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Salami-ChaosHotelgast entschuldigt sich nach 17 Jahren für verwüstetes Zimmer

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Nick Burchill nennt seine Geschichte eine „Verkettung unglücklicher Ereignisse“, wir nennen sie „zu verrückt, um sie sich auszudenken“. Zusammengefasst: Der Kanadier richtete 2001 ein so schlimmes Chaos in seinem Hotelzimmer an, dass das Hotel ihm lebenslanges Hausverbot erteilte. Heute, 17 Jahre später, hat Burchill dem Hotel einen Entschuldigungsbrief geschrieben und erzählt darin die gesamte, wirklich total verrückte Geschichte. 

Das Unglück beginnt mit einer Geschäftsreise und einem Koffer voll Wurst

Den Inhalt des Briefes veröffentlichte er außerdem auf seinem Facebook-Profil, wo er seitdem weltweit schon über 6.700 Mal geteilt wurde. Aber was ist genau passiert?

Das ganze Unglück beginnt mit einer Geschäftsreise nach British Columbia, die Burchill auch dazu nutzen will, seine alten Kameraden von der Royal Canadian Navy zu treffen – er ist Reservist. Die Kameraden freuen sich und bitten ihn, eine lokale Spezialität aus seiner Heimatstadt Halifax mitzubringen, eine ganz bestimmte Salami-Wurst. Burchill kauft genug, um – wie er sagt – „ein ganzes Schiff damit zu versorgen“, genau genommen einen Koffer voll. 

Ein ganzer Schwarm Möwen hat sich in seinem Zimmer versammelt

Weil es in seinem Hotelzimmer keinen Kühlschrank gibt, entscheidet sich Burchill, die Salami-Würste am offenen Fenster zu kühlen. Es ist April und noch nicht besonders warm draußen. Er öffnet das Fenster im vierten Stock, breitet die Würste auf dem Tisch davor und auf dem Fensterbrett aus und geht anschließend spazieren. 

Als er ein paar Stunden später die Tür zu seinem Hotelzimmer wieder öffnet, trifft ihn fast der Schlag: ein ganzer Schwarm Möwen hat sich in seinem Zimmer versammelt. „Ich hatte keine Zeit zu zählen, aber es müssen bestimmt 40 Stück gewesen sein, die schon eine ganze Weile damit beschäftigt waren, die Salami-Würste zu verzehren. [...] der Raum war übersät mit Vogelkot. Was ich vorher nicht wusste: Seemöwen sabbern auch. Besonders, wenn sie Salami essen.“

Ein Tornado aus Vogelkot, Federn, Salamistücken und nicht gerade kleinen Vögeln

Aber damit nicht genug: Burchills plötzliche Anwesenheit scheucht die Vögel auf, die nun aufgeregt im Zimmer herumflattern und einen Ausweg aus dem Zimmer suchen. Das Ergebnis beschreibt er so: „Ein Tornado aus Vogelkot, Federn, Salamistücken und nicht gerade kleinen Vögeln wirbelt durch den Raum. Lampen fallen um, Gardinen zerreißen, ein kleiner Kaffeetisch ist vollkommen versaut.“

Burchill schafft es, die meisten Möwen aus dem Fenster zu scheuchen. Als eine von ihnen versucht, wieder hinein zu fliegen, schmeißt er einen seiner Schuhe nach ihr und hält sie so davon ab. Über eine andere, besonders hartnäckige, wirft er ein Handtuch und wirft sie darin eingewickelt, ebenfalls aus dem Fenster. Schuh, Handtuch und Möwe landen auf einer Gruppe anderer Hotelgäste, die im Garten des Hauses einen Nachmittags-Tee trinken wollen. Kurzum: es ist ein Desaster. 

Nach dem Kurzschluss wusste Burchill: „Ich brauche Hilfe“

Aber die Geschichte ist immer noch nicht zu Ende. Denn jetzt realisiert Burchill, dass er gleich einen wichtigen Termin für seine neue Firma wahrnehmen muss, aber nur noch einen Schuh hat. Er geht in den Hotelgarten und fischt den Schuh aus dem Matsch. Er säubert ihn mit Wasser und trocknet ihn anschließend mit einem Fön. In einer weiteren Verkettung unglücklicher Zufälle fällt dieser in das noch mit Wasser gefüllte Waschbecken und löst einen Kurzschluss aus. Der Strom fällt aus. Burchill: „Zu diesem Zeitpunkt wusste ich, ich brauche Hilfe.“

Er ruft den Zimmerservice, entschuldigt sich unbeholfen bei der geschockten Reinigungskraft und verlässt den Raum, um zu seinem Arbeitstermin zu eilen. In seiner Abwesenheit, wird er in ein anderes Zimmer umgezogen und seine Firma erhält eine Benachrichtigung des Hotels, dass er lebenslanges Hausverbot hat.  

„Vielleicht können Sie meine lebenslange Verbannung noch einmal überdenken“

An dieses Hausverbot hat er sich bis heute gehalten, doch jetzt beschließt Burchill, dass es an der Zeit ist, seinen Ruf zu retten und schreibt dem Hotel einen langen Entschuldigungsbrief, den er über Facebook teilt. Seine Bitte: „Ich komme zu Ihnen, gesenkten Hauptes, und bitte den indirekt durch mich entstandenen Schaden zu entschuldigen und hoffe, Sie überdenken meine lebenslange Verbannung von Ihrem Grundstück noch einmal. Vielleicht können Sie die letzten 18 Jahre als als „abgesessene Strafe“ anrechnen.“

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Die Geschichte hat ein Happy End. Am 31. März schreibt Nick Burchill dieses Update unter seinen Post: „Nachdem Ryan, der Manager des Hotels, meinen Entschuldigungsbrief gelesen hat, teilte er mir mündlich mit, dass ich als Gast wieder willkommen sei.“

„Es ist eine dieser Geschichten, die man sich nicht ausdenken kann“

Und auch gegenüber einer lokalen Zeitung bestätigt die Direktorin des Fairmont-Empress-Hotels, Tracey Drake, dass die Geschichte – so verrückt, wie sie auch klingt – wahr ist. Als sie davon hörte, dachte sie selbst zunächst, es müsse sich um einen Aprilscherz handeln, aber „es ist eine dieser Geschichten, die man sich nicht ausdenken kann.“

Nick Burchill besuchte das Hotel am Osterwochenende, an der dortigen Rezeption entstand auch das Foto aus seinem Facebook-Eintrag. Ende gut, alles gut. (jym)

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