner will keine weiteren Kinder – was kann ich tun?

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Frau enttäuscht

Sie will Kinder, der Mann nicht: Wie kriegt man das Problem gelöst?

Köln – Ich war lange Single, vor acht Monaten nun habe ich endlich die „Liebe meines Lebens“ kennengelernt. Wir sind sehr glücklich miteinander, und natürlich will ich Kinder mit ihm haben. Ich werde allerdings bald 40, und daher habe ich das Thema mit ihm angesprochen. Ich wusste, dass er bereits zwei erwachsene Kinder hat. Aber jetzt habe ich erfahren, dass er keine mehr will. Seitdem bin ich untröstlich und verzweifelt. Was kann ich tun? (Laura, 39)

Ich kann mir vorstellen, dass diese Information wie die Vertreibung aus dem Paradies für Sie sein muss. Sie erleben, dass endlich Ihr Traummann aufgetaucht ist, Ihre Sehnsüchte Gestalt angenommen haben und die Liebe Ihren Alltag bestimmt. Doch dann knallen sie auf den Boden der Tatsachen: Die Erfüllung Ihres Kinderwunsches ist nicht in Ihrem wahrgewordenen Liebesfilm enthalten? Das ist nicht leicht, zu akzeptieren.

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Katharina Grünewald ist Diplom-Psychologin.

Sie erleben gerade, wie es ist, aus der Verliebtheit einen bewussten Prozess des Übergangs zur selbstbewussten Liebe zu gestalten. In ihren Träumen und Sehnsüchten sind Sie alleinige Regisseurin Ihres Lebens, und alle für Sie nicht passenden Widerstände und Störfaktoren kommen einfach nicht vor. In der Realität haben Sie es jedoch mit genau diesen zu tun. Und die starke Verbundenheit zu einem Menschen kann Ihnen nun dabei helfen, damit umzugehen und diese zu gestalten. Sie sind nun ein Regie-Paar und haben es mit einem konkreten Widerspruch zu tun. Ein einfacher Kompromiss ist hier nicht möglich. Daher ist es notwendig, tiefer einzusteigen.

Ich empfehle Ihnen zunächst, Ihre Liebe zu sichern. Schließen Sie für die nächsten Wochen einen Nicht-Trennungsvertrag, der Sie davor beschützt, dass Sie sich aus dem Affekt heraus – weil Sie vielleicht so wütend oder verzweifelt sind – im Kurzschluss trennen. Versprechen Sie sich selbst und ihrem Liebsten, dass Sie sich auf einen Auseinandersetzungsprozess einlassen und ehrlich zu sich und ihm sein wollen. Auch auf die Gefahr hin, dass Sie zum Schluss kommen könnten, sich wieder trennen zu müssen.

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Wenn Sie diesen sicheren Rahmen geschaffen haben, können Sie ein zweiwöchiges Experiment wagen: Eine Woche lang leben Sie so, als ob Sie sich entschieden hätten, sich von Ihrem Kinderwunsch zu verabschieden; in der darauffolgenden Woche so, als ob Sie sich für ein Kind entschieden hätten.

In diesen Wochen achten Sie beide für sich auf aufkommende Gedanken, Gefühle, Bilder und Handlungsimpulse, die Sie sich vielleicht in einem Tagebuch notieren. Dann verabreden Sie sich täglich oder alle zwei Tage zu einer 30-minütigen Austauschrunde und berichten einander, wie es Ihnen mit dieser Entscheidung geht. Es geht hierbei nicht um Argumente für oder gegen diese Entscheidung, sondern allein um eine Bewusstmachung und Information Ihrer seelischen Situation mit dem Thema. Egal, wie Ihre Entscheidung letztendlich aussehen wird, hier können Sie viel über sich und Ihren Liebsten lernen und erfahren.

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Nun gilt es zu überprüfen, welches Bedürfnis genau hinter Ihrem Kinderwunsch steckt, und ob dieses Bedürfnis umleitbar auf etwas anderes ist: ein gemeinsames Projekt, vielleicht die Sorge für ein Haustier? Und dann: Was steckt hinter der Entscheidung Ihres Partners, kein Kind mehr zu bekommen? Ist es die Angst, ein weiteres Mal in einen Rosenkrieg zu gelangen? Oder wieder beruflich zurückstecken zu müssen? Welche Bedingungen würden hier Sicherheit bieten?

Ein solcher Prozess führt nach meinen Erfahrungen entweder häufig dazu, eine gemeinsame und tragfähige Perspektive in der Kinderfrage zu entwickeln. Oder er schafft die Basis dafür, sich respektvoll in Liebe zu trennen, weil die Lebenswünsche unvereinbar sind.

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