In 1000 Meter HöheIst der Kjeragbolten der gefährlichste Foto-Hotspot der Welt?

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Hier geht es mehr als 1000 Meter in die Tiefe: ein Wanderer auf dem Kjeragbolten in Norwegen.

Forsand, Norwegen – Selten ist der Abgrund so nah, wie auf dem Kjeragbolten in Norwegen. Wer den berüchtigten Steinbrocken, der in einer Felsspalte feststeckt, erklimmen will, sollte starke Nerven haben.

Fotos von Wanderern, die den Aufstieg gewagt haben, werden auf Instagram tausendfach geteilt. Der Kjeragbolten gilt als einer der gefährlichsten Foto-Hotspots der Welt. Auf jedem der Bilder sieht es so aus, als würden die Gipfelstürmer gleich jeden Moment mitsamt dem Felsbrocken in die Schlucht stürzen: 1084 Meter geht es an dieser Stelle des Felsplateaus Kjerag, zu dem der Monolith gehört, in die Tiefe, wie das Fremdenverkehrsamt „Fjord Norway“ schreibt.

Die Strecke zum Kjeragbolten ist nichts für Anfänger

Wer es auf den Felsen schafft, wird allerdings mit einem wunderschönen Ausblik über den darunter liegenden Lysefjord belohnt. Dabei ist der Weg zu dem fünf Kubikmeter großen Felsblock nichts für Anfänger. Die Strecke sei sogar für erfahrene Wanderer eine Herausforderung, heißt es auf „Visit Norway“, einem Reiseportal zur Vermarktung des Tourismus in Norwegen.

Auf der sechs bis zehn Stunden langen Wanderung zum Kjerag und zurück müsse ein Höhenunterschied von 800 Metern überwunden werden. An einigen Stellen der elf Kilometer langen Strecke müssten Wanderer sich mithilfe von Stahlseilen hochziehen oder hinunterrutschen.

Die Wanderung zum Kjerag führt durch raues Gelände

Die Tour zum Kjerag, die am Parkplatz Øygardstøl startet, führt demnach durch raues Gelände. Windböen verschärfen die Wanderbedingungen auf dem Plateau zusätzlich. Interessierte sollten in jedem Fall vor dem Start den Wetterbericht im Blick behalten, weil es bei Regen auf dem Plateau sehr rutschig wird.

Die Wanderung wird generell nur im Sommer zwischen Juni und September empfohlen, im Winter könnten sie nur Wanderer mit Spezialrüstung und Bergführer bewältigen.

Beim Base-Jumping starben zwölf Menschen

Das Kjerag-Felsplateau ist außerdem eine beliebte Attraktion bei Base-Jumpern. Dabei springen die Sportler direkt vom Felsen in die Schlucht, um schließlich ihren Fallschirm zu lösen. Die Sportart gilt allerdings als sehr gefährlich. Ein Anbieter am Kjerag warnt sogar auf seiner Homepage: „Base-Jumping ist eine Aktivität mit hohem Risiko, die zu schweren Verletzungen oder zum Tod führen kann.“ Mehr als 53.000 Sprünge vom Kjerag-Felsplateau hat „SBK Base“ seit 1994 nach eigenen Angaben begleitet. Zwölf davon endeten dem Anbieter zufolge tödlich. Insgesamt habe es 136 Unfälle gegeben. 

„Absolute Schwindelfreiheit erforderlich“

Die Wanderung zum Kjeragbolten ist vielen Touristen Nervenkitzel genug. Auf Tripadvisor berichten sie von dem Adrenalinkick während der Tour: „Für mich war es eine ziemliche Überwindung, auf den Fels zu steigen – die Standfläche bietet nicht viel mehr Platz als für 2 Füße und es geht 1000 Meter in die Tiefe. Absolute Schwindelfreiheit erforderlich!“, schreibt eine Nutzerin.

Ihr Mut hat sich jedoch gelohnt: Die Wanderung sei eine der schönsten und aufregendsten Erfahrungen ihres Lebens gewesen, so die Userin. „Oben angekommen fühlt man sich wie auf dem Dach der Welt mit herrlichen Ausblicken auf das türkisfarbene Wasser des Lysefjords“, schreibt ein anderer Nutzer.

Minuspunkt: immer mehr „Turnschuhtouristen“

Inzwischen ist der Kjeragbolten als Ausflugsziel jedoch relativ bekannt. Ein Nutzer warnt: „Einziger Minuspunkt: Zur Hauptsaison trauen sich leider auch auf diese Wanderung bereits viele leichtsinnige 'Turnschuhtouristen', wo einem beim Anblick bereits schwindelig wird.“ (rer)

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