WundermittelWarum wir uns nie mehr schlecht fühlen sollten, wenn wir Kaffee trinken

Lesezeit 3 Minuten
Kaffee steht auf dem Frühstückstisch

Gefilterter Kaffee liegt wieder im Trend. Wer einen hohen Cholesterinspiegel hat, für den hat Filterkaffee eventuell Vorteile. Bestimmte Stoffe bleiben im Filter hängen. 

Lübeck/Hamburg – Lange Zeit galt Kaffee als Gift: nervenschädlich, herzbelastend, magenreizend. Es ist nicht so, dass die Menschen das interessiert hätte. Ob morgens zum Aufwachen oder am Nachmittag zum Bienenstich – Kaffee gehört seit jeher zum Alltag der meisten Deutschen. In jüngster Zeit aber mehren sich die Zeichen, dass der Wachmacher womöglich gar nicht so schädlich ist. Im Gegenteil: Geradezu gesund soll er nun sein.

Die jüngste Studie, die Anlass gibt, Kaffee endgültig zu rehabilitieren, ist eigentlich keine Studie. Forscher aus Southampton und Edinburgh haben mehr als 200 Metaanalysen zusammengefasst, die wiederum ihrerseits auf einer Vielzahl von Studien beruhten.

Drei bis vier Tassen Kaffee pro Tag sind unbedenklich 

Was dabei herauskam, hat selbst Leute verblüfft, die schon lange vermuten, dass Kaffee eine positive Wirkung haben kann. Prof. Christian Sina zum Beispiel, der das Institut für Ernährungsmedizin an der Universität zu Lübeck leitet. „Im Ergebnis wurde gezeigt, dass das relative Sterberisiko bei Personen, die drei bis vier Tassen Kaffee am Tag trinken, signifikant geringer war als bei Nicht-Kaffeetrinkern“, sagt er. Sie erkrankten auch seltener an Herz-Kreislauf-Leiden, an Lebererkrankungen oder bestimmten Krebsarten.

Bevor jetzt aber alle euphorisch kannenweise Kaffee in sich hineinschütten, sei gesagt: Aus solchen Studien lassen sich nur schwer pauschale Empfehlungen ableiten.

Mehr positive als negative Effekte

Was man aber sagen kann: Kaffee hat nach derzeitigem Wissensstand wohl mehr positive als negative Effekte. Wer ihn gern trinkt, kann das offenbar ohne schlechtes Gewissen tun. „Drei bis vier Tassen täglich dürften den meisten Menschen nicht schaden“, fasst Sina zusammen.

Nicht jeder verträgt allerdings den schwarzen Wachmacher. Manche Menschen reagieren mit Magenbeschwerden, sagt Birgit Warnecke, Expertin für Kaffee und Gesundheit beim Deutschen Kaffeeverband. Oft liege das am Koffein. Es fördert die Verdauung und führt bei manchen Menschen auch zu Magengrummeln. „Hier bietet es sich an, auf entkoffeinierten Kaffee auszuweichen.“

Im Kaffee sind rund 1000 Wirkstoffe enthalten

Koffein ist zwar der bekannteste, bei weitem aber nicht der einzige Stoff aus dem Kaffee, der im menschlichen Körper Wirkung zeigt. Insgesamt verfügt das Getränk über mehr als 1000 Wirkstoffe, erklärt Prof. Martin Scherer, Direktor des Instituts und der Poliklinik für Allgemeinmedizin am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf. Was genau sie im Körper tun und wie sie zusammenwirken - das weiß noch niemand.

Generell gilt: Je länger und schonender die Bohnen geröstet werden, desto bekömmlicher wird das Getränk. Beim Espresso kommt das Wasser zudem kürzer mit dem Pulver in Kontakt. Auch dadurch enthält er weniger potenziell magenreizende Stoffe.

Das könnte Sie auch interessieren:

Darmbakterien geben Aufschluss darüber, ob Kaffee für Einzelnen gesund ist – oder nicht

Wie gesund Kaffee ist, hängt Ernährungsmediziner Sina zufolge auch von ganz individuellen Gegebenheiten ab. Zusammenhänge vermuten Wissenschaftler laut Sina mit den Darmbakterien eines jeden Einzelnen. „Wenn Sie mich fragen: Schon bald werden wir testen können, wie genau Ihr Mikrobiom aussieht. Und aufgrund dessen sagen können, ob Kaffee für Sie persönlich gesund oder eher weniger gesund ist.“ Prof. Sina ist neben seiner Tätigkeit als Institutsdirektor auch Minderheitsgesellschafter eines aus der Universität heraus gegründeten Start-ups, das kostenpflichtige Tests zu personalisierten Ernährungsempfehlungen anbietet.

Scherer und Sina zufolge sollten nach derzeitigem Kenntnisstand vor allem Frauen vorsichtig sein, die von Knochenschwund betroffen sind. Außerdem sollten Schwangere in den ersten Schwangerschaftswochen möglichst auf Kaffee verzichten oder zumindest ihren Frauenarzt um Rat fragen. (dpa/tmn)

Rundschau abonnieren