Mediziner warnenSo giftig sind die bunten Duftbäume in Autos

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Duftbaum hängt an einem Autorückspiegel

Die bunten Duftbäume hängen in vielen Autos. Mediziner warnen immer wieder vor den gesundheitlichen Risiken.

Köln – Sie baumeln am Rückspiegel und sollen einen angenehmen Geruch verbreiten: Duftbäumchen mit Apfel- oder Vanillegeruch hängen in vielen Autos. Wirklich natürlich riechen sind nicht. Was steckt eigentlich in den Lufterfrischern drin? Und sind sie am Ende sogar schädlich für die Gesundheit?

In der Regel sind die Lufterfrischer Einwegprodukte aus einem saugfähigen, filzähnlichen Karton, der bedruckt und mit Duftstoffen versetzt ist. Solche Duftstoffe bestehen laut Umweltbundesamt oft aus komplexen Gemischen von Chemikalien, die zum Beispiel in natürlichen oder industriell hergestellten Parfümölen Verwendung finden. Im Gegensatz zu geruchsneutralisierenden Produkten überdecken Lufterfrischer andere Gerüche mit ihrem Geruch.

Synthetische Duftaromen verteilen sich schnell im Auto 

Die synthetisch hergestellten Duftaromen verbreiten sich schnell in geschlossenen Räumen wie dem Innenraum eines Autos. Doch nicht alle Menschen mögen das. Manche reagieren sogar sehr empfindlich auf solche Duftstoffe, zum Beispiel mit allergischen Reaktionen. Daneben haben sich auch einige der duftenden Substanzen selbst als problematisch herausgestellt.

Duftbäume erhöhen das Krebsrisiko

Der Berufsverband Deutscher HNO-Ärzte warnt in regelmäßigem Abstand vor einem erhöhten Krebsrisiko im Bereich der Atemwege durch die „karzinogenen Inhaltsstoffe“ der Duftbäume. Gerade in Kombination mit Zigarettenrauch würden rauchende Autofahrer ihr Krebsrisiko erheblich vergrößern. „Ein Raucher multipliziert geradezu das Risiko, wenn er im Auto qualmt und gleichzeitig einen Duftbaum am Rückspiegel befestigt hat“, erklärt der Vorsitzende des Deutschen Berufsverbands der HNO-Ärzte, Michael Jaumann. Die Duftchemikalien bewirkten, dass sich die Inhaltsstoffe des Zigarettenrauchs mit Feinstaub-Partikeln aus der Luft verbinden, im Körper ablagern und die Zellen schädigen. Umso wichtiger sei es, dass Raucher regelmäßig das Auto lüften.

Mehr Allergien und Unverträglichkeiten

Auch das Umweltbundesamt warnt: Die meisten Bäume geben fünf bis zwanzig Mal mehr Duftstoffe an die Außenwelt ab, als die Bundesbehörde für die Luft in einem geschlossenen Raum empfiehlt. Packt man einen neuen Duftbaum im Auto aus, setzt man sich also einer Überdosis aus. Das Umweltamt warnt, dass zu viele Duftstoffe in der Raumluft nicht nur zu Allergien, sondern auch zu Kopfschmerzen und Reizungen der Schleimhäute führen können. Die Moschusverbindungen reichern sich sogar im menschlichen Körper an. Die Folgen seien jedoch noch nicht genau untersucht.

Chemikalien können wir Hormone wirken

Produkttests des Magazins „Öko-Test“ aus dem Jahr 2005 haben ergeben, dass 9 von 18 getesteten Duftbäume mit verschiedenen Geruchsrichtungen zu hohe Mengen von Stoffen verströmten, die gesundheitlich bedenklich sind. Darum fielen viele Produkte durch. Unter anderem wurden der Stoff Lyral oder polyzyklische Moschusverbindungen, die Allergien auslösen können, nachgewiesen. Außerdem enthielten sie so genannte Phthalate. Das sind Chemikalien, die im Tierversuch Leber und Nieren schädigten und wie Hormone wirkten. 

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Wer die Duftanhänger in Zukunft lieber weglassen möchte, braucht auf frische Luft trotzdem nicht zu verzichten. Der Tipp des Umweltbundesamtes: „Statt unangenehme Gerüche oder mangelhafte Raumluftqualität zu überdecken, ist es empfehlenswerter, die Räume zu lüften.“ Also einfach regelmäßig das Fenster öffnen. (sar)

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