Enten, Schafe, HirscheTiere draußen füttern – warum das nicht selten tödlich endet

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Viele wollen den Tieren nur eine Freude machen, doch eine falsche Fütterung kann schlimme Folgen haben. (Symbolbild)

Köln – Wenn die süßen Schafe einen treuen Blick aufsetzen, schmilzt den einen oder anderen Spaziergängern schnell das Herz - und so mancher meint es gut und packt Brötchen, Kekse oder Gemüse aus, um die Tiere zu füttern. Wenn wir ehrlich sind: Es macht ja auch Spaß, den Tieren eine Freude zu machen. Doch die vermeintlich gute Absicht kann böse enden - und das ist dann keine Freude mehr. Gerade erst verstarb ein Mutterschaf in Gummersbach, weil es sich an einer an den Zaun gehängten Tüte mit trockenem Brot und süßen Teilchen bedienen konnte. Immer wieder sterben Schafe, aber auch auch Hirsche in Wildgehegen oder Pferde auf Weiden, weil sie für sie ungeeignetes Futter von Passanten oder Besuchern angeboten bekommen.

Deutscher Tierschutzbund: Nie fremde Tiere füttern

„Spaziergänger sollten nie fremde Tiere auf einer Weide füttern!“, betont Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. „Spaziergänger füttern üblicherweise trockenes Brot, große Mengen Obst oder Ähnliches. Diese Futtermittel gehören aber nicht zur natürlichen Ernährung dieser Tiere.“ Deshalb gilt die einfache Regel: Fremde Tiere sollte man überhaupt nicht füttern. „Dann muss man sich auch keine Gedanken machen, was schadet oder nicht“, so Lea Schmitz. Abgesehen von der Gesundheitsgefahr, die vom falschen Futter für die Tiere ausgeht, gewöhnen sie sich durch die fütternden Passanten auch das „Betteln“ an. Wenn dann fremde Leute vorbeigehen, denken sie womöglich, die Tiere bekämen nicht genug zu essen und sie würden ihnen mit einer Scheibe gewürztem Brot etwas Gutes tun.

Das passiert bei falscher Fütterung:

Weidetiere wie Schafe, Ziegen oder Rinder sind Wiederkäuer. Ihr Verdauungssystem ist sehr komplex und empfindlich. Normalerweise fressen sie vor allem Gras, das im Pansen - einem von mehreren Vormägen - mithilfe von Mikroorganismen verdaut wird. Die Mikroorganismen funktionieren am besten mit Gras, Heu oder Stroh, können aber auch mit einer langsamen Futterumstellung umgehen. Kleine Mengen Kraftfutter können dann auch zugefüttert werden.

Unkontrolliertes Füttern, das plötzlich und schnell geschieht, ist jedoch sehr gefährlich für die Tiere. „Das Verdauungssystem kommt damit nicht zurecht und es kann schnell lebensbedrohlich für die Tiere werden“, so Lea Schmitz vom Tierschutzbund. Im schlimmsten Fall sammelt sich Milchsäure im Pansen der Tiere, weil die Mikroorganismen das stark kohlenhydrathaltige Futter nicht verarbeiten können. Die Säure schädigt die Pansenschleimhaut und führt zum Organversagen und damit schließlich zum Tod innerhalb weniger Stunden.

Mitleid mit Schafen oder Ziegen, die auf abgeknabberten Weiden stehen, braucht niemand zu haben. „Sie kommen mit einer Ration oder Weidebewuchs, der auf Spaziergänger im ersten Moment vielleicht zu karg erscheint, meist gut zurecht“, erklärt Lea Schmitz. Im Frühling müssen die Besitzer sogar darauf achten, dass die Tiere nicht zu viel des neuen, sehr eiweißreichen Gras fressen.

Brot ist für Enten und Schwäne nicht geeignet

Pferde vertragen Brot auch oft nicht gut. Es kann zu schweren Verdauungsstörungen und Erkrankungen führen. „Dazu kommt noch, dass oft schon leicht schimmeliges Brot verfüttert wird oder das Brot einfach auf die Weide geworfen wird und dort schimmelt“, sagt Lea Schmitz. Zudem kennen fremde Leute nicht die Krankengeschichte der Tiere oder Allergien. Nur die Besitzer wissen, was ihr Tier verträgt und essen sollte. „Sollte man Tiere sehen, bei denen man den Eindruck hat, sie sind zu dünn, bitte erstmal den Tierhalten informieren oder sich an das zuständige Veterinäramt wenden“, empfiehlt Lea Schmitz. Trockenes Brot oder Fallobst, das übrig ist, kann man aber auch direkt dem Tierbesitzer anbieten, damit er es verfüttern kann. „Dann kann er entscheiden, ob und wie viel seine Tiere davon gefahrlos fressen dürfen“, so Lea Schmitz.

Wildtiere wie Enten, Schwäne, Füchse oder Wildschweine sind in der Regel nicht auf die Hilfe von Menschen angewiesen, um genug Futter zu finden. Brot ist für Enten und Schwäne zudem keine artgerechte Nahrung: Es kann in ihrem Magen aufquellen, ohne dass sie mit ausreichend geeigneter Nahrung versorgt wurden. Das kann zu Mangelerscheinungen und Verdauungsbeschwerden führen, was die Tiere anfälliger für Krankheiten macht. Stattdessen fressen Gänse und Enten Getreide, Hühnerfutter, Eicheln oder weich gekochte Kartoffeln. Füttern müssen wir die Wasservögel aber eigentlich nicht; nur wenn in sehr kalten Wintern die Teiche zufrieren.

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Wenn Füchse oder Wildschweine angefüttert werden, können sie die Scheu vor Menschen verlieren und auf Dauer lästig oder zur Gefahr für Haustiere wie Kaninchen oder Hühner werden, warnt Lea Schmitz. Zwei Ausnahmen gibt es aber: Im Winter genießen Vögel ein paar artgerechte Körner. Zudem kann es sein, dass junge Igel im Herbst eine Zufütterung brauchen, wenn sie zu schwach sind. Dann können sie mit hochwertigem Katzen- oder Hundefutter, hartgekochten Eiern oder gekochtem Geflügel- sowie Hackfleisch gefüttert werden. Mehr Informationen gibt es unter: www.pro-igel.de.

In Tierparks können Besucher Wildschweine oder Rehe manchmal mit Mais, Getreide oder Heupellets aus Futterautomaten füttern. Das ist zwar sicherer als mitgebrachtes Brot, aber Tierschützer sehen diese Futterrationen ebenfalls kritisch. „Besucher füttern mehr oder weniger unkontrolliert und die Parkbetreiber haben so kaum einen Überblick über die verfütterte Menge“, so Lea Schmitz. Auch lernen die Tiere so das „betteln“. In größeren Zoos gibt es deshalb oft keine Fütterungsmöglichkeiten mehr. 

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