Luxus-HotelsDas erste „Ritz“ wurde vor 120 Jahren eröffnet

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Foto Ritz außen

Eingang des Ritz-Hotels in Paris

Lausanne – Eine Kreditkartenbreite über dem Knie – kürzer dürfen die Röcke der Studentinnen an der renommierten Hotelfachhochschule EHL in Lausanne nicht sein. Für Studenten gilt: Anzug, Hemd, Krawatte. Jeden Tag.

Die älteste Hotelfachschule der Welt feiert in diesem Monat ihren 125. Geburtstag, aber angestaubt finden die Studenten die Vorschriften nicht. „Es ist ein gutes Gefühl, sich jeden Tag schick anzuziehen“, sagt Tobias Ehrlich (21) aus Fulda. „Es gibt mir das Gefühl, etwas Relevantes zu tun. Und ich bin auch produktiver im Anzug.“

Tourismus wurde in der Schweiz geboren

Die Schule wurde 1893 gegründet. Schweiz und Spitzenhotellerie, das gehört zusammen. „Schließlich wurde der Tourismus praktisch in der Schweiz erfunden“, sagt Michel Ferla, Sprecher der EHL.

Mit dem Ausbau der Eisenbahn kamen zuerst Engländer in die Alpen. Hoteliers merkten damals, dass sie keine einfachen Herbergen suchten. Sondern Luxus pur.

Einer, der das zur Vollendung trieb, war Cäsar Ritz (1850–1918). Sein Grab liegt in seinem Heimatdorf Niederwald, in dem heute noch 45 Einwohner leben. Ritz wurde dort als 13. Kind einer Bauernfamilie geboren und war als Junge noch barfuß als Ziegenhirte unterwegs.

Foto Ritz Heimatdorf

Denkmal für Cäsar Ritz in seinem winzigen Heimatdorf Niederwald in der Schweiz

Bei einer Kellnerlehre im Tal erwies er sich nicht als Naturtalent. „Aus dir wird nie ein rechter Hotelier“, soll sein Chef ihn gescholten haben. Doch Ritz ging nach Paris und Wien, studierte die Gepflogenheiten illustrer Gäste und hofierte sie dann mit großem Talent.

„Der Kunde hat immer recht“, war seine Maxime. Bald fragten Hotelbesitzer ihn um Rat, um ihre Häuser auf Vordermann zu bringen. Ritz sorgte für die ersten Zimmer mit eigenem Bad und entzückte Gäste mit seinem unerschöpflichen Krisenmanagement: Als in einem Grand Hotel einmal die Beleuchtung ausfiel, sorgte er mit einem Kerzenmeer für ganz besondere Stimmung.

Beim Versagen der Heizung erhitzte er Steine am Feuer und füllte sie in kupferne Blumenkessel als Heizkörper.

1898 – vor 120 Jahren – baute er sein erstes Hotel unter eigenem Namen am Place Vendôme in Paris. Es gehört bis heute zu den luxuriösesten Häusern der Welt. Prinzessin Diana verbrachte dort die letzten Stunden vor ihrem tödlichen Autounfall 1997.

Foto Lady Di

Oktober 2007: Prinzessin Diana und Dodi al Fayed verlassen das Pariser Ritz. Danach verunglücken sie tödlich.

„Ritzy“ wurde ein Begriff, mit dem Amerikaner bis heute Dinge von elegant bis stinkvornehm benennen.

Ritz eröffnete Hotels in London und New York. Heute gehören die 85 Ritz-Carlton-Häuser in aller Welt zur Marriott-Gruppe, und der Name hat noch immer einen großen Klang.

Foto Innen Ritz

Eine klassische Suite im Pariser Ritz, inzwischen wurde modernisiert. 

Julia Kolb aus Lindau am Bodensee will nach der EHL-Ausbildung auch in die große Welt. Seit die 21-Jährige in Lausanne lernt, ist sie ein kritischer Hotelgast geworden: „Man hat mehr Verständnis, wenn mal etwas schiefgeht, aber weniger, wenn jemand nicht stets nett ist.“

Bei unangenehmen Gästen tief durchatmen – diese Lektion hat sie schon hinter sich. „Ruhe bewahren, lächeln.“ Aus welchen Ländern die anstrengendsten Gäste kommen, sagt sie nicht. Diskretion hat höchste Priorität.

Die Hotelfachschule bildet Führungskräfte aus. Tausende Absolventen leiten und managen in aller Welt große Hotels, Consulting-Firmen und Abteilungen von Konzernen, die mit Hotellerie und Gastgewerbe zu tun haben.

Eliteschüler müssen spülen

Aber zur Ausbildung gehört auch das Reinschnuppern in alle Hotelleriebereiche. Alle der 3000 Studenten müssen während der vierjährigen Ausbildung mal Teller waschen, Küchen schrubben, kellnern, Schokolade herstellen, Suppe rühren, Schinken schneiden. „Wie soll man sonst später Teams anleiten können, wenn man nicht selbst weiß, wie es da zugeht“, sagt Lara Monecke (19).

Es gibt Stipendien, aber viele ausländische Studenten müssen für die vierjährige Ausbildung 140 000 Euro hinblättern. Entsprechend sind zahlreiche Sprösslinge reicher Familien unter den Studenten.

Für einige sind die anstrengenden Einsätze in Küche und Restaurant ein Schock. Ganz anders als beim Hotel-Urvater Cäsar Ritz aus armen Verhältnissen. (dpa, mit cv)

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